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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1842
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- Erscheinungsdatum
- 20.09.1842
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- Deutsch
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2231 83 2232 gleißnerische Redensarten verdreht, die Wahrheit durch schnöde . Lüge mit Füßen getreten wird. Jeder Brave, für Zucht,! Sitte, Anstand, Recht und Wahrheit Empfängliche segnet I eine solche Eensur, segnet das Land, in welchem eine solche Censur gehandhabt wird. Denn wie es ihm eine Schmach, eine Versündigung an der Menschheit ist, wenn der Ccnsor zum gewöhnlichen Polizcidiencr, ja zum Häscher gemacht wird und die Stelle einer Schrift, wo etwa das einfache Factum erzählt ist, daß in dem und dem Jahre das Staatsoberhaupt als Opfer einer Verschwörung siel, mit einer schwarzen Tunke überzieht, damit auf der lauteren Wahrheit eine Nacht la gere schwarz in alle Ewigkeit, also ist es ihm ebenso eine Schmach, eine Versündigung an der Menschheit, wenn er sieht, wie den Männern, die zu Hütern des Staats bestellt sind, nicht einmal so viel Macht eingeräumt ist, einer ebenso schaam-, wie ehr-, sittcn- und gewissenlosen Lästerzunge den Mund zu stopfen, ob dieselbe sich's auch zur Freude macht, dem Feinde, mag derselbe auch der bravste, der edelste Mensch genannt zu werden verdienen, vor der Welt die Ehre abzuschnciden und ihn mit höhnendem Spott an den Pranger zu stellen. Mit wehmüthigcm Blicke sieht er über das Meer hinüber nach dem neumodischen Eldorado und bejammert den betrogenen Bruder und Freund, die, weil sie meinten, das Wort sei in Europa nicht frei, hinüber- zogcn an ferne Gestade, um mit ihrer Ehre, mit ihrem gu ten Namen Pharo zu spielen. Die Censur dagegen, die wir als ein Kind einer verwerflichen Furcht bezeichnet«:», segnet nicht der Brave, nicht der für Wahrheit und Menschenwürde Begeisterte, sondern diese preist (von einem Segnen kann na türlich hier nicht die Rede sein) derjenige, welcher seiner moralischen Würde sich entkleidet, dem sein eigenes „Ich" sein Gott und die Wahrheit feil ist um jeden Preis. Ein Solcher preist diese Censur und er hat auch alle Ursache, daß er sic preist, denn dieselbe hat für die Wahrheit ein immer offenes Grab und an ihren Dienern immer bereitwillige Tod- tcngräbcr für die Wahrheit, dieselbe scheut die Wahrheit, und weil dies wegen des eigenen Vortheils ihr eine Nöthigung ist, belegt sie jeden, der den Muth hat für die Wahrheit zu schreiben, mit dem Interdikt und bricht über dessen Schrift, wie über ihn selbst, wie über alle, welche irgendwie einer solchen Schrift einen Weg in die Welt zu bahnen suchten, den Stab. So ließ ja der französische Machthaber unsers Jahrhunderts den braven Palm aus Nürnberg erschießen, weil die Wahrheit, daß cs eine Erniedrigung sei, daß Deutsch land im Dienste einer fremden Länder- und Potcntatenfa- brik stehe, weder gesclwicbcn, noch gedruckt hatte in die Welt versendet werden sollen. Unter solchen Umständen heißt dann die Wahrheit sagen soviel als den Teufel an die Wand malen. Aus diesen wenigen Andeutungen aber geht wohl mehr als zur Genüge hervor, daß, ob die Censur eine gesegnete und ein von jedem Rechtlichgesinntcn ecwünschtesJnstitut, oder eine verhaßte und ein, wie I. Paul sic nennt, geheimer Nach- richtcr sein soll, einzig und allein nur von den Zeitumstän- dcn und von denen abhängt, die durch ihre Stellung zunächst und am allcrehesten ermächtigt sind, der Zeit in der sie leben eine bestimmte Richtung zu geben. Wird die Zeit, oder vielmehr Derjenige, welcher für den Träger, Lenker und Leiter derselben angesehen wird und angesehen werden muß, lediglich nur jene edle Furcht blicken lassen und nur im Geiste dieser edeln Furcht handeln, so wird die Censur immer nur als ein von Jedermann geachtetes, von Jedermann gutge heißenes Institut dastehen, weil dieselbe jedes freie, kräftige Wort für die Sache der Wahrheit dulden und gutheißen, jedem frcimüthig geschriebenen Werke, wenn dasselbe auch Mängel und Fehler der Zeit berührt, unbedenklich und ohne Weiteres ihr Imprimatur ectheilen wird. Wahrheit bleibt freilich immer die Hauptsache, immer die Fahne, welche als Siegspanicc denjenigen vorgetragen werden muß, welchen ein solches Werk in die Hände gegeben wird. Läßt dagegen die Zeit, oder deren Träger, Lenker und Leiter, überall nur jene Furcht blicken, die wir als eine verwerfliche bezeichnten, nun so liegt es in der Natur der Sache, daß die Censur ge fürchtet und gehaßt werden wird wie die geheime Polizei, die mit ihren verkappten Häschern für ein fast ebenso ekelhaftes Jnguisitionstribunal gelten kann, wie das im mittelalter lichen Spanien. Denn eine solche Censur vertilgt nicht nur die zu Papier gebrachten freien, auf der Wahrheit basiren- den Gedanken, sondern sie möchte auch die Seele vertilgen, aus welcher derartige Gedanken gekommen sind- Ja, über alle nur einigermaßen die Zweckmäßigkeit irgend eines Insti tutes im Staate in Zweifel ziehenden Schriften ein hoch- nothpeinlichcr Halsgericht zu halten, ist einer solchen Censur eine moralische Nöthigung, da bei einer Furcht, wie die ist, auf welcher eine solche Censur ruht, von Milde, Toleranz und ähnlichen Dingen nicht mehr, wohl aber von einer mit Argusaugcn wachenden Strenge die Rede ist. Aus den obigen Andeutungen geht aber auch ferner her vor, daß die Censur, die wir die Tochter einer edeln Furcht nannten, auf einem absolut monarchischen Boden wohl denk bar ist, aber nur in äußerst seltenen Fällen gefunden werden wird, dagegen aber auf constitutionellem Boden nicht nur erwartet werden darf, sondern auch fortdauernd erwartet werden muß, weil wahrhaft konstitutionelles Leben nur so lange bestehen und nur so lange wahrhaft gefördert werden kann, als es jedem Einzelnen im Staate gestattet ist, seine Ansichten, Gedanken und Ideen frei und offen auszusprechen und Anderen mitzutheilen. Beweise hierfür aus der Ge schichte liegen ziemlich nahe, und den deutlichsten Beweis liefert unser sächsisches Vaterland, während als Repräsen tanten der Autokratie Napoleon und Friedrich der Große ge nannt werden mögen, von denen der erste einzig und allein nur sein Machtwort gelten ließ, der zweite aber, vielleicht die edelste autokratische Natur in der Geschichte, nur jene edle Furcht kannte, rücksichtlich der Censurverhältnisse eine Milde walten ließ, die in der Thal staunen macht und da durch zugleich zeigte, daß ein freies Wort auch dem Autokra ten nicht zuwider ist, wofern er nur von der Regel eine Ausnahme macht, und —edel ist. Endlich geht aber auch aus dem Obigen hervor, daß, wenn von einer freien Entwickelung des Staatslebens die Rede sein soll, auf der einen Seite an eine absolute Ccn- surfrciheit oder Abschüssen der Censur nicht gedacht werden kann, so lange die Entwickelung noch nicht vollkommen zu nennen ist, und daß auf der andern Seite die gesetzlichen Verordnungen und Bestimmungen über das Censurinstitut nicht decennienlange Gültigkeit haben dürfen, sondern ebenso
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