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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1842
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- Erscheinungsdatum
- 21.06.1842
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- Deutsch
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1411 57 1412 für diesen ausgezeichneten Denker, daß die Erfahrung oder die Theorie diesen Saß zulassen wird. Wir kennen heu tiges Tages keinen absoluten Staat mit voller Preßfreiheit, wohl aber konstitutionelle Länder und wo ist der Schaden, welchen in England, in Belgien, ja selbst in Frankreich die Preßfreiheit anstiftclc? In beiden erstem Staaten hat die Presse die höchste Freiheit, eine Partei schreibt unumwunden, ja oft frech über die andere, keine Persönlichkeit wird ver schont— leidet das Wohl des Ganzen, leidet die relative! Wahrheit darunter? Nirgend. Wir, außerhalb der Par-! teicn stehend, mögen manchen Sieg für unrecht, die absolute Wahrheit zuweilen in der unterliegenden Sache finden, aber darauf kommt es nicht an, sondern was der größte Theil der Nation am besten, für seine zeitweiligen Bedürfnisse für angemessen findet, was seiner augenblicklichen Stellung am dienlichsten ist. In England und Belgien laßt sich nie mand irren, sondern findet aus den entgegengesetzten Bewe gungen den Weg heraus, den er cinzuschlagcn hat. Auch die! französische Presse verdient nicht, daß man obenhin den Stab über sie breche. Nicht sie ist schuld an den dortigen Verhältnissen, sondern die Verhältnisse sind schuld an ihrem Standpunkte. Sic ist ohne Haltung, matt, voller Wider-! sprüche, aber sie ist nur der Spiegel der jetzigen Gesellschaft, die müde, karakteclos ist, alles daran gegeben hat, um nur zu genießen. Trotzdem hat sie Einen Halt nicht verloren,! und wie durch die Gesinnung der Nation, so durch die Presse zieht sich doch immer der rothe Faden der Nationalität, des! Patriotismus, der oft falsch verstanden sein mag, aber doch immer ehrenwerth bleibt. Nein, nicht die constitutioncllcn Staaten haben die Preßfreiheit zu fürchten, sondern sie sind ^ zu bedauern, wenn sie in diesem Punkte hinter absoluten Staaten Zurückbleiben zu müssen glauben. Baden und Würtemberg können sie so gut vertragen, wie Preußen, desto schlimmer für sic, wenn sie uns nachstchcn. Auch bei uns erheben sich Stimmen dagegen, aber sie kommen nicht von oben, sic fliehen sogar in auswärtige Zeitungen, um sich Luft zu machen und von da, aus fremdem Sumpfe, zu war nen. Die Warnung kommt etwas früh, denn was ist bis jetzt noch geschehen, um sie hervorzurufen? Es kann nur die Furcht vor der Zukunft sein, welche sie veranlassen kann. Wir sehen dieser Zukunft mit großer Ruhe entgegen. Die Presse regt bei uns nicht auf, sie spricht nur aus, was von Vielen gewünscht wird, und einer Regierung muß es dop pelt willkommen sein, diese Wünsche kennen zu lernen, wenn die Presse das einzige Organ ist, durch welches sie sic erfah ren kann. Diese Wünsche mögen zuweilen unpassend sein; der ausgesprochene Tadel gegen eine Maßregel, gegen einen Verwaltungszweig mag auf Jrrthümern beruhen — zuge geben. Aber um so mehr muß es der Regierung darum zu thun sein, diese falschen Ansichten zu berichtigen. Die Zeit ist nicht mehr, wenn sie je existirte, wo Alles gut war, weil es von oben kam; es ist Niemand mehr, der nicht seinen Maßstab anlegte, wenn dieser oft auch nicht ausreicht. Aber gerade deshalb befestigen sich die Jrrthümer um so mehr, wenn es kein Organ gibt, das frei, von einem höhern Stand punkte aus sich eine Richtschnur wählt, und es der Regierung möglich macht, wenn auch dies- fehlte, die Wahrheit nach ihrem besten Ermessen herzustellen. Unsere Presse beschäftigt sich jetzt vielfach noch mit sich, aber es fehlt ihr durchaus nicht an ernstem Stoff für die Besprechung : sie hat vorzugsweise aus eine größere innere Einigkeit Deutschlands zu wirken, auf eine Verschmelzung der Völker, denn der Zollverein allein thut es nicht, so lange noch jedes Ländchen seine eigenen Ge setze hat, die politischen Verhältnisse noch oft Einzelner Will- kühr Preis gegeben sind; für die Ausbildung unserer eigenen geistigen, politischen und materiellen Zustände ist noch ein weites Feld offen, das noch nicht umpflügt, geschweige besäet ist. Sache der Presse ist, hier rüstig Hand anzulegen, Sache der Regierung, der Wahrheit ihrer Stimme Gehör zu geben, wo sie unwahr ist, sie zu berichtigen. Die vornehme Verachtung ist nicht mehr an der Zeit, und ist auch, wo sie ausgesprochen worden, nicht innerlich gemeint. Die Regie rung trete mit dem guten Selbstbewußtsein, das ihr inne wohnt, daher stets offen auf, wo Falsches, was Böses wirken könnt-, geäußert wird, und berichtige kurz und bündig. Erst aus einem solchen Wechselwirken, welches gegenseitige Ach tung begründet, wird sich ein wahrer Gewinn für das allge meine politische Gedeihen entwickeln. Schon das wäre ein Gewinn, daß man dann nicht mehr Artikel in fremden Zei tungen für offizielle oder offiziöse Erklärungen der Regierung hält, wie dieß jetzt einem in dem Hamburger Corresponden ten enthaltenen widerfährt. Obwohl mit Unrecht, denn wenn eine Regierung, wie die unsrige, sich gegen eine Rich tung, wie z. B. gegen die sich jetzt in Ostpreußen offenbarende ausspricht, so thut sie dies in einem würdigem Tone, nicht durch Schmähungen oder Verdächtigungen. Parteien mögen sich falsche Zwecke unterschieben und dies unter sich ausmachen, aber ein Gouvernement geht gerade durch. Man beleidigt da her eine Regierung, wenn man ihr solche Entgegnungen zumu- thet und ist man überzeugt, es sei nur die Leistung eines ge wöhnlichen, d. h. eines sehr gewöhnlichen Correspondentcn, so thut man ihm zu viel Ehre an, wenn man seine Insinua tionen veröffentlicht, ohne ihn zugleich dafür zu strafen. Ec macht sich auf seine Art lustig, über die Bestrebungen derer, welche es für möglich halten, daß der Staat bestehen könne, selbst wenn er nicht absolutistisch wäre, selbst wenn er außer halb der Kirche stände. Wenn das Alles so unmöglich ist, warum sich zugleich so darüber ereifern? Aber er ist über zeugt, es sei der Opposition selbst gar nicht ernst gemeint, die Journalisten, die solche Verwegenheiten äußerten, wollten nur, wie die französischen, Minister werden. Es ist wahr, es gibt wenig französische Minister, selbst unter den besten, die nicht zugleich Journalisten gewesen wären, aber wer wird eine solche Schmach bei uns für möglich halten? Guter Gott, ein Zeitungsschreiber, der nicht einmal das dritte Examen gemacht hat, Minister! Nein, so verbrecherisch ist Keiner, daß er einen solchen Gedanken hegte. Aber gibt es denn keinen Patriotismus mehr, als den bezahlten? Wir haben eine bessere Meinung von der Regierung, von dem Volke; wir wollen nichts, als unsere Pflicht thun, wie wir sie nach besten Kräften erkennen; wir wissen, daß mit Anregen und ! gelegentlichem Opponiren keine Belohnungen zu gewinnen ! sind, aber es gibt nun einmal für manche Menschen etwas Höheres, als diese, das ist die Achtung, welche niemand, selbst
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