Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige H e r a u S g e g e b e n von dcn Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. M 7. Freitags, den 22. Januar 1841. Einige Worte der Erwiederung auf Herrn Karl Bädckers Aufsatz über Bnchhändlcrschulen. Wenn die Idee, eine höhere Unterrichts- und Lehranstalt für junge Buchhändler ins Leben zu rufen, bei Vielen An klang gefunden und ein Theil denkender Buchhändler in der Verwirklichung dieser Idee eine Garantie zum Bcssecwerden erblicken will: so kann es dennoch weder auffallend, noch unerfreulich erscheinen, wenn auch entgegengesetzte Meinungen laut werden. Durch das Aussprechen divcrgircndcr Ansichten werden Erörterungen hervorgerufen , es wird ein Gegenstand nach verschiedenen Seiten beleuchtet, und hat sich darnach das Wünschenswerthe odcr dieNothwendigkeit, eine Idee zu reali- siren herausgestellt, dann geht man um so freudiger und zu versichtlicher an's Werk. In dieser Rücksicht habe ich den Aufsatz des Herrn Karl Bädeker über „Buchhändler-Schulen" willkommen geheißen und im Börsenblatts um so lieber mitgetheilt, als dadurch Gelegenheit geboten wird, noch einmal auf diesen Gegenstand zurückzukommen und vielleicht dadurch mehrfach gehegten Be denken in Vorhinein zu begegnen. Der Buchhändler soll sich durch eine allgemeine, höhere Bil dung auszcichnen, so daß er den Anforderungen, die man an ihn zu machen berechtigt ist, zu entsprechen vermag. Dar über sind wohl die Ansichten nicht verschieden, und Herr Bä- Lcker scheint diese Forderungen höher zu stellen, als man dieses im Allgemeinen zu thun pflegt. Es handelt sich also einzig um die Mittel und Wege, diese Bildung sich aneigncn zu können. Herr Bädeker findet dcn vollständigen Gymnasial- Eursus für geeignet und genügend, den jungen Mann, der bem Buchhandel sich zu widmen entschlossen ist, so auszu rüsten, daß er mit Erfolg seinem fernem Berufe sich hingeben kann. Dieser Ansicht dürfte manches entgegen zu stellen sein. Ich finde den Gymnasial-Unterricht für ungenügend,denn er ist von der Art, daß er den Schüler weder in das Gebiet der 8r Jahrgang. Wissenschaft cinführt, noch mit dem, was man unter dem Namen: „Gemeinnützige Kenntnisse" zu verstehen pflegt, vertraut macht. Er bezweckt vornehmlich, die Mittel an die Hand zu geben, vermittels welcher dereinst eine wissenschaft liche Ausbildung zu erlangen ist, und er bedingt nach seiner Beendigung, wenn er nicht in den meisten Fällen erfolglos bleiben soll, ein eigentliches wissenschaftliches Studium. Ungeeignet, ja sogar bedenklich finde ich den vollständi gen Gymnasial-Eursus, weil der junge Mann eine solche Zeit dazu bedarf, daß er nach Beendigung desselben bereits in ein Alter getreten sein wird, in welchem ihm ein so unter geordnetes Verhältnis wie die Lehrzeit ist und sein soll, nicht mehr behagt. Im achtzehnten Jahre hat der junge Mann Ideen in sich ausgenommen und seine geistige Entwickelung hat eine Richtung eingeschlagen, welche schon eine gewisse Selbstständigkeit voraussetzt, eine Selbstständigkeit, die wohl die meisten Principale cinzuräumen nicht gesonnen sein werden. Nichts desto weniger pflichte ich Herrn Bädeker's Ansicht bei, daß der Gymnasial-Unterricht für diejenigen, welche sich dem Buchhandel widmen wollen, geeigneter und nutzbrin gender ist, als der Unterricht in sogenannten Real- und Bür ger-Schulen ; denn es ist nicht in Abrede zu stellen, daß der crstere mehr den Verstand schärft und die Urtheilskraft zur Reife gelangen läßt. Dazu aber wird die Absolvirung der unteren vier Gymnasial-Elassen genügen, vorausgesetzt, daß es während der Lehrzeit weder an Anregung noch Gelegenheit fehle, auf diesem Grunde und mit den erworbenen Mitteln die eigentliche buchhändlcrische Ausbildung zu betreiben. Was aber kann geeigneter sein, eine solche Anregung und Gelegenheit dar zubieten, als eine Lehr-und Unterrichts-Anstalt, die vornehmlich die Ausbildung des jungen Buchhändlers zum Zweck hat. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß das Vorhandensein einer solchen Anstalt vor der Hand nicht von allgemeinem Nu tzen sein kann, indem von derselben nur diejenigen einen Gewinn ziehen können, welche sich mit ihr an demselben Orte befin- 11