für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Veschättszwerge. H e r a u S g e g c b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 20. Dienstags, den 10. Marz 1840. Einige allgemeine und besondere Betrachtungen über den Buchhandel, bei Gelegenheit eines Rückblickes auf die Jahre 1838 und 1839. (Fortsetzung.) IV. Publicität im Interesse der Politik, Wissenschaft, Literatur und des Buchhandels. — Das Lobpreisen der Publicität auf der einen, so wie das Ver ketzern derselben auf der andern, wiewohl schon schwächer» Seite, ist in unfern Tagen so stark gewesen, daß Viele, die zum Untersuchen und Nachdenken darüber entweder zu schwach oder zu bequem waren, dadurch in ihrem Glauben an die Be schaffenheit derselben ganz irre gemacht worden sind. Entfernt, die Gründe für und wider zu wiederholen, erlaube ich mir nur zwei Fragen an die Widersacher der Publicität. Die Interessen des Buchhandels dabei ins Auge fassend, beziehe ich Publicität außer auf Politik auch auf Religion und über haupt alles Wisscnswürdige, auf Alles, was den menschlichen Geist vom Anfänge an in Thätigkeit gesetzt hat. 1) Auf welcher Stufe der Eultur würde man wohl das Menschengeschlecht erblicken, wenn die öffentliche Mit- thcilung aufgefundcncr Wahrheiten zu allen Zeiten für Eontrebande gegolten hätte? Jeder Mensch müßte sich mit dem, was er selbst auffände, begnügen, und dieses würde im Vergleich mit den durch Aus tausch und wechselseitige Mittheilung erworbenen Geistes- schätzcn, mit denen wir jetzt wuchern, unendlich wenig sein; ja wie Viele würden dabei ganz leer ausgehen! Ich erlaube mir ganz vorzüglich die Gegner der Publicität vermuthungs- weise unter diese Viele zu rechnen. 2) Wozu hat uns der Schöpfer Vernunft, Sprache und Mittheilungstrieb (der, je höher die Angelegenheit steht, desto mächtiger wirkt) verliehen? Etwa blos, um gemein schaftlich mit den Thieren des Feldes unsere Nahrung auf zusuchen, und nach Verschiedenheit des angenehmen oder 7r Jahrgang. unangenehmen Einflusses der äußern Dinge auf uns, ent weder ein freudiges Geschrei oder ein banges Geheul von uns hören zu lassen? Von der Nützlichkeit und Brauchbarkeit der Publicität über haupt wäre also die Frage nicht mehr, wohl aber vom rech ten Gebrauche derselben. Und hier ist's auch, wo der Buchhandel unmittelbar in den Handel verwickelt wird. — Wenn ich hier vom rechten Gebrauche der Publicität rede, so sehe ich nicht blos darauf, ob man sich ihrer zu laut und ungezähmt, zur Unrechten Zeit, auf eine unverantwortliche Art u. si w. bedient habe, sondern ich habe dabei vorzüglich den Umfang und die Allgemeinheit dieses Gebrauchs im Auge. Man ist in unfern Tagen einerseits hierin zu weit gegangen, anderseits hat man aber in der Sache zu wenig gcthan. Ein großer Tkeil unserer politischen, philosophischen und statistischen Schriftsteller war seit geraumer Zeit nur bemüht, die Mängel und Gebrechen der Regierungen aufzudccken, und ergriff jede noch so entfernte Gelegenheit, diesen Vorsatz aus- zusühren. Es konnte mithin nicht anders kommen, als daß, da man auf die Fehler der Regierungen und persönliche Schwachheiten der Regenten unaufhörlich Jagd machte, oft der Tadel, den eine an sich löbliche oder wenigstens gleichgül tige Verfügung aus Mißverstand von ihnen heute erfuhr, morgen wieder zurückgcnommen und widerrufen werden mußte. Man wurde überhäuft mit ewigen Klagen und Rügen über Staats- und Polizeigebcechcn, endlich mißmuthig, und legte mit Unwillen das Buch aus der Hand, das uns zuweilen für die traurigen Empfindungen, welche cs in uns erregt hatte, nicht durch eine einzige Bekanntmachung einer guten und löbli chen Fürstcnthat wieder entschädigte und aufrichtetc. Ob dieses aus Ucbcrzeugung, Unwissenheit, Laune oder blos aus Mode so geschah, will ich nicht untersuchen. Es ist überhaupt, ver möge der Unvollkommenheit und Schwachheit unserer Natur, weit leichter, an den menschlichen Handlungen Fehler wahr- zunehmen und aufzudccken, als ihren wahren Werth zu