für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschättszweige. HerauSgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 18. Dienstags, den 3. Marz 1840. Einige allgemeine und besondere Betrachtungen über den Buchhandel, bei Gelegenheit eines Rückblickes auf die Jahre 1838 und 1839. (Fortsetzung.) II. Buchhandel und Literatur. Buchhandelund Literatur verhalten sich zu einander wie Acker und Saat. Glaube Niemand, daß nur diese bestimmt ist, jenen zu ehren und zu schmücken, daß nur in dieser der Werth jenes begrün det, daß nur diese der wirkende, jener der nur leidende Thcil ist. Der Acker nämlich, welchen sorgsame Hände pflegen und die Augen des Verstandes und der Erfahrung eifrig über wachen, wird sich stets weigern, Saaten in seinem Schooße aufzunehmen, denen keine erfreuende, fröhliche Frucht ent sprießen kann, von denen keine nährende, wohlthätige Ernte zu erwarten, die vielmehr nur das Gezücht des Unkrauts, die Giftpflanze, den Schierling und die Tollwurzel hcrvorlocken. Der Buchhandel sei der freie, selbstbestimmungsfähige Diener, nicht der unterthänige Knecht, Sklave und Leibeigen- der Literatur. Bei jeder Anmuthung, welche ihm von Seiten der Literatur geschieht, sei der Buchhandel eingedenk seines Berufs und bedenke, was er sich selbst und seiner Beziehung zu Volk und Staat, zu Zeitalter und Welt schuldig ist. Er prüfe Alles und behalte nur das Gute; er biete, wo es Noth ist, der Literatur die Stirn und laste es ihr von Aug' und Munde fühlen, so oft sic ihre Würde verletzen und den Buch handel m i t sich entwürdigen will. — Der Buchhandel sei ein reines Gemach, ein lichter Saal voll gediegenen, achten Schmuckes für Kunst und Wissenschaft, für Industrie, Han del und Gewerbe, aber nicht die Schmutz - und Rumpelkam mer für Mißgeburten im Wissen und Können, im bür gerlichen Wirken und Streben; der Buchhandel sei die Urne voll Wohlgerüche, nicht der Topf der Unreinheit; der Buch handel sei der Bach ohne Ungeziefer und Schlamm, in wel chem die Forelle, dieses Bild für Reinheit und Zartheit in der 7r Jahrgang. Natur, gedeiht, der Buchhandel sei die Harmonika, von der nur Melodien, welche in Stunden heiliger Begeisterung em pfangen und niedergeschrieben wurden, dahertönen, nicht der Leierkasten, dessen Gastenhauer-Weisen nur die Ohren des niedrigsten Pöbels ergötzen können. — Ich ende die Gleich nisse, welche, wie es mir scheint, anschaulich machen, wie der Buchhandel veredelnd auf sich und veredelnd auf die Lite ratur einwirken kann und soll; ich will es nicht weiter aus führen, wie er die Pflicht dieser Veredlung auf sich hat und wie er diese Pflicht als ein wahres Ehrengut betrachten muß, wie er sich nicht erlauben darf, Unedles und Unreines, Un sittliches und Gemcinschädliches unter seinen Schutz zu neh men, wie er so, von sich und dem Publikum zurückweisend und abhaltcnd, das Bereich der Literatur von allen unsaubern Geistern >— die, o des Hohnes gegen den göttlichen Platon und alle Weltwcisheit! noch obencin „schön" sich zu nennen und oft mit philosophischen Titeln sich zu schmücken wagen — reinigen, dadurch aber sich ein unmittelbares Verdienst wie um wahre, ächte Kunst und Wissenschaft, so auch um Volk und Staat, um Eintracht und öffentliches Wohl erwer ben soll. Man stelle meinen hier nicdergelegten Gedanken nicht den Einwurf entgegen, daß, wollte der Buchhandel also einem idealen Kriticismus huldigen, er bald in seiner äußeren Bedeu tung, in seinem Umfange bedeutend beschränkt erscheinen würde. Wäre dies aber ein Unglück? Ist der Verlust an Ertension zu rechnen, wenn Gewinn an innerem Wcrthe offenbar ist, jedem Sehenden in die Augen leuchtet? Man nenne ein so selbstständiges Handeln des Buchhandels gegen die Literatur nicht unmöglich, den Interessen jedes einzelnen Buchhändlers feindselig. Es gibt Buchhandlungen, welche sich nie herabließen und hcrablasten werden, den Launen der Literatur und ihrem übernächtigen Schwindel zu stöhnen und sich mit Freibeutern gelehrter und ungelehrter, belletristischer, politischer und anderer Art in einige Verbindung zu setzen, — 34