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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1864
- Sprache
- Deutsch
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daß einige der Beleidigung noch den Hohn beifügen, die Abschrift I zu verkaufen, welche sie vom Verfasser gebettelt hatten. Wir haben über diesen Punkt unsere eigenen Beschwerden; darunter gehört die von Charles Lamb angeführte, welcher gewissen Schriftstellern vorwirft: „Sie machen euch Geschenke mit Ab drücken ihrer Werke, welche keinen Käufer finden (indem sie ihren thörichten Namen in dieselben schreiben), und erwarten dagegen von euch, daß ihr ihnen Abdrücke eurer Werke, welche Käufer finden, zum Geschenk macht." Wenn es einerseits unleugbar ist, daß ein allgemeiner Ge schmack am Lesen und eine unermeßliche Publicität für erfolg reiche Schriftsteller vorhanden war, und wenn anderseits die hier durch bedingteVerlagsthätigkeil undebenso die erstaunliche Wohl- feilheit der Bücher nicht in Abrede gezogen werden kann, so entsteht die Frage: wie eine solche Verbreitung und Wohlfeilheit möglich wurde vor der Erfindung der Buchdruckerkunst, welche uns das einzige Mittel zur Herstellung einer wohlfeilen Literatur dünkt. Daß eigentlich zwischen dem Zustand der Dinge in Rom und dem während des Mittelalters keine Parallele gezogen wer den kann, geht aus den Hauptthatsachen hervor, daß in Rom Bücher nicht selten und nicht theuer, und daß die Leser zahlreich waren. Worin liegt nun der Grund der Verschiedenheit? In der Thatsache der Sklavenarbeit. In Rom gab es Hunderte, ja Tausende von Sclaven, die sich mit Abschreiben beschäftigten, was im Mittelalter einige Mönche und Schreiber thaten. Skla venarbeit war nicht nur in Menge vorhanden, sie war auch wohl feil. Schreiben war im Mittelalter kein gewöhnliches Talent, und Arbeit war werthvoll. Im römischen Haushalt waren die Vorleser (snsKnostso) und die Abschreiber (librsrii) beinahe ebenso unumgänglich nöthig wie Köche oder Zurichter. Selbst die Da men hatten ihre weiblichen Abschreiber (librariso). Diese Scla ven waren nicht nur mit Dictandoschrciben und Auszügemachen, sondern auch mit dem Abschrciben irgend eines Buches beschäf tigt, das ihre Herren wünschten, und das dem Publicum noch nicht übergeben oder in den Läden nicht mehr zu bekommen war. Anfangs versorgte Jedermann seine Bibliothek auf diese Weise. Allmählich aber schuf die naturgemäße Tendenz zur Theilung der Arbeit und die Specialifirung der Beschäftigungen eine besondere Classe von Verlegern. Atticus, ein Mann von verfeinertem Geschmack und selbst ein Schriftsteller, der die Nei gung zum Handel wie zur Literatur in gleichem Maß in sich ver einigte, erkannte in der Verbreitung von Abschriften in großem Maßstab eine schöne Gelegenheit zur Befriedigung seines Ge schmacks und seiner Thatkraft. Er hatte eine Anzahl Sclaven besonders zu diesem Zweck erzogen, und da er zugleich eine sehr große Anzahl Copisten beschäftigte, so konnte er Bücher fast eben so schnell vervielfältigen, als sie begehrt wurden, und sie zu einem Preis ablassen, der die meisten Leute bewog, sie lieber von ihm zu kaufen, als ihre eigenen Sclaven mit dem Abschreiben dersel ben zu beschäftigen. Er schuf Bücher zu einem niedrigen Preise mit großer Raschheit und in höherem Styl. Sein Erfolg war so groß, daß er bald Nachahmer fand. Das Herausgeben von Büchern wurde ein Handelszweig. Rom hatte bald zahlreiche Buchläden in jedem Stadttheil. Die Säulen der Colonnaden waren mit Ankündigungen neuer Bücher überdeckt. Lieblings schriftsteller wurden, wie uns Plinius undQuintilian sagen, von schmeichelnden Herausgebern belagert, die begierig waren, Werke zu bekommen, „nach denen sich das Publicum so sehr und so all gemein sehne". Dieser Eifer wurde nicht selten bestraft; die Nemesis eines großen „Ueberrestes" suchte den allzu unterneh menden Speculanten heim, dem indeß die Provinzen als Absatz feld offen standen, in welche die unverkauften Exemplare versen- ! det werden konnten, und wenn die Provinzen in Empörung be griffen waren, so blieb stets, wie Martial und Horaz andeuten, noch die Hilfsquelle, die ungelesenen Abschriften zu Einwicklung von Backwerk und Specereien zu verwenden. Bei so reichlich vorhandener Sclavenarbeit bedurfte es der Buchdruckerkunst nicht. Wenn ein Sclave einem Hundert von Abschreibern zugleich dictirte, so kostete die Herstellung einer großen Ausgabe weniger, und erforderte wenig mehr Zeit, als eine ähnliche aus unfern Buchdruckereien hervorgehende Aus gabe. Die Raschheit des Abschreibens wurde natürlich erleich tert durch das Abbreviationssystem. Um uns ein Urtheil von dieser Raschheit zu bilden, haben wir die Notiz von Martial: daß nur eine Stunde erforderlich sei, um das ganze zweite Buch seiner Epigramme abzuschreiben. ttsso uns porsxit iikrsrius kor,, kpi^r. U. 1. Dieses Buch nun enthält fünfhundertundvierzig Verse, und wenn wir seine Worte „eine Stunde" buchstäblich auffassen, so hätte man ungefähr neun Verse in einer Minute abschreiben können. Dies läßt sich vielleicht kaum annehmen. Sei dem in- deß wie ihm wolle, immerhin kommen wir zu dem Schlüsse: daß das Copircn sehr rasch von statten ging. Eine Ausgabe von tausend Exemplaren eines solchen Gedichts ließe sich sonach, wenn man es verlangte, in einem Tag Herstellen. (Ausland.) Anfrage. Einer Handlung, die laut Schulz' Adreßbuch ihren Bedarf selbst wählt, wird von einem Verleger eine unverlangte Novitä- ten-Sendung im Betrage von circa 20 Thaler netto gemacht. Diese Sendung geht in einem Ballen auf dem Wege von Leipzig nach ihrem Bestimmungsorte verloren. Ist nun die Handlung, an welche die Sendung gerichtet war, verpflichtet, dem Verleger den Betrag derselben zu vergüten, oder hat der letztere den Ver lust allein zu tragen? Einer deshalb schwebenden Differenz we gen würde es interessant sein, das Urtheil Sachverständiger zu vernehmen. Miscellen» Bitte an die Herren Verleger. — Gar häufig enthal ten dieZeitungen Anzeigen von soeben erschienenen Büchern, ohne daß der Verleger derselben dabei angegeben wäre. War das Buch auch noch nicht im Börsenblatt oder Wahlzettel annoncirt, oder der Sortimenter hat es übersehen, so kommt er oft in große Ver legenheit. Dennes steht jain derZeitung: „inallen Buchhandlun gen zu haben", und das Publicum ist erstaunt, daß das Buch nicht vorräthig ist, und noch mehr, wenn der Sortimenter aus Befra gen erklären muß, daß er es sofort nicht einmal besorgen könne, will er es nicht mit vielleicht 10U Rabatt von der inserirenden Sortimentshandlung beziehen. Dergleichen Uebelstände kommen so oft vor und sind doch so leicht zu verhüten. Kann man auch dem Sortimenter nicht zumuthen, bei Anzeigen auf seine Kosten allemal den Verleger namhaft zu machen, so liegt es doch im In teresse des Verlegers, dies zu thun. Wir richten deshalb an die Herren Verleger die Bitte, unserem Wunsche zu entsprechen; es wird ihnen und dem Sortimenter von Nutzen sein. G. B—r. ^Veuer /Är örbüo^ra/iäre und ZrM'otäeäior'rrexrcäaflk. klse- SU8K0A. von vr. 1. kvtrkolät. äskrx. 1864. kokt 6. Ink.: keitrsKS ru kruost und Kriisss. (kortsotrunx.) — vis l,it- terstur rur 8eklvswix-vo>stoin'8okvn krsqe. (kortsotrunx.) — vis AkAenvsrtiKS Linrivklunx der Ooivsrsitsts-Libliotkoli dsr 8tsdt luria. Von dom kokoimrstko bieixsbsur. — lattsrstur und Üli8celleo. — ^llxemeinv LibIio§rspkis.
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