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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1864
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- Erscheinungsdatum
- 20.06.1864
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- Deutsch
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Das Vorhandensein mehrerer wohlbekannten Verleger be weist die Thätigkeit des Buchhandels. Dionysius von Halikar- nassus spricht von „Tausenden von Schriftstellern" über den einzigen Gegenstand der frühesten römischen Geschichte, und ob gleich natürlich in seiner Phrase zcupöwu cellcor- Uebertreibung liegt, so weist sie doch selbst als Uebertreibung aus eine sehr große Zahl hin. Keine Uebertreibung aber, sondern eine genau zu neh mende Angabe liegt in der Notiz über die zweitausend Abschriften der pseudo-sibyllinischen Bücher, welche Augustus in Rom allein wegnehmen ließ. Hier ist ferner eine Thatsache, die einen Fin gerzeig in derselben Richtung gibt: Plinius schreibt lachend einem Freund, daß Regulus sich's in den Kopf gesetzt habe, prahlerisch für den Verlust seines Sohns zu trauern, und Niemand trauert wie er — luxot ut »emo. „Er setzt Bildhauer und Maler in Arbeit und verfaßt eine Rede, die er nicht nur öffentlich in Rom abliest, sondern die er auch — nicht zufrieden damit — in einem Tausend von Abschriften in die Provinzen versendet — in oxom- plsris trnnsoriptum mills." (klio. Lpist. IV. 6.) Eine wichtige Begehrsquelle gibt es, die man nicht über sehen darf, ich meine die nach Schulbüchern. Wenn Juvenal sagt, daß der Knabe „die Verse, welche er auf seiner Bank aus wendig gelernt hat, nun aufstehend wiederhole", so ist es klar, daß die römischen Knaben ihre Lectionsbücher hatten, die sie beschmutzten, zerrissen und verloren, wie ihre Epigonen eben auch. Und es ist bemerkenswerth, daß in den römischen Schulen die volksthümlichen Dichter studirt wurden; ja, Persius sagt uns, daß die Dichter ihren Ehrgeiz darein setzten, in den Schulen gelesen zu werden, und Nero, bei dem, wie wir wissen, literarische Eitelkeit ein hervorragender Eharakterzug war, gab ausdrückliche Befehle, daß seine Verse den Knaben in die Hände gegeben wer den sollten. Den stärksten Beweis für diese Thätigkeit aber sieht man vielleicht in der Thatsache, daß die Bibliothek einen wesentlichen Theil jedes Hauses bildete, was in unfern Tagen, selbst unter den^wohlhabenden Elasten, durchaus nicht mehr der Fall ist. Es ist wahrscheinlich, daß vieles hierbei bloße Modesache war, und daß man Bücher gewistermaßen wie elegantes Hausgeräth be trachtete. Gewiß ist, daß Seneca die allgemeine Manie des Bü chersammelns bei Menschen verlacht, welche nur die Außenseite ihrer Besitzthümer kennen. Immerhin aber deutet diese Mode darauf, daß Bücher ein wichtiges Element im römischen Leben bildeten; denn es war nicht die Grille einiger wenigen Sammler, die aus Ehrgeiz etwa Bücher haben wollten, wie andere Leute Münzen oder Muscheln. Die bloße Thatsache, daß es in jedem ehrbaren Haushalt Sclaven gab, denen die besonderen Dienste vorzulesen und abzuschreiben und nach den Büchern zu schauen zugewiesen waren, beweist, welche wichtige Stelle die Literatur bei den Römern einnahm. Auch die Preise der Bücher deuten darauf hin. Wären Bücher kostspielig gewesen, so hätten sie selten sein müssen; wären sie nicht wohlfeil gewesen, so hätten sie nicht sehr verbreitet sein können. Sonach geht einerseits aus dem Umstand, daß es Bücher in Fülle gab, hervor, daß sie wohlfeil gewesen sein müssen, und anderseits deutet der Umstand, daß die Bücher wohlfeil waren, entschieden auf ihre große Menge hin. Ein ge lehrter Franzose, der diesen Preisen sein besonderes Studium ge widmet, kommt zu dem Schlüsse, daß sie niedriger waren, als unsere jetzigen. Hören wir, was Martial sagt. Das erste Buch seiner Epigramme sollte, sagt er uns, zierlich gebunden, für 5 Denare (nahezu 3 Shillinge — 1 fl. 48 kr.) gekauft werden; in einem wohlfeileren Einband aber für das Volk kostete es 6 bis 10 Sestectien (1 Sh. bis 1 Sh. 8 Pence). Das dreizehnte Buch der Epigramme wurde für 4 Sestercien (ungefähr 8 Pence — 24 kr.) verkauft, und er sagt: die Hälfte dieses Preises würde noch einen hübschen Prosit abwerfcn: Omni» in koo KrAvili xsniorum turds lidsllo Oonstsdit »ummis qusttuoe emls tibi, tzusttuor vst niinium, poterit oonslsr« änokus, 8t ksoiot luorum bidliopols Irxpboa. kpixr. XIII. 3. Wenn Tryphon, der Verleger, bei einem Preis von 8 Pence für eine gebundene Abschrift origineller Gedichte von einem berühm ten Verfasser ansehnlichen Nutzen zog, so müssen die Herstellungs kosten in der Thal gering gewesen sein. Und Horazens wohlbe kannte Zeilen, in denen er sagt, daß ein erfolgreiches Gedicht nicht nur Geld dem Verleger, sondern auch Ruhm dem Verfasser einbringe, indem es selbst über das Meer gehe, deuten darauf hin, daß die verkaufte Anzahl Exemplare sehr groß gewesen sein muß. Ohne Zweifel ist der Leser geneigt, rasch den Schluß zu ziehen: daß Bücher in jenen Tagen wohlfeil waren, weil dieVer- fafler derselben nicht bezahlt wurden. Allein dem ist nicht so. Die Verfasser wurden bezahlt. Ich behaupte aber nicht, daß sie je die Summe erhielten, welche unsere reichen Buchhändler berühmten Schriftstellern zahlen — Summen, deren bloße Erwähnung manchem noch vor wenigen Jahren den Kopf verdreht hätte. Horaz erhielt nie eine Guinee per Zeile für seine Oden, und auch Pelronius empfing nicht 16,000 Pfd. Sr. für seinen Roman. Livius ward nicht so gut bezahlt wie Macaulay. Allein nichts desto weniger wurden die römischen Schriftsteller bezahlt, und zwar mit Summen bezahlt, die größer waren, als man lange nach der Erfindung der Buchdruckerkunst erhielt. Es ist sehr wahr scheinlich, daß damals, wie jetzt, viele Bücher herausgegeben wurden ohne ein Honorar; zuweilen weil die Verfasser reich waren, und nur des Ruhmes halber schrieben — was natürlich die Wohlfeilheit förderte; zuweilen auch weil die Beschaffenheit der Werke nur ein mittelmäßiges Vertrauen auf ihren Erfolg im Handelsverkehr einflößte. Allein es ist klar, daß, sobald das Herausgeben von Büchern eine Handelsspeculation wurde, und nebenbuhlerische Verleger für die Ehre (und den Gewinn) neuer Werke kämpften, dürftige Schriftsteller den Werth ihrer Manu skripte kennen lernten. Daß Martial bezahlt wurde, und daß ihm das Geld sehr am Herzen lag, wissen wir aus seinem Ge- ständniß; auch gibt er uns überdies zu verstehen, daß er „ge drängt war von Hunger und Freundesbitten", und er schließt ein Buch ab, um das Honorar in die Hände zu bekommen. Es ist ohne Zweifel wahr, daß sich Martial über seine Armuth beklagt, und mit Bitterkeit sagt: während seine Verse selbst in Britan nien gelesen würden, wisse seine Börse nichts davon. Die Klage über die Armuth der Dichter ist eine alle — eine Klage, welche auch durch die Erfindung der Buchdruckerkunst keineswegs ge mildert wurde. Allein Martial erhielt, einer Schätzung zufolge, die Summe von 4400 Fr., oder 200 Pfd. St., für seine Epi gramme: eine kleine Summe, und zwar eine solche, welche seiner Meinung, daß er nicht gehörig bezahlt werde, keineswegs Abbruch thut. Hätte aber Milton für das „Verlorene Paradies", und Spenser für die „Feen-Königin" eine solche Summe erhalten, sie würden sich für königlich bezahlt betrachtet haben. In der That waren viele Dichter und andere Schriftsteller seit der Er findung der Buchdruckerkunst froh, wenn ihre Werke nur einen Verleger fanden, und wenn sie für das Verlagsrecht einige Exem plare als Geschenk erhielten. Diese Schenkungsexemplare aber betreffend, klagt Martial, daß unverschämte Bekannte Ansprüche an dieselben machen, um das kleine Kaufgeld zu ersparen, und
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