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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.04.1864
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- 06.04.1864
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- Deutsch
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Hand zu nehmen. Der Zufall führt uns gerade Bandll. Cap. 22. vor Augen. Wir lesen bei PaulFrankII. S. 53: bei Ernst Förster II. S. 22: Mit dem Aufschwung der deut- — — — scheu Materkunst fällt die Blüthe der deutschen Bildnerei in dieselbe Zeit. Auch auf diesem Gebiete hat Nürnberg die namhaftesten Künst ler aufzuweisen. Wir haben schon früher des trefflichen Meisters S. Schachofer's gedacht, in dessen Wer ken das Streben nach Schönheit und Anmulh, nach Größe und Ein fachheit nicht zu verkennen ist. In der Folgezeit sehen wir, wie die derbe fränkische Natur oft in grellen Con- trasten Befriedigung suchte und Nachdem in Nürnberg das auf Schönheit und Anmuth gerichtete Streben Seb. Schachofer's durch den von Flandern aus vertretenen Realismus verdrängt worden, ver lor auch dieser sehr bald, was ihm noch an Größe und Einfachheit vom alten Styl verblieben war und die derbe fränkische Natur suchte und fand nur noch in grellen Contrasten Anregung und Befriedigung. Der fand. Hier begegnen wir zunächst Meister, dessen Wirksamkeit hier vor dem auch als Maler, Holzschneider Andern in Betracht kommt, ist Mi- und Kupferstecher*) thätigen Mi- chael Wohlgemuth (1434—1519). chaeIWohlgemuth(I434—1519),aus Aus seiner Werkstatt ist eine sehr dessen Werkstätte eine sehr große große Anzahl jener ausGemäldenrc- Anzahl jener aus Gemälden rc. So geht cs bei Frank—Förster fort bis Ende des Absatzes; dann beginnt der nächste mit einem Passus aus Lübke's Grund riß, 1. Äufl. S. 608—9, wo der Verfasser schon weniger Um stände macht und sich nicht erst lange abquält, die Eonstruction der Sätze zu verändern, nämlich: Paul Frank II. S. 53—54 lautet: Ein anderer namhafter Nürn berger Meister der Holzbildnerei ist Veit Stoß aus Krakau (1447— 1542), dessen frühere Thätigkeit sei ner Vaterstadt angehdrt. AlsHaupt- werk seiner ersten Epochen W. Lübke sagt: Gegen Ausgang dieses Zeit raums blühte in Nürnberg ein vor züglicher Meister der Holzbildnerei, Veit Stoß aus Krakau (1447— 1542), dessen frühere Thätigkeit sei ner Vaterstadt angehört. Als Haupt- Abschluß findet, werk seiner ersten Epoche — Abschluß findet. (So geht es unisono weiter im Ganzen etwa eine volle Co- lumne, deren Abdruck wir, um Raum zu sparen, unterlassen müssen.) Nun folgen 13 (sage dreizehn) Zeilen, die der Abschreiber in seinem eignen Jargon gibt. Nach dieser Geistesanstrengung erholt er sich bei Becker, Kunst und Künstler I. S. 283. Be! Paul Frank ll. S. 55 lautet der neue Absatz: Unter den gleichzeitigen Stein bildnern (Bildhauern) Nürnbergs nimmt Adam Kraft die wichtigste A. W. Becker sagt: Unter den zahlreichen gleichzei tigen Plastikern nimmt aber Adam Kraft die wichtigste Stelle ein- Stelle ein. Ums sJahr 1430 gebe- .... A. Kraft, um 1430 gebo ren und 1507 gestorben, fand er beim Beginn seiner Thätigkeit be reits die Kunstrichtung vor, deren Wesen er entschiedener und vollkom mener als seine Vorgänger auszu prägen berufen war rc ren und 1507 gestorben, fand im Beginn seiner Thätigkeit bereits die Kunstrichtung vor, deren Wesen er entschiedener und vollkommener als seine Vorgänger auszuprägen be rufen war rc. Es würde uns zu weil führen, Wort für Wort Urtext und Abschrift resp. Plagiat hier weiter zu verfolgen. Es mag fol gende Angabe über den Fortgang des Frank'schen Machwerks ge nügen. Nachdem jener Satz aus Becker beendigt ist, folgt Lübke (S. 611) mit 5 Zeilen, dann Förster (II. S. 24) mit 5, 4 und 8 Zeilen, zwischen denen kleine Sätze fortgelasscn sind; weiter 3 Zeilen aus Becker (I. S. 284) und 5 aus Lübke (S. 613). Wir befinden uns jetzt bei „Paul Frank" auf Seite 56. Der neue sieben Zeilen lange Absatz scheint dem Denkvermögen deS Plagiators zugesprochen werden zu können; der nächste, sechs *) Schade, daß P. F. nicht angibt, wo er Wohlgemuth'sche Kupfer stiche gesehen hat! Man würde für den Nachweis dankbar sein können. Zeilen lange, findet sich bei Beckerl. S.282, ebenso der folgende bis Ende der Seite. Demselben Werke (I. S.283 und 285—86) ist der erste Absatz der S. 57 bis auf drei etwas veränderte Zei len entnommen; der nächste (12 Zeilen) scheint eine Stylübung „Paul Frank's" zu sein. Nach dieser neuen Anstrengung seiner Feder überläßt der Plagiator die Arbeit wieder der Scheere, die erst Becker (I. S. 286), dann Förster (II. S. 28), dann Kugler (II. S. 427), Letzteren zwei Mal, brandschatzt. Wir sind auf Seite 58, auf welcher der Plagiator — wenn sich nicht vielleicht noch der wahre Eigenthümer des Passus mel det — ganzer 20 Zeilen aus eigner Kraft zusammengebracht zu haben scheint. Nach einer solchen unerhörten Anstrengung muß er sich natürlich tüchtig erholen und der Rothstift besorgt ihm eine ganze Eolumne (S. 59) aus Förster (II. S. 29). Die nächste Eontribution (S. 60) wird bei Becker (I. S. —89) einge trieben, dann fällt die Scheere Frank's wieder über Förster (II. S. 31 und 32) her, um später von neuem in den Becker'schen Text (I. S. 289—90) zu fahren, an welchem sie mit Ausnahme eines kleinen Bissens aus Lübke (S. 620) bis zum Ende der Seite 61 (bei Becker I. S.280) sich weidlich etwas zu Gute thut. Vielleicht war cs ein böser Zufall, der uns gerade eine der schlimmsten Raubstellen des Frank'schen Machwerks aufschlagen ließ. Um den Helden des Rothstifts und der Scheere nicht gleich wegen kleiner Sünden zum literarischen Verbrecher zu machen, haben wir uns weiter in seiner sogen. „Geschichte der Kunst" um gesehen. Aber fast Seite für Seite stießen wir auf Raubgut. So ist z. B. das ganze Eapitel über Lebrun, Seite 130—132, bis auf wenige Stellen total aus Becker's Kunst und Künstler II. S. 220—223 abgedruckt. Seien wir indeß gerecht! Constatiren wir, daß der Verfasser noch nicht alle Scham verloren hat. Bisweilen hat ihm das böse Gewissen keineRuhegelassenundein „*)" oderein „sagt Lübke", „sagt Förster" verweist so pssssak aus eine Stelle dieser Auto ren. Freilich hat „Paul Frank" solche Anwandlungen zum Gu ten nur selten; — denn lächerlich machen darf er sich seinen Le sern gegenüber nicht und eine Kunstgeschichte ist keine Zeitung, die man aus Mangel an Oriqinalcorrespondenzen aus sechs an dern Blättern zusammenflicken kann, ohne dadurch sonderlichen Anstoß zu erregen; — dafür entschädigt aber der großmüthige Raubritter seine Opfer im Vorwort durch seine gütige Empfeh lung: „Wenn Sie mehr wissen wollen, als ich (abgeschrieben habe), da wenden Sie sich nur an Herrn Lübke, Förster und Kugler! Für einen Thaler Pr. Courant können Sie nicht mehr von mir verlangen, als was ich in zwei Bänden ausbiete." Die Annoncen klingeln schon! Wir sind gespannt, was die Herren Zeitungsrecensenten sagen werden, die in unserem lieben Deutsch land bekanntlich Manches empfehlen — und zwar oft mit einer überraschenden Einheit nicht nur des Urtheils, sondern auch des Ausdrucks —, was keinen Heller werth ist. Es ist hier nicht der Ort, uns über das auszusprechen, was in dem Frank'schen Werke als „Original" gelten kann. Unter drücken können wir indeß die Bemerkung nicht, daß das Buch recht heitere Druckfehler (zum Theil abgesckriebene) enthält und manche von der Kritik längst beseitigte Jrrthümer (z. B. den an geblichen Vornamen Rembrandt's „Paul") wieder aufs Tapet bringt. Ob die früheren Leistungen „Paul Frank's" dieser neuesten wohl ebenbürtig sind? Wir wissen es nicht, denken aber: Was ein Räuberhauptmann werden will, das plündert bei Zeiten! X. X. *) *) Der Name des Vers, dieses Artikels ist für Alle, die sich für diese Angelegenheit interessiren, bei der Redaction zu erfragen.
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