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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1852
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- Erscheinungsdatum
- 05.11.1852
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- Deutsch
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1654 115 Nichtamtlicher Theil. Englisch-deutsche Papier-Fabrikation. Die Papierfabrikation Englands, vorzugsweise in Kcnt und Lancaster betrieben, stieg nach der „Zeit" im Jahre 1803 bis auf 32 Millionen Pfund und im Jahre 1849 bis auf 132 Millionen Pfund. Im Jahre 1852 gab es 380 Papierfabriken, wovon 304 in England, 48 in Schottland und 28 in Irland- Der Preis des englischen Papiers, auf dem eine Steuer von 1^ Pence vom Pfund liegt, betragt von einer bestimmten Sorte Druckpapier ungefähr 5 ^ das Ries, welcher Preis höher ist, als in den meisten andern Landern. Eben deßhalb geht von dem englischen Papier nur ungefähr in's Ausland. Die englischen Lumpen sind für den Ungeheuern Papierbedarf nicht hinreichend und das Fehlende wird besonders aus Ungarn bezogen- Für Druckpapier ist der größere Be- standtheil aus Baumwolle statt Lumpen, da Baumwolle wegen ihrer Weichheit die Farbe leichter einsaugt als das härtere Papier. Mit besonderem Fleißc wird in England das Reinigen und Ausscheiden der Lumpen bewirkt, was leider in Deutschland weniger der Fall ist, und cs geht dadurch häufig die Hälfte des Rohgewinnes bei uns ver loren. Der Engländer sieht weniger auf die Weiße des Papiers als auf die Festigkeit desselben, und dies wird dadurch erreicht, daß die Lumpen nicht so stark mit Chlorkalk gebleicht und in den Holländern so klein zermalmt werden, wie cs in Deutschland geschieht, daher man in England auch selten eine Klage hört, daß das Maschinenpa- pier weniger haltbar als das Büttenpapier sei. Einen großen Ein fluß übt auch das Leimen auf die Papierfabrikation aus, und cs wird daher auch hierauf die größte Sorgfalt verwandt. Das Papier wird nämlich in England erst im Zeuge mit Harzleim halb geleimt und später mit thierischem Leim die Leimung vollendet. Die letztere hebt die Härte auf, welche durch die crstere Leimung und durch die schnel lere, auf heißen Walzen erfolgte Trocknung erzeugt wird, und gibt dem Papier die gehörige Weiche zurück. Ein Fehler, der sich häufig bei dem englischen Schreibpapier zeigt, ist der, daß dasselbe beim Schreiben die Tinte nicht annimmt, weshalb man es Vorsicht, mit besonders gehärteten Gänsekielen oder Stahlfedern zu schreiben, da diese die zu stark thierische Leimung durchkratzcn. Der Engländer liebt auch stärkeres Schreibpapier als der Deutsche, und angestcllte Vergleichungen weisen folgende Zahlen nach: In England gehen 6250—11,700 Q" auf ein Pfund, und nur von dem seltenen , zu Geschäftsbriefen angewandten Papier (ksnk p08l) gehen 15,900— 34,100 Q" aus ein Pfund, während in Deutschland gewöhnlich 6729—15,600 Q" schon ein Pfund wiegen. Der jährliche Bedarf des Zollvereins an Papier wird ungefähr eine Million Centner betragen, ist also etwas geringer als der Bedarf von England. Dieser Unterschied kommt vorzugsweise von drei Ur sachen her, und zwar theils von dem ungeheueren Verbrauche der englischen Presse, sowie dem viel stärkeren Briefwechsel und überdies von dem schon erwähnten Umstande, daß in England regelmäßig viel schwereres Papier als in Deutschland angewendet wird. Diese That- sachr tritt nicht nur auffallend bei Brief- und Postpapier, sondern vorzüglich bei dem Druckpapier hervor, wozu in Deutschland in der Tagespcesse regelmäßig und selbst bei vorzüglichen wissenschaftlichen Werken nicht selten ganz geringes, ja sogar Löschpapier verwandt wird. (Handclspol. Beil. z. Franks. Postztg) Zu den „Idee»" über die staatliche -Organisation des Buch handels und der Presse. Es ist uns unlängst ein Buch in die Hände gekommen: „Briefe über Staatskunst" (Berlin, bei W. Hertz), das in der literari schen Welt einige Aufmerksamkeit erregen dürfte. Der Verfasser hält an der Idee fest, daß durch die Organisation aller Gewerks- und Handels-Zweige in „auf den Grundlagen christlicher Kultur und christlichen Gemeinsinnes beruhenden" Gilden, allen Krankheiten, an denen zur Zeit Gewerbe und Handel leiden, abgcholfen werden würde- Ec kommt hierbei auch auf unfern Buchhandel und die Schriftsteller zu sprechen, und wir lassen hier dasjenige folgen, was er darüber sagt. Es wird für die Angehörigen des Buchhandels und der Presse immer von Interesse sein, Ideen, wie die hier ausgesprochenen, kennen zu lernen, so wenig wir auch wünschen können, daß diesel ben je zur Wirklichkeit werden, ja selbst nur für ausführbar halten mögen. Der Verfasser der obigen „Briefe über Staatskunst" steht auf dem, unsers Dafürhaltens, jedes Einwirken auf die wirklichen Zu stände ausschließenden Standpunkte, daß er Einrichtungen anstrebt, die in Zeiten (des Mittelalters ec-) vielleicht fürtreffliche waren, welche von denen der Gegenwart aber so verschieden sind, daß sie in dieser jedoch sehr traurige und eben unmögliche sein würden. Man lese nur Seite 321 und Folge der Briefe, wie der Ver fasser die bürgerliche Beschäftigung organisirt wünscht und selbst das blödeste Auge wird erkennen, wohin solche Organisation Handel und Gewerbe bringen müssen, so lange Handel und Gewerbe der ganzen Welt nicht auf ein und demselben Niveau stehen. Wir lassen hier des Verfassers Ideen über die Organisation des Buchhandels folgen: Der deutsche Buchhandel strebt längst in sich schon einer corpora- tiven Zusammenschließung entgegen. Wollte man ihm doch zu deren Vollziehung verhelfen! Wie sich dieselbe bald ortweise, bald provinzen- weise oder länderweise organisiren ließe, würden die gegebenen Verhält nisse einfach an die Hand geben. Aber von welchen Folgen würde cs für die allgemeine Sittlichkeit und Bildung sein, wenn von einer auf den Grundlagen christlicher Cultur und christlichen Gemeinsinns beruhen den Gilde eine strenge Personalcensur über Alle, welche Drucksachen verlegen und verkaufen, geübt würde! Darin lägen Prävcntivmirtel ge gen den Mißbrauch der Presse, die wirksamer wären als alle Censur, ohne das Gehässige und Willkürliche derselben zu haben. Präventivmit tel gegen den Preßmißbrauch bedarf die Volksgesellschaft. Es kommt ihr darauf an, daß sittliches und geistiges Gift nicht im Dienste des Egoismus und der Leidenschaft oder Verkehrtheit als Scelennahrung feil geboten werde; die Bestrafung einer einmal geschehenen allgemeinen Vergiftung kann auf diesem Gebiete mit dem Verbrechen nie in Pro portion gebracht werden. Wie Gehorsam und Nichksündigc» besser ist, als Schuld- und Sühnopfer, so ist eine Polizei, welche Verbrechen wirk sam vorbeugt, besser, als eine Criminaljustiz, die sie auf das allervor trefflichste bestraft. Aber die ganze Presse unter directe Polizeiaufsicht zu stellen, wie einen entlassenen Sträfling, der ohne Erlaubniß nicht über Land gehen darf; bei ihr den unjuristischen Grundsatz anzuwenden: tzuillbet praosulnitur mslus» donoo probetur vontrarium, — das widerstrebt zu sehr allem Gefühle sittlicher Würde, als daß man ein Liberalist zu sein brauchte, um ein Gegner der Censur zu sein, — auch ganz abgesehen von dem bürcau- kratischen und Partei-Mißbrauch, dem die Censur immer ausgesetzt ist- Wenn aber Niemand Druckschriften ausgeben oder verkaufen darf, als wer Mitglied einer Buchhändlercorporation ist, wenn diese Corporatien vor Allem auf Grund christlicher, echt sittlicher Principien gestiftet ist, wenn der Geist, der sich aus solchen Principien entwickeln muH, allgemein in ihr wird, wenn sie Jeden von sich ausschlicßt, der diesem Geiste cnt- gegenhandelt, wenn sie selbst aus diesem Geiste heraus eine vernünftige Preßpolizei handhabt, wenn endlich durch die obrigkeitliche Beaufsich tigung der richtigen Anwendung und Ausführung der in diesem Sinne aufzustellenden Gildenartikel jeder Abweichung von dem ursprünglichen Geiste der Corporation vorgebeugt wird, — dann, liebster Freund, das wirst Du mir zugeben, dann wird der ssprit cle ovrp5 der Buchhändler jede Censur entübrigen, und alles weiter Erforderliche wird mit einem einfachen Preßstrafgesetze abgethan sein. Ja, man würde nicht einmal gegen den Nachdruck besonderer Gesetze bedürfen, und gegen die Ueber- theuerung und »»löbliche Ausbeutung des Publikums durch einzelne Ver-
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