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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1852
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- Erscheinungsdatum
- 25.10.1852
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- Deutsch
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Berlin, 15. Oktober. Eine hier kürzlich vom Stadtgerichte gefällte Entscheidung be rührt so sehr das Interesse des hiesigen Buchhandels, daß cs am Orte erscheinen dürfte, in Kürze darauf hinzuweiscn. Der Fall selbst ist folgender: Ein hiesiger Buchhändler hatte durch einen Ex porteur auf ein bei ihm erscheinendes Werk Subscriptioncn sammeln lassen, ohne dazu eine polizeiliche Erlaubniß nachgesucht, resp. er wirkt zu haben. Der dcßbalb unter Anklage gestellte Buchhändler bestritt, zu einer solchen Nachsuchung verpflichtet zu sein, wurde je doch zu einer Geldstrafe von 50 vccurthcilt. Es möchte nun viel leicht nicht wenigen das buchhändlcrischc Gewerbe Betreibenden un bekannt oder von ihnen aus dem Gcdächtniß verloren sein, welche maßgebende Bestimmungen in Betreff jener Thatsachcn cxistiren, und glauben wir in ihrem Interesse zu handeln, wenn wir nament lich auf eine derselben hier aufmerksam machen. Die C!rcular-Vcr- fügung der König!. Ministerien des Innern und der Polizei, so wie der Finanzen vom 9. Juli 1838, bestimmt in Betreff des Colportircns von Drucksachen wörtlich Folgendes: , Erfolgt das Umhcrgehen zum Zweck des Subsccibenten-Sammelns blos innerhalb des gedachten Polizeibczirks, so ist dazu zwar kein förmlicher Gewerbschein, wohl aber die besondere Erlaubniß der Ortspolizeibchördc erforder lich." Zugleich mag auch noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß sich das Colportiren als solches, von dem Umhcctcagen von Sub- scribentcnlisten dadurch von einander unterscheidet, daß zu jenem, dem hausicenden Feilbietcn (von Druckschriften) ein förmlicher Hau- sirschcin, zu diesem, dem Colportiren zum Behuf des Subscribenten- sammelns aber, wie bereits erwähnt, nur eine ortSpolizciliche Ec- laubniß erforderlich ist. (V. Z.) Necs vou Esenbeck. Die Deutsche Allgemeine Zeitung v. 22. Octbr- veröffentlicht in ihrem „Feuilleton", nach der Weserzcitung, einen durch Mark und Bein dringenden Nothschrei über Nccs v Esenbeck, in welchem cs unter andcrm heißt: „Der greise Gelehrte, der am 14. Febr. des folgenden Jahres sein 77. Jahr antretcn wird, wohnt von den Seinigcn getrennt und völlig einsam in einem von der eigentlichen Stadt weit entlegenen und von allerhand Sümpfen und Kloaken umgebenen Seitengäßchcn Breslaus. Dort bewohnt er ein Zimmer, das man kaum als ein Stübchen bezeichnen darf; und zwar unmittelbar über einem Kuh- ftalle, dessen Dünste während des heißen letzten Sommers nicht »er stattet haben, nur einmal das Fenster der frischen Luft zu öffnen. Das Inventar seiner Wohnung könnte nicht dürftiger sein: kaum daß der ergraute Schriftsteller ein kümmerliches Pult besitzt, an dem er seine Feder führen und seiner Wissenschaft obliegen kann. Jeder Pfennig muß gespart werden, damit des andern Tages nicht zu allem Schrecklichen noch das Schrecklichste, das blasse Gespenst des Hungers zur Thür Nees v. Esenbcck's hereintrcte." Was ist da zu thun von Seiten des Buchhandels ? Es ist Hilfe zu schaffen — und Hilfe, Hilfe! rufe ich deshalb in der Begeiste rung meines Herzens für diesen greisen Herrn der Wissenschaft, dem der Engel des Todes ja nicht fern mehr von seiner Thür stehen kann- Wir geben unsere Gabe bei Brandunglück mit Freudigkeit; hier liegt auch ein Brandunglück vor uns, ein Abgebrannter, der abgebrannt ist bis zum letzten Groschen, dem die vernichtenden Flam men der Zeit seine Habe, seine Schätze geraubt haben, und dem cs noch immerfort brennt im Herz und Magen! Thun wir also ein klebriges, damit die Welt erkenne, daß wir Jesu Jünger sind. Ach! wie steht es selbst in unserer Zeit fast noch so schlimm im Schriftstellerthum wie ehedem, fast überall Noch, Kummer, Ver- Neunzehnter Jahrgang. folgung, Verzweiflung. Von Homer bis Herloßsohn's Grab gab's Noth und oft — grausigen Tod! Wie haben nicht die gelehrtesten und weisesten Männer: So krates, Christus der Gottmcnsch, Huß rc- geendet? Und nun gar die Dichter, die eigentlich geborenen Lieblinge der Nationen, wie endeten sie? Mit und ohne Schuld vielfach in herzzerreißender Weise. . Wahrlich, man kann hier mit Freiligrath ausrufen: „Der Dichtung Flamm' ist allezeit ein Fluch!" In diesem Augenblicke ziehen an mir eine Reihe solcher Unglück lichen vorüber, erbauen wir uns daran, cs wird wahrhaftig einmal gut sein. Mit dem Homer wollen wir beginnen und dann herab- stcigcn durch alle Zeiten und Länder. Also: Homer lebte auf seinen Wanderungen durch die griechischen Dörfer von milden Gaben. Die Griechin Sappho war Dichterin und liebte; aber sic liebte unglücklich. Der ihr Alles war, ihr Gedanke, ihr Traum, ihr Pulsschlag, ihr Leben, dieser Eine Phaon mit Namen, verschmähte ihre Gluth und liebte sic nicht. „Verfehlte Liebe, verfehltes Leben" war der ewige Refrain ihrer Seele. Mit dem Wehschrei: „Mich quälet bie Sehnsucht, Mich quälet die Liebe! Ach! immer gedenk' ich Des herrlichen Jünglings: — O grausame Kypris!" stürzte sie sich vom Leukadischen Felsen in die grause Meerestiefe und fand hier die Ruhe und hier ihr Grab. Plautus, der römische Dramendichter, darbte sein Leben lang. Um kümmerlich das Leben fristen zu können, arbeitete er als Taglöhncr in einer Stampfmühlc. Der Dichter Lutorius hatte in einem Trauerspiele den Aga memnon zu tadeln beliebt. Unter Tibcrius verlor er deshalb sein Leben. Titus Carus Lucrctius, der römische Dichter des Werkes „Vs rorum »stur»", ward durch einen Liebestrank wahnsinnig. In diesem Zustande brachte er sich selbst um. Ovidius Na so und Dante Alighieri, der Dichter der göttlichen Komödie", starben in der Verbannung. Torquato Tasso, der Sänger des „befreiten Jerusalems," und Louis Camovns, der Dichter der „Lusiade", starben im Hospital. Camosns ward fünfzehn Jahre nach seinem Tode ein prächtiges Denkmal gesetzt. Jonathan Swift, der Dichter des „Märchens von der Tonne", war der erste, der in das von seinem eigenen Vermögen ge stiftete Irrenhaus ausgenommen wurde. Miguel Cervantes, der Dichter des „von 0„ixaUs" S a - mucl Buttlcr, der Schöpfer der komischen Epöpoe „Hudibras'" Pierre Corneille, der Sänger des klassischen „Cid"-,Thoma ; Otwag, der Dichter des „befreiten Venedigs"; I- Jünger, ein talentvoller deutscher Lustspieldichtcr; John Dry den, ein eng lischer Dramendichter, und die französischen Dichter Nikolas Gilbert, Elise Me rcoeur und Jacques MalfilStre ver hungerten. Die englischen Liederdichter Heinrich Carez und Thomas Chartert on brachten sich, vom Elend und Kummer gebeugt, selbst ums Leben- Christian Günther, Dichter der Schlesischen Schule; Gott lieb Wilhelm Burmann aus der Lausitz; Erik Jo hann StagneliuS, schwedischer Dichter der „Märtyrer" und Christian Grabbe aus Detmold, der schwungvolle Dichter der „Hohenstaufen", endeten in geistiger Versumpfung ihr dissolutes Leben. 227
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