Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1944
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- 1944-09-16
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- 16.09.1944
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Über die Lehrbücherversorgung im Kriege Von Hans Ferdinand Schulz Leiter der Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb des wissenschaftlichen Buches in der Rcichgschrifttumskammer — Gruppe Buchhandel Das Problem der Lehrbücherversorgung im Kriege hat alle beteiligten Stellen, Reichsstudentenführung, Reichs studentenwerk, Erziehungsministerium, Propagandaministe rium und Buchhandel, viele Monate beschäftigt, bis die jetzt gültige Regelung ab Wintersemester 1943/44 für das ganze Reichsgebiet eingeführt wurde. Das Verfahren hat sich in zwischen allgemein bewährt, so daß es nunmehr auch auf die bisher ausgenommenen kulturwissenschaftlichen Lehrbücher ausgedehnt wird. Die Aufgabe besteht darin, daß unsere Studierenden, in der Mehrzahl Kriegsversehrte oder beurlaubte Front soldaten, trotz der die Buchherstellung einengenden Erfor dernisse der Kriegswirtschaft die zu einem geordneten Stu dium notwendigen Lehrbücher zu eigenem Besitz erhalten. Die Qualität unseres akademischen Nachwuchses darf tro§ der Erschwerungen des Kriegsstudiums gerade im Hinblick, auf die Anforderungen der Wehrmacht nicht absinken. Die Lösung der Aufgabe wird dadurch erschwert, daß bedeutend mehr Studenten da sind als vor dem Kriege, und daß der einzelne Student über weit größere finanzielle Mittel verfügt als früher. So kam es, daß die Lager der Verlage und Sorti mente sich leerten, während manche Studenten in der Zeit des ungelenkten Verkaufes ein Übermaß oft gleichartiger Lehrbücher besaßen, während andere gar nichts erhielten. Die nunmehr gefundene Regelung hat den Vorteil, daß sie mit einem denkbar geringen Aufwand an Bürokratie ar beitet. Als maßgeblicher Ausweis wird das ohnehin vorhan dene Studienbuch genommen, und es ist ein verhältnismäßig kleiner Schönheitsfehler, daß der Studierende vorüber gehend keine Lehrbücher erhält, wenn sich sein Studienbuch bei der Universitätskasse befindet. Die Lasten des Verfahrens trägt der Sortimentsbuch handel der Hochschulslädte. Er ist zum Treuhänder der Stu denten geworden. Die Eintragungen ins Studienbuch bean spruchen zusätzlich seine Zeit und erfordern eine noch grö ßere Verantwortung und noch größere Kenntnisse als schon in Friedenszeiten verlangt werden mußten. Folgerichtig mußte das allgemeine Sortiment, das keine entsprechenden Erfahrungen besitzt, vom Lehrbücherverkauf an Studierende ausgeschlossen werden. Auch aus den Reihen des Buch handels stehen die besten Kräfte an der Front. Was die hauptsächlich im Lehrbücherverkauf eingesetzten Frauen und Mädchen in Erfüllung ihrer erweiterten Pflichten leisten, verdient anerkannt zu werden. Zum besseren Verständnis sei das Verfahren folgender maßen skizziert: Das Reichsministerium für Volksaufklä rung und Propaganda bat nach sorgfältiger Prüfung die kriegswichtigen Lehrbücher fcstgestellt und hierfür groß zügig Papier bewilligt. Die Herstellung dieser Lehrbücher gebt nicht so schnell, wie man wünschen möchte, aber es kommen Monat für Monat neue wichtige Lehrbücher zur Verteilung. Es darf ohne Übertreibung behauptet werden, daß der einzelne Student schon jetzt mengenmäßig durchschnittlich mindestens das Einundeinhalhfache an Lehrbüchern erhält wie vor dem Kriege, gewiß eine erstaunliche Leistung des wissenschaftlichen Verlages. Wenn trotzdem für bestimmte Fächer noch immer nicht genügend Lehrbücher zur Ver fügung stehen, so liegt das an Zufälligkeiten, deren Beseiti gung sich der Buchhandel in Zusammenarbeit mit der Reichs- studentenführung am Herzen liegen läßt. Ungünstig wirkt sich auch aus, wenn für einzelne Fächer nur e i n Lehrbuch, nicht aber Konkurrenzwerke zur Verfügung stehen. Die fertigen Lehrbücher werden an die anerkannten wissenschaftlichen Buchhandlungen entsprechend den Stu dentenzahlen der betreffenden Hochschule geliefert. Deshalb soll der Studierende grundsätzlich am Ort seiner Hochschule seine Lehrbücher beziehen. Er soll für jedes Fach höchstens eip Lehrbuch, Anfänger nur Anfängerlehrbücher, Examens kandidaten keine Anfängerlehrbücher mehr erhalten usw. Jeder Verkauf ist vom Sortimenter ins Studienbuch einzu tragen: unberechtigte Wünsche sind abzulehnen. Es handelt sich um ein qualitatives Verfahren, das sich auf die für ein Fach verfügbaren Lehrbüchertitel stützt. Bisher wurde davon abgesehen., eine Höchstzahl von Lehrbüchern für den ein zelnen Studenten festzuse^en. Jedoch bleibt es örtlichen Ab machungen überlassen, für bestimmte Fakultäten neben der qualitativen Bedarfsprüfung auch eine quantitative Be grenzung vorzunehmen, wenn es die am Ort verfügbaren Mengen erfordern. Das Verfahren ist außerdem elastisch. Es muß schon deshalb elastisch sein, weil es annähernd eintausend ver schiedene Lehrbücher umfaßt und nicht für jedes Lehrbuch eine Sondervorschrift erlassen werden kann. Elastisch be deutet nicht etwa im üblen Sinne kautschukartig, sondern besagt, daß nach den jeweiligen Gegebenheiten die örtlichen Richtlinien sich ändern lassen. Der Einsatz des kenntnis reichen und verantwortungsbewußten Hochschulsortimen- ters ist ausschlaggebend für das Gelingen des Verfahrens. Fest steht, daß derjenige Buchhändler den Studierenden am besten dient, der mit seinen Vorräten haushält und dadurch in der Lage ist, auch nachträglich auf tretenden dringenden Bedarf zu decken. ' Es hängt mit den Besonderheiten der Kriegswirtschaft zusammen, daß wichtige Lehrbücher nur alle paar Jahre neu erscheinen und dann bei den Verlagen sofort vergriffen sind. Der Studierende kann daher nicht wie in Friedens zeiten zu Semesterbeginn seinen gesamten Lehrbücherbe darf auf einmal decken, sondern muß die sich bietenden Ge legenheiten abwarten. Er braucht deshalb nicht nervös zu werden und zu befürchten, daß er gar nichts bekommt. Der Studierende soll auch davon absehen zu versuchen, ob er auswärts persönlich oder durch Verwandte und Freunde die an seinem Hochschulort fehlenden Lehrbücher bekommt. Wenn ein Lehrbuch lieferbar ist, dann wird es ebenso nach Berlin wie nach Königsberg oder Tübingen geliefert. Ebenso sinnlos ist es, daß besonders eifrige Studierende Klagebriefe an die Verleger schreiben. Der Verleger kann sich solcher Zuschriften nur dadurch erwehren, daß er sie nicht beant wortet. Der Buchhandel nimmt Vormerkungen für vergriffene Lehrbücher an; er wird es vernünftigerweise jedoch nur für solche Werke tun, mit deren Erscheinen er in absehbarer Zeit rechnen kann. Die Vormerkung gewährt dem Studie renden keinen Rechtsanspruch. Vormerkungen, die auf Grund des Studienbuches sich als unberechtigt oder als nicht mehr berechtigt (z. B. nach bestandenem Physikum) heraus steilen, werden nicht berücksichtigt. Stehen von einem Lehr buch weniger Exemplare zur Verfügung, als Vormerkungen vorhanden sind, dann entscheidet nicht das Datum der Vor merkung, sondern es gilt folgende Rangordnung: 1. Kriegsversehrte, 2. Sonstige Kriegsteilnehmer, 3. Sonstige Studierende. Sonderfälle sind in Zusammenarbeit zwischen örtlicher Studentenführung und dem örtlichen Vertrauensmann des wissenschaftlichen Buchhandels zu klären. Schließlich sei er wähnt, daß das Studienbuch eine Urkunde ist. Jeder Miß brauch ist unstatthaft. Radieren auf der dritten Umschlag seite bedeutet eine-Urkuntlenfälschung. Der Studierende möchte vertrauen, daß er im Rahmen des Möglichen die für ihn nötigen Lehrbücher erhält. Er möchte bescheiden sein und nicht mehr beanspruchen, als ihm zusteht und als er wirklich braucht. Irrtümlich abge gebene Lehrbücher belasten nicht nur die betreffende Buch handlung, die vielleicht auf unerfahrene Hilfskräfte ange wiesen ist, sondern ebenso den Inhaber des Studienbuches- der zum Schaden seiner Mitstudierenden den Buchhändler zu einem unberechtigten Verkauf verleitete. Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 71, Sonnabend, den 16. September 1944. r/3
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