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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1856
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1856
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- Deutsch
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^ 12, 28. Januar. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 163 Nichtamtl Die deutsche Bücherpresse und der deutsche Buchhandel in den Vereinigten Staaten. *) I. Der Census vom Jahre 1850**) gibt die Anzahl der Deut schen in den Vereinigten Staaten auf 570,000 an. Nun muß man aber berücksichtigen, daß die Einwanderung ***) seitdem außeror dentlich zugenommen hat, man muß ferner bedenken, daß es viele Eingeborene in Pennsylvanien gibt, die vorzugsweise, ja, ausschließ lich deutsch reden. Eine geistreiche russische Dame, die außer ihrer Muttersprache der französischen und deutschen Sprache vollkommen mächtig war und außerdem Englisch und Lateinisch verstand, äußerte häufig gegen Schreiber dieses, daß man derSprache am mächtigsten sei, deren man sich beim Rechnen bediene. Wenn man nun die Anzahl derjenigen Einwohner der Union, die in deutscher Sprache rechnen, schätzen will, so muß man wenigstens drittehalb Millionen annehmen. Demnach befindet sich zum Mindesten der zwanzigste Theil, vielleicht der sechzehnte Theil aller Deutschen auf dem Erdbälle in diesem Lande. Ich hoffe daher, daß ein gedrängter Bericht über das literarische Thun und Treiben — soweit sich diese Thätigkeit durch die Bücherpresse äußert —> eines so großen Theils unseres Vol kes, der in numerischer Beziehung die Bevölkerung des Königreichs Dänemark übcrtrifft, der des Königreichs Holland aber mindestens gleichkommt, für die Leser dieser Blätter nicht ohne Interesse sein ! wird. Wenn, nach Liebig, der Kulturzustand eines Volkes nach dem Verbrauche von Seife beurtheilt werden kann, so sind gewiß die Er zeugnisse der Bücherpresse ebenfalls ein Maßstab für den Grad gei stiger Entwickelung. Nun muß man aber Umstande und Verhält nisse wohl erwägen. Die Deutschen in den Vereinigten Staaten le ben zerstreut unter den Amerikanern; sie bilden, einige nicht crwäh- nenswerthe Ausnahmen abgerechnet, nirgends eine Majorität, und man kann daher in literarischer Beziehung nicht das von ihnen er warten, was man von einer gleichen Anzahl Glieder eines erleuchte ten Volkes, wenn sie eine consolidirte Masse bilden, verlangen würde. Jedenfalls hat die deutsche Bücherpresse in diesem Lande mehr geleistet, als man in Deutschland gewöhnlich glaubt. Schrift steller von Ruf und selbst solche, die eine deutsche, ja, europäische Berühmtheit erlangt haben — «xompla sunt olliosu —, urtheilen nach einem kurzen Aufenthalte in diesem Lande, der sich in vielen Fällen nicht über sechs bis zwölf Monate ausdehnte, mit einer Oberfläch lichkeit und Leichtfertigkeit über amerikanische Verhältnisse ab, daß man diesen Herren Alles zugestehen muß,nur nicht dasEine — deut sche Gründlichkeit. Die Verhältnisse Amerika's wollen ebenso gut durchforscht sein, als wie die irgend eines anderen Landes, und cs ist, gelinde gesagt, zu weit gegangen, wenn man den Deutschen die ses Landes vorwirft, daß sie mit wenigen Ausnahmen in Materialis mus versunken und jeder höheren Regung unfähig seien. Die Äennt- niß von Thatsachen und Resultaten führt besser zur klaren Anschau ung einer Sachlage, als bloße Raisonnemcnts und Muthmaßungen. Möge man bei der hervorragenden Stellung, die das amerikanische Volk seit länger denn einem halben Jahrhundert in der Weltge schichte einnimmt, den alten Wahlspruch beherzigen: «umn euigue. ') Mag. f. d. Sit. d. Ausl. **) Alle zehn Jahre wird eine allgemeine Volkszählung in den Ver einigten Staaten vorgenommen. Die erste fand 1790 statt; die im Jahre 1850 gehaltene ist demnach die siebente. ***) Im Jahre 1854 allein landeten in den verschiedenen Häfen der Union 207,000 deutsche Einwanderer. ich er Theil. Lange ehe deutsche Europäer daran dachten, aus dem Impor tier» deutscher Bücher nach diesem Lande ein regelmäßiges Geschäft zu machen, ist eine große Anzahl deutscher Bücher in den Vereinig ten Staaten Nord-Amerika's gedruckt worden. Die meisten deutschen Bücher wurden in Philadelphia und im Innern von Pennsylvanien verlegt. Während in allen anderen Staaten der Union mit Aus nahmen, die nicht der Erwähnung werth sind, die deutsche Natio nalität schon in der zweiten Generation untergegangen ist, hat sich in Pennsylvanien allein deutsche Sprache und deutsches Volkswesen, obgleich es nothwendigerweise wesentliche Modifikationen zu erleiden hatte, auf dem platten Lande und in kleineren Städten von Gene ration zu Generation fortgepflanzt. Der Strom der deutschen Ein wanderung nach Amerika ergoß sich im achtzehnten Jahrhunderte und in den ersten Decennien des laufenden Säculums vorzugsweise nach diesem Staate, und die deutsche Einwanderung zersplitterte sich damals weniger, als in jetzigen Tagen. Bei den unvollkomme nen Communications-Mitteln damaliger Zeit kann man sich hierüber nicht wundern. Vom Mutterlande abgeschnitten und sich so viel als möglich von englisch-amerikanischen Einflüssen fern haltend, stan den die Deutschen Pennsylvaniens in geistiger Beziehung da, wie die Bewohner einer Oase in der Wüste. Es kann daher nicht be fremden, daß die pennsylvanischen Deutschen keinen höheren Grad der Kultur besitzen, als denjenigen, welchen ihre Vorfahren mitge bracht haben. Leicht hätte sich hier eine selbstständige deutsche Lite ratur ausbilden können, wenn die Ansiedler Leute von höherer In telligenz gewesen wären. So aber liefert die deutsche Bücherpresse dieses Staates fast nur Erbauungsbücher, Schulbücher für den Ele mentar-Unterricht, Wörterbücher, deutsch-englische Grammatiken, Geschwindrechner, Gesangbücher, Kalender, Liederbücher, Katechis men, Volksbücher und aus dem Englischen übersetzte, für einen größeren Leserkreis geschriebene historische, geographische, naturwis senschaftliche und andere Werke. Als der Strom der Völkerwan derung sich weiter gen Westen zog, schlossen eine Menge deutscher Pennsylvanier sich ihm an, und so befinden sich denn ihrer nament lich viele im Staate Ohio, ja, es ist nichts Seltenes, daß man Penn sylvanier in den westlichen Staaten trifft, die der englischen Sprache unkundig sind- In Folge dieses Umstandes, und da die deutschen Einwanderer von den dreißiger Jahren an sich mehr als früher über das Land verbreiteten, wurden auch in vielen anderen Städten der Union eine Menge deutscher Bücher gedruckt, allein ich glaube, daß in Pennsylvanien mehr in dieser Beziehung geschehen ist, als in allen anderen Staaten der Union zusammengenommen. Die Bibel in den verschiedensten Formaten — das Buch der Bücher findet man bei den wohlhabenderen pennsylvanischen Deutschen oft in drei, vier und mehr Exemplaren —, Stark's „Gebetbuch" in verschiedenen Ausgaben, Arndt's „Wahres Christenthum", Goßner's „Schatzkäst- lein",Habermann's„Gebetbuch",„Davidisches Psalterspiel", „Geist liches Blumengärtlein", Hübner's „Biblische Historien", Schabalie's „Wandelnde Seele", Uebersetzung von „klovius äosoplnis", Johan nes Zollikofer's „Himmlischer Weihrauchschatz", Goßner's „Haus kanzel", sowie die aus dem Englischen übersetzten Werke, Fox',, Christ liches Marterthum", Bunyan's „Pilgerreise", dessen „Heiliger Krieg", Buck's „Unparteiisches Handwörterbuch der Religions- und Kirchen geschichte", und andere Ecbauungsbücher und für angehende Theo logen bestimmte Werke werden noch heutzutage in Massen von Exem plaren in Pennsylvanien, namentlich in Philadelphia, gedruckt. Ein Beweis, wie tief der religiöse Sinn im deutschen Gemüthe wurzelt- Eine Liturgie und Kirchen-Agende für evangelisch-lutherische Ge meinden in Pennsnlvanien, New-Vork, Ohio und den benachbarten 23"
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