Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1923
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 96, 25. April 1923. Jakob Krauße-Bund u. a. auf der Bugra 1914, vor anderthalb Jahren im Berliner Schlohmuscum und zuletzt auf der Münchener Gewerbe- schau veranstalteten Ausstellungen haben den Namen des Bundes und vieler seiner Mitglieder im In- und Ausland bekanntgemacht, und sie haben der deutschen Einbandkunst zahlreiche verständnisvolle Förderer gewonnen. Tenn für die deutsche Kunstbuchbinderei galt viele Jahre das Wort vom Propheten, der in seinem Vatcrlande nichts gilt. So darf man heute, dank der Tätigkeit des Jakob Krauße-Bundcs, von einer neuen, vielleicht von der eigentlichen Blütezeit der deutschen Ein- bandkuust und Einbandliebhaberei reden. Wenn ich Ihnen, meine Damen und Herren, durch irgendetwas diese Ausstellung näherbringen kann, so ist es durch, den Hinweis auf die Werkfreude, die in -den Herstellern dieser Einbände lebendig war, und die sich auch dem fertigen Stück mitteilt. Ausgabe des Ein- bandlüiistlers ist es, das tote Werkzeug mit Leben zu erfüllen. Wer die hauptsächliche Verzierungsweise des Buchbinders, die Handver goldung, kennt, weiß, daß diese Arbeit etwas Schöpferisches in sich hat, das; sie ein von schasfensfroher Ekstase erfüllter Vorgang ist, wie die Arbeit an einem Gemälde, an einem graphischen Blatt, kurz an jedem Kunstwerk. Da hat der Buchbinder seine aus Messing ge schnittenen Stempel vor sich liegen, Linien oder Bogen in verschiedenen Abmessungen, ferner kleine Stempel, die aus nichts weiter bestehen als aus Kreisen, Vierecken, Punkten oder einfachen Blüten und Blät tern und sonstigen Elementen der Ornamentik. Aus diesen Stem peln baut er seine Verzierungen auf. Ist der Entwurf fertig, so muß Stempel für Stempel auf dem Leder vorgcdruckt und sodann mit Eiweiß ausgepinselt werden. Allein das Aufträgen des Blatt goldes, das dünner ist als das dünnste Seidcnpapier, ist eine Arbeit, die Sicherheit der Han-d erfordert. Die sicherste Hand, das geübteste Auge muß aber derjenige besitzen, der Stempel für Stempel in -die vorgedruckten Stellen prägt. Er muß ferner die richtige Hitze des Stempels uns die Feuchtigkeit des Leders kennen, weil ein falscher oder zu heißer Druck kostbares Material und die Arbeit vieler Stun de» wertlos machen kann. Die verivandte Verzierungsweise, der Blind druck, die meist auf Kalb- oder Schweinsleder vorgcnommen wird, und Lederauflage und Lederintarsia sind andere wichtige Verzierungs- weiscu des Bucheinbandes. Für die letztgenannten sammelt der Buch binder jahraus, jahrein alle farbigen Lcderabfälle in einem Kästchen, das ihm so kostbar ist wie der Frau ihr Schmuckkasteu. Genügen die vorhandenen Leder nicht, so muß er sich selbst neue einfärben. Die einzelnen Ledcrteilchen müssen ganz dünn ausgeschärst und dann mit dem Schnitzmesser in die richtige Form gebracht werden. Die künstlerische Aufgabe des Buchbinders besteht in der Anpassung seiner Arbeit au den Bnchinhalt. Diese kann auf rein symbolische oder mehr illustrierende Weise geschehen. Man versteht, wie allein die richtige Wahl der Lederfarbe bestimmend ist zur Charakterisierung des Buches. Bei der Verzierung kann dann der Buchbinder durch den Kluß der Linien den ornamentalen Extrakt der geistigen Schöpfung geben. Er kann durch reizvolle Anspielungen den Titel des Buches andeuten, er kann die Titelschrift selbst zur ornamentalen Umschrei bung der geistigen Schöpfung wählen. Darin besteht ja überhaupt die Besonderheit, der Adel jeder buchgewerblichen Arbeit, daß es ihre Aufgabe ist, dem abstrakten Geisteswerk -die konkrete würdige Form zu geben. Und so meine ich, daß den Buchdrucker, wenn er Letter an Letter fügt, und den Buchbinder, wenn er Stempel an Stempel reiht, dieselbe Ehrfurcht bei seinem Werk beseelen muß, die in jenem gottesfürchtigen Mönch lebendig war, der in seiner stillen Klause die Bibel abschrieb, sie illuminierte und mit schweinspergamcntner Hülle versah. Im Gegensatz zu früher ist es die Sorge -des Buchbinders, daß die ästhetische Wirkung von Leder und Pergament durch den Reich tum der Verzierung nicht beeinträchtigt wird. Deshalb konzentriert er häufig die Verzierung auf ein mittleres Feld, und so sehen wir in rundem, ovalem oder eckigem Nahmen eine Fülle der Drucke und Farben, so daß Verzierung wie Leder zu ihrem Recht kommen. Die Vereinigung der genannten Vcrzierungstechuilen gehört zu den reizvollsten Aufgaben des Buchbinders, dem so die Werkzeuge und Möglichkeiten seines Handwerks zu einem klangreichen Instrument werden, dem er eine Fülle harmonischer Töne entlocken kann. Da kann der Glanz der Goldlinicn und Stempel durch hineingestrcnteu Blinddruck gehoben und gemildert werden. Biele einzelne Drucke sind oft nötig, um eins der farbigen Teilchen der Lc-dcrauflagc zu um randen. Mit der Verzierung der äußeren Deckel ist die künstlerische Aufgabe noch nicht beendet, denn noch heißt es die Innenkanten und die sogenannten Stehkanten zu bedrucken. Und in das Innere der Deckel muß ein passendes Papier oder ein farbiger Stoff gefügt wer den. Auch wird sich der kunsthandwcrkliche Buchbinder die Pflege des einfachen Einbands angelegen sein lassen, wo er durch richtige Aus- 590 wähl und Zusammenstellung der Eiubandstoffe eine würdige Buch hülle schaffen kann. Wollte ich einen vollständigen Einblick in die Arbeit des Buch binders geben, ich müßte auch von der Bindctechnik selbst sprechen. Da gilt es z. B. mit dem Hammer den Buchrücken die richtige Run dung zu geben, das Buch glatt und gerade an den drei Seiten zu be schneiden und dem Schnitt durch Farbe oder Gold Schutz und Schmuck zu verleihen. Mit farbigen Seidensäden wird das sogenannte Kapitals das von den äußersten Rändern des Rückens gebildet wird, umflochten. Das Leder muß mit dem Schärfmesser zubereitet werden, damit es sich gut nm die Pappen legt und am Rücken wohlgeformt werden kann. Mit der Bündezange werden die erhaben unter dem Leder sich abzeich nenden Bünde bearbeitet, und allein das ist eine Arbeit, die man nicht ohne weiteres erlernen kann, sondern für die einem das Gefühl in den Fingerspitzen sitzen muß. So entsteht der schöne Bucheinband, den unsere Augen ehr fürchtig streicheln, und den mir kaum mit den Händen zu berühren wagen. Was die Vitrinen der Ausstellung des Jakob Krauße-Bundes an schönen Bucheinbänden bergen, ist die Arbeit vieler, ja vieler Hunderte von Stunden, ist das Ergebnis eines Sichhineinlebcns in -die geistige Schöpfung, die hier ihr würdiges und schönes Gewand gefunden hat. Möge der Genuß des Schaffens, der in den Mitgliedern des Jakob Krauße-Bundes bei ihrer Arbeit lebendig war, sich bei der Besichtigung ihrer Einbände iu einen Genuß der Betrachtung ver wandeln! * » * Die Ausstellung ist von ungefähr 25 Mitgliedern des Jakob Krauße-Bundes mit über 300 Einbänden beschickt. Neben- reichver zierten Ganzlcder- und Pergamcntbändeu findet man auch einfachere Einbände, wie Halbfranz- und Halbpergamcntbände, bei denen durch geschmackvolle Auswahl und Zusammenstellung der Materialien schöne Wirkungen erzielt sin-d. Die Verzierungstcchuiken sind in der Haupt- sache Handvergoldung, Lederauflage und Leder-Intarsia, ferner Be malung von Pergament. Die Ausstellung des Jakob Krauße-Bundcs iu der G u t e u b c r g - B u ch ha n d l u n g, Tanentzienstr. 5, erfreut sich eines lebhaften Interesses seitens der fachlichen und bibliophilen Kreise Berlins. Sie wurde am 10. April von den Schülern der Berliner Kuustklasse für Buchbinder und -der Buchbinderei-Werkstätte und Fach schule des Lettevereins unter Führung ihres Lehrers Paul K e r st e n besichtigt. Am 17. April fand eine gemeinsame Besichtigung durch die Berliner Typographische Gesellschaft und den Berliner B i b l i o p h i le n a b e n d statt. Hier hielt der Pressc- beirat des Jakob Krauße-Bundes, der Schriftsteller Ernst Colliu, wieder einen Vortrag, in dem er die historischen Linien der Beziehung des künstlerischen Bucheinbands zum Buchinhalt und zu seinem Be sitzer zog. Er ging davon aus, daß der Bucheinbaud des frühen Mit telalters deshalb ein den Buchinhalt illustrierender war, weil andere Kunsthandwerker, wie der Elfenbeinschnitzer, der Gold- und Silbcr- schmied hier ihre Kunst entfalteten. Als dann die Verzierungstechniken im Bedrucken des Leders bestanden, wurde der Einband ein immer mehr dekorativer iu dem jeweiligen Zeitstile. Nur durch Platten stempel wurde teils auf den Buchinhalt, mehr aber noch auf deu Besitzer angespielt. Die heutigen Buchbinder verstehen es, vor allem mit Hilfe des Bogensatzes den Buchinhalt entweder ornamental zu illustrieren oder zu symbolisieren. Im Anschluß an diesen Vortrag gab dann der Ehrenvorsitzende des Jakob Krauße-Bundes, Paul K e r st e n, einige technische Erläuterungen über die Technik des Buch einbands und seiner Verzierung. Er ging an Hand ausgestellter Proben des bekannten Javakunst-Papiers auf die Bedeutung des Bunt papiers für den modernen Bucheinband ein. Der Vorsitzende der Typographischen Gesellschaft, Redakteur Könitzer, würdigte in seinen Dankworten an den Jakob Krauße-Bund und an die Gutenberg- Buchhandlung das Buchbinderhandwerk in seiner Vielfältigkeit und seiner künstlerischen Bedeutung. k. 8cdultre: Die 2errM<unA cler >Vsl<virl8cligst. 2., vollst. umAearbsitete ^ukka^e. Stuttgart: ^V. Xokllwmmsr 1923. 782 8. 8". b-ackenpreis 62. 15. Schon die erste Auflage dieser trefflichen Arbeit des derzeitigen, auch dem Buchhandel nicht unbekannten Rektors der Leipziger Handels hochschule*) ist allerseits mit großem Beifall ausgenommen worden. Die zweite, vollständig umgearbcitcte Auflage bringt wertvolle Er gänzungen und führt die Angaben bis auf die letzte Zeit fort. So - ' Z *) Vgl. den Aufsatz von Ernst Armin in Nr. 63 des Börsen blattes.
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