LÄAM'ümLLMrstMerUW'rrNLÄ^^ Umschlag zu Nr. 35. Leipzig, Sonnabend den 12. Februar 1916. 83. Jahrgang. Im Xcnien-Verlag zu Leipzig <A ist soeben erschienen: Richard Wagner und die Romantik von Or. Arthur Kießling M. 3. — , in Reinleinen M. 4.50 Erfolge der modernen Literaturwissenschaft ruben nicht zu», wenigsten daraus, dass sie sich von der alten alleinseligmachenden literar-historischen Methode losgesagt hat. So schlägt auch das vorliegende Werk seinen eigenen methodischen Weg ein, indem cs jenseits von Zeit und Geschichte die mannigfache Zusammensetzung und die individuellen wie allgemeinen Züge des Geistes, der in dem Haupte des Künstlers lebt, schafft und gestaltet, rein seiner Beschaffenheit nach zu erkennen sucht. Eindrücke und Einflüsse treten dabei als Voraussetzungen in den Hintergrund; die Auf gabe konzentriert sich für den Verfasser darauf, auf dem Wege der Geistcsvcrglcichung Qualität und Intensität des romantischen Geistes im Denken und Schaffen Richard Wagners zu umgrenzen und zu charakerisicren. Am reinsten hat sich für den Verfasser der Geist des Romantischen in der deutschen Romantik offenbart, und so entwirft er zunächst das imaginäre Bild der idealen roman tischen Persönlichkeit, das zur Einstellung des Lesers und für die Untersuchung als Vcrglcichsbild dienen soll. Wie tief der romantische Geist im Denken und Schaffen Wagners lebte und wirkte, zeigt schon der erste Abschnitt über die romantischen Grundbegriffe und Grundanschauungcn: Roman tischer Individualismus, Ironie und Magie, Sehnsucht und Liebe, die reale Welt und die Welt des Wunders. Mit den romantischen Kulturproblemen wie Religion und Ethos; Volk, Nation und Politik, sowie dem Mythos beschäftigt sich der zweite Abschnitt. Besonderes aktuelles Interesse ver dienen dabei die Ausführungen über Nationalgcfühl und Nationalgedanten; sie zeigen, wie Wagner deutsches Land, deutsches Wesen und deutsche Bcrgangenheit schaute und dabei jenen hohen romantischen Idealismus in der deutschen Seele erlebte, der den deutschen Geist zum Führer im Rate der Völker und zum Erlöser der Menschheit prädestiniert. Der romantische Monismus in der Welt ist das Tbema des dritten Abschnittes, in welchem das Universum als Organismus, das romantische Naturgefühl, das Problem des Tragischen und der romantische Pessimismus bcbandelt werden; ikm schließt sicb der Abschnitt an über den romantischen Monismus in der Kunst, wobei die Anschauungen WagncrS und Nietzsches über die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, das Apollinische und das Dionysische, sowie die vielumstrittene Frage über das Gesamtkunstwcrk vom Standpunkt des Romantikers und im Hinblick auf das Romantische ihre Behandlung finden. Ein Überblick über die Entwicklung des romantischen Geistes im Denken und Schaffen WagncrS sowie eine Zusammenfassung der Hauptergebnisse bildet den Abschluß des durch die Verbindung zweier so bedeutender Kulturerscheinungen, wie es Romantik und Wagnersche Kunst darstellt, interessanten Werkes.