214, 15. September 1914. Fertige Bücher. ^drsenblatt s. d. Dtfchn. Buchhandel. 7229 Bernard Shaw überdenKrieg Gegenüber entstellten, wie es scheint aus dem Zusammenhang gerissenen Äußerungen Bernard Shaws über den Krieg erlauben wir uns, den in der „Neuen Freien Presse" abgedruckten Auszug aus einem Artikel in den »Daily News" mitzuteilen. Die Äußerungen Bernard Shaws, als eines der geistvollsten Vertreter des intellektuellen England, scheinen wichtig genug, um richtiggestellt zu werden. S. Fischer / Verlag / Berlin > „Nun, da wir den Krieg haben, ist es an der Zeit, daß wir uns darüber klar werden, was es in diesem Krieg gilt. Wir führen nicht Krieg, weil Deutschland den „schändlichen Vorschlag" gemacht hat, wir sollten ihm gestatten, die Neutralität Belgiens zu ver letzen. Hätte es uns gepaßt, diesen Vorschlag anzunehmen, so hätten wir eine Menge Gründe finden können, um es zu tun — Gründe, die nicht schlimmer wären, als die diplomatischen Gründe, die wir in früheren Zetten für das Verhalten angegeben haben, das für uns das vorteilhafteste war. Lassen wir das also. Llnser nationaler Trick, mit tugendhafter Entrüstung zu prunken, ist schon in friedlichen Parteikämpfen widerwärtig genug. Zm Krieg ist er unedelmütig und unerlaubt. Nehmen wir Offenheit mit ins Feld hinaus, und lassen wir Heuchelei und böses Blut zu Hause! Dieser Krieg ist ein Krieg um Machtverhältnisse, nichts anderes. Lind wir müssen alle der Tatsache ins Auge schauen, daß im Falle eines Sieges unserer Partei das Resultat eine Äbermacht zu gunsten Rußlands sein würde, die für die Kämpfenden viel gefähr licher wäre als die Übermacht, deren Vernichtung der Zweck des jetzigen Krieges ist. Deutschland ist ein so wichtiges Bollwerk für die Zivilisation, daß, selbst wenn wir mit ihm im Kriege sind, unser Endziel die Aufrecht- erhaltung seiner Macht sein muß." Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 81. Jahrgang. 964