Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1914
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- 1914-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ,1L 59, 13, März 1914, zwickte labyrinthischc Wege über Rollen nnd Rollen führen, bis sie m» Ende als fertige Zeitung, gedruckt, gefaltet und in abgc- zählte Häufchen geschichtet, herauskommen, liefern hundert- vis hnndcrtzwanzigtauscnd Stück in der Stunde! Indessen verschwinden selbst diese Ausgaben angesichts der täglichen Ansprüche, die die Versendung des Blattes verursacht. Beim Petit Parisien z, B, sind hierfür nahezu drei Millionen im Jahr ausgeworfen. An die Post allein werden jährlich 214 Millionen gezahlt, und hierzu kommen noch rund eine halbe Mil lion für Automobil-Beförderung und Wagen in Paris und Um gegend, In dieser Hinsicht scheint die französische Presse weit hinter den Vorkehrungen zu stehen, die in England bereits feit Jahrzehnten eingerichtet sind. Man hört nichts von den Sondec- zügcn, die um 3 oder 4 Uhr morgens von sämtlichen Londoner Bahnhöfen hinaus in alle englischen Provinzen sausen, nichts von den vortrefflich organisierten Zeitnngshändlern auf allen Stationen des ganzen Königreichs, ganz zu schweigen von dem Unternehmungsgeist einzelner Blätter, die nächtlicherweile den gesamten Inhalt des Londoner Organs der Filiale in Manchester, in Edinburg und sonstwo telephonisch oder telegraphisch über mitteln, so daß das Blatt dort neu gedruckt und mit lokalem Zerdrück versehen am Morgen erscheinen kann und seinen Platz auf dem Frühstrickstisch in Lancashire, in Schottland zu gleicher Zeit einnimmt wie in London, Im rechten Augenblick, d, h, also so früh wie nur irgend möglich, zum Verkauf da zu sein — und verkauft zu werden: das ist die Hauptaufgabe der modernen Zei tung, Für den Manager ist das nicht ein Stück Literatur, das die Welt erleuchten soll, das in die Welt ausflicgt, sondern schlechtweg Ware — soundsoviel Kilogramm Papier, die heute 75 Francs die hundert Kilogramm wert ist und morgen - 6 Frans 75 Cents, den Schleuderpreis für Makulatur, Man braucht kein grosser Rechenkünstler zu sein, um hcraus- zufindcn, daß bei so ungeheuren Ausgabe» selbst Zeitungen mit Niesenauflagen nicht die Kosten zu decken vermögen. Der Preis muß billig sein, um den Millionenumsatz zu ermöglichen — einen Sou für das Blatt — und der Preis ist zu billig, um einen Gewinn abzuwcrfen. Er wäre es vielmehr, gäbe es die An noncen nicht. Was den Anzeigenteil der Tagesprcsse anbctrisst, so will es scheinen, als ob man in Frankreich bessere Preise bewillige als in England, wo doch sehr viel mehr annonciert wird. Der Matin hat sein Annoncengsschäft in Pausch und Bogen einer Agentur übertragen und bezieht hierfür fünf Millionen Franken im Jahr, Dies ist sehr viel; denn der Matin bringt selten mehr als drei bis vier Seiten Anzeigen in der Nummer, Die Londoner Dailh Mail nimmt ungefähr ebensoviel ein, räumt aber den Anzeigen mehr Platz ein. Und die Daily Mail ist aner kannt das bestbezahlte Jnsertionsorgan; sie berechnet 35V Pfund Sterling für eine Seite. Selbst der Daily Telegraph, der allge mein für das einträglichste Blatt im Lande gilt, erzielt nicht mehr als jährlich etwa zehn Millionen Franken für Anzeigen und be deckt damit täglich zehn bis fünfzehn seiner Riesensciten gegen halbsoviele kleineren Formats des Matin, Vielleicht darf man bei diesen Vergleichen nicht übersehen, daß die englische Presse auf eine Art der Einnahme vollständig verzichtet, die in Frank reich gerade die reichsten Früchte zeitigt, dies ist die versteckte Annonce, Damit soll nicht die Annonce gemeint sein, die einer lange suchen muß (dies wäre nur n poor spsviinsn der Anzeigen- kunstj, sondern die Anzeige, die in der Maske einer redaktionellen Mitteilung auftritt. Alle Pariser Blätter sind voll davon, und naive Leser verschlucken ihre Anpreisungen, die sich keck unter die Schar der redaktionellen Notizen mischen, mit dem Genuß, der echten Geistesblitzen gebührt. In England wie in Deutschland käme jede Zeitung in Verruf, die sich hergädc, ihren Lesern An zeigen als literarische Ware aufzutischen. So tyrannisch auch hier der Manager sein Szepter schwingt, der Journalist hält doch auf seine Ehre, und das Ansehen, das die englische Presse auch heute noch im Lande genießt, hängt wohl zum Teil damit zu sammen, daß der Zeitnngsleser weiß, daß der Zeitungsschreiber Überzeugungen hat. Doch selbst hiervon abgesehen, kann sich ein englisches Blatt wohl neben einem französischen sehen lassen. Solch inhaltreiche Organe wie die großen Londoner clailws scheint die Pariser 394 Presse nicht aufzuwciscn. Wenn M, Latzacus bei seinen objek tiven Betrachtungen zu einem recht pessimistischen Schlüsse kommt nnd Emile de Girardins Wort zitiert, wonach der »Journalismus nicht mehr eine Macht, sondern ein Gewerbe sei, daß die Zeitung keine Daseinsberechtigung mehr in Frankreich habe, daß sie viel mehr ein verabscheuungswcrtes Ding sei, welches sicherlich dem Buche den Platz räumen müsse«, so muß man vielmehr gestehen, daß jede einzelne Nnmmer eines großen englischen Blattes so inhaltreich wie durchschnittlich ein Buch ist. Unterhaltend und belehrend Tag für Tag wie in der Tat nicht viele Bücher, Ein Spiegelbild nicht allein des Talents seiner unmittelbaren Mit arbeiter, sondern des Intellekts der gesamten Ration, Aus der Mitte der letzteren strömen die unbewußten Mitarbeiter her bei und liefern nicht selten den besten Lesestoff, Ich denke an die Berichte aus den Gerichtssälen, die Stenogramme der alter üinnsr speeekes, die öffentlichen Briefe aus der Feder hervor ragender Männer auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft, die soviel zur Förderung bedeutender Angelegenheiten beitragen — kurz an jene Hunderte von Artikeln, die das englische Morgen- blatt in unvergleichlicher Weise anregend und willkommen machen. Es ist so allgemein Gepflogenheit, darüber zu räsonieren, daß »heute in der Zeitung mal wieder gar nichts steht«, baß es wohl erlaubt sein mag, diesen bescheidenen Tribut den nimmer müden, angestrengten Geistern zu bringen, die Tag um Tag sür eine Kupfermünze den ganzen Reichtum der Welt geordnet und gesichtet vor unseren Augen ausbreiten. Kleine Mitteilungen. Tie diesjährigen Vereinstage für Innere Mission finden in der Zeit vom 26. bis 29. April wie immer in Dresden statt. Die öffentliche Hauptversammlung des Landesvereins für Innere Mission hat als Beratungsgegenstand das Thema »Die Not der arbeitsun fähigen Wanderer und ihre Hilfe« auf der Tagesordnung, wozu Pastor Ouuasch von der Kolonie Hoffnungstal bei Berlin das Referat und Geh. Konsistorialrat Frhr. v. Welck-Dresden das Gegenreferat über nommen hat. Die Predigt bei der Kirchlichen Jahresfeier des Landes vereins für innere Mission hält Geh. Kirchcnrat Prof. v. Or. Nend- torff-Leipzig. In der Vorversammlung am Sonntag abend sowie bei der Tagung des Landesverbandes der evang.-luth. Jungfrauenvereine hält Frau Pastor Hoffmann aus Genf Vorträge, und in einer zweiten Abendversammlung erfolgen Berichte aus der Arbeit der inneren Mission im Königreich Sachsen. Für die Sitzung des Ausschusses des Bundes der evaug.-luth. Männer- und Jiinglingsvereine im König reich Sachsen ist die Frage »Jugendvereine und Abstinenz« zur Er örterung in Aussicht genommen. Der Sächsische Verein zur Hebung der Sittlichkeit behandelt vornehmlich das Thema »Materielle Werte und ideelle Werte, die unserem Volke durch die llnsittlichkeit verloren gehen«. Das einleitende Referat hierzu gibt I^io. Bohn-Berlin. Weiter halten im Nahmen der Vereinstagc für innere Mission Ver sammlungen ab der Sächsische Kirchliche Verband zur Flußschiffer fürsorge, der Sächsische Nettungshausverband, der Evangelische Lan- despreßverband, der Zentralausschuß zur Fürsorge für Strafentlassene, die Herausgeber kirchlicher Gemeindeblätter in Sachsen und der apo logetische Ausschuß. Strafbarer Nachdruck aus einem wissenschaftlichen Werke. (Nach druck verboten.) — Vom Landgericht Halle a. S. ist am 18. Dezember v. I. der Mittelschullehrer Paul Just wegen Vergehens gegen das llrheberrechtsgesetz zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt wor den. Der Angeklagte ließ im Februar 1913 im Verlage von Hermann Schrödel in Halle ein Werk erscheinen, das den Titel führte: Nach folge Jesu, I. Teil: Kirchengeschichte mit Berücksichtigung sächsischer Landesteile. Der Professor der Theologie an der Universität Halle 1)r. Achelis, der ein bei Quelle L Meyer iu Leipzig erschienenes Werk »Das Christentum iu den ersten drei Jahrhunderten« veröffent licht hat, fand beim Durchblättcrn des Justschen Buches zu seinem Erstaunen, daß große Seiten aus seinem Buche ohue Quellenangabe in das Justsche Buch übernommen waren. Just hatte bei Professor A. mehrfach öffentliche Vorlesungen gehört und auch mitunter an Aus flügen, die A. zur Besichtigung mittelalterlicher Kunstwerke zu machen pflegte, sich beteiligt. Professor A. wollte aus diesem Grunde nicht gern Strafantrag wegen Nachdrucks stellen, hielt sich aber für ver pflichtet, dem Verlage seines eigenen Werkes im Juli v. I. von dem Sachverhalt Mitteilung zu machen. Da die Firma Quelle L Meyer befürchtete, daß das Justsche Werk, das billiger und mehr volks tümlich gehalten ist, den Absatz des Achelisschen Werkes beeinträch tigen könne, so stellte sie am 28. August Strafantrag gegen Just. In
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