Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1864
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- Deutsch
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150, 5. December. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2757 einzelner bei mir verlegter Werke und Schriften „vielleicht" eine Belehrung über den Werth oder Unwerth der einzelnen Pu blikationen erzielen. Dieses „vielleicht" würde ich als eine rührende Bescheidenheit anerkennen, wenn die ganze Absicht nicht eine so ungemein kühne wäre. Wenn also in einem und demsel ben Verlage heute ein klassisches Werk und morgen ein höchst mittelmäßiges, wie das tausendfach vorkommt, erscheint, dann soll man das eine nach dem andern beurcheilen? Undwie denn eigent lich? Sollen durch eine solchcZusammenstellung die guten Bücher schlechter oder die schlechten besser werden? O kühner Anonymus, Schade, daß du nicht Professor der Logik geworden bist! Freilich sind wir noch nicht alle im Stande, diese Logik zu fasten, und es ergeht dir darin wie so vielen verkannten Größen, ich meinerseits muß mich, bis einst die Nachwelt dich bester zu würdigest ver steht, begnügen, diese Ansicht unter eine vierte Rubrik zu bringen, welche die Ueberschrift sCensurlücke*)) führen mag. Zu meinem Album übergehend, macht mir Anonymus den lächerlichen Vorwurf, daß ich jetzt eine billige Ausgabe, die Liefe rung s 20 N-f veranstaltete, nachdem ichvor12Jahren das- > selbeWerk ^Lieferung einen Thalergegeben, und fragt, wie meine damaligen Abonnenten dazu kommen, dasselbe theurer bezahlt zu haben. O Logik, wie fliehst du doch die Nähe des Eifernden! Und hat die Feder desselben nur für mich eine Spitze? Versagt sie ihm den Dienst, den wohlfeilen Ausgaben des neuen Pitaval und der Ritter vom Geiste gegenüber? Doch aber zur Antwort. Ich kann, da ich bei einer neuen Ausgabe weniger Kosten habe, das Werk billiger geben. Sehr viele der renvmmirtestcn Firmen haben von ihren Artikeln bil ligere Ausgaben veranstaltet, und wenn dies einen Vorwurf ver dient, so trifft er mindestens noch 100 andere Verleger mit. Ist das klar? Ist das Logik? DieHoffnungen und Befürchtungen in Bezug auf die neue Ausgabe, sowie in Bezug auf das Baye rische Album, will ich dem hoffenden und fürchtenden Anonymus als harmloses Privatvergnügen lassen. Wenn aber Anonymus behauptet, ich stünde außer allemZusammcnhange mit den ander wärts erschienenen Albums, so ist dies, nameutlich in Bezug auf die angeführten beide», welche er, undzwarmit Recht, so überaus lobt, wiederum grobe Unwahrheit. Mitdemleiderinzwischenverstorbenen Herrn Pohlig habe ich nämlich vor Ausgabe seines und meines Albums persönlich und, wie ich durch Briefe heute noch Nachwei sen kann, schriftlich berathschlagt; das bereits von mir in Angriff genommenePreußischeAlbumaber habeich gegen Bezahlung einer namhaften Abstandssumme an Herrn Buchhändler Duncker ab getreten und an dem Mecklenburgischen Album bin ich heute noch betheiligt. Und um nun gleich mit meiner Thätigkeit in diesem Genreabzuschließen, verweise ichauf die Ausfallemeines Gegners gegen mein Wappencomptoir, das ganz unvermuthet am Schluffe noch einige Hiebe bekommen soll, ohne daß man recht begreift, auf was sie zielen. Das Einzige, was ich daraus lesen kann, ist der Vorwurf, daß ich keinen Heraldiker genannt habe. Diese edle Neugierde will ich befriedigen, der Heraldiker istHerr Berthold; «r vertritt die Richtigkeit der von mir gelieferten Wappen. Ist Anonymus nun beruhigt? Von meinen übrigen Prachtwerken, z. B. von den Prachtausgaben des lilisbsnus »Isurus, von welchem Se. Heiligkeit Papst Pius IX. die Widmung angenommen, und welche beinahe von allen weltlichen und geistlichen Fürsten ge kauft wurde, sowie den Sächsischen und Hessischen Stammtafeln »c. hat der gründliche Anonymus keine Notiz genommen und mich daher der Mühe überhoben, mich auch hierüber vor seinem aller höchsten künstlerischen, literarischen und moralischen Richterstuhle zu vertheidigen. Dagegen gereicht es mir aber zum Vergnügen, daß die An griffe jenes gestrengen Richters mir Veranlassung gegeben, mich über ein anderes Buch meines Verlages näher zu erklären. Es ist dies vr. La Mert's „Selbstbewahrung". Durch eine direkte Veranlassung bestimmt, übernahm ich dieses Buch, es galt, Schwindlern das Handwerk zu legen, welche in schamloser Weise jene Unglücklichen auszogen, ihnen für theures Geld ganz wir kungsloses Zeug verkauften und denselben dafür 80—lOOTHaler abfordcrten. Dem Ueberhandnehmcn dieses Uebels, sowie den Schwindeleien trat das Buch mit den einfachsten Mitteln, mit Belehrung entgegen. Da es aber in der cigenthümlichen Art jenes Lasters begründet ist, daß Diejenigen, welche sich ihm er geben oder an den Folgen desselben leiden, Scheu tragen, sich ir gend Jemandem direct zu entdecken, so wollte ich den Leidenden wirklicheHilfe schaffen, und that dies, indem ich ihnen einenHeil- weg eröffnele, den sie anonym betreten konnten. Es geschah nach reiflicher Berathung mit dem in diesem Fache woblrenommirten und erfahrenen Herrn vr. Schlesinger hier in Leipzig. Dieser er- > theilt seinen ärztlichen Rath und nach seiner Anweisung werden die Arzneien in der hiesigen Königl. Hofapotheke bereitet. Das Buch hat nun 67 Auflagen erlebt und die 68. befindet sich soeben in derNies'schenBuchdruckerei unter derPresse. Tausende haben sich in ihrer Noth an uns gewendet und auch Unbemittelten ist Rath und Hilfe geworden, Tausende sind gerettet worden und in unseren Händen befinden sich massenhafteDanksagungsbriefe, na- mentlichauchvonSeitenverschiedenerEltern, Lehrer rc., undselbst Behörden haben unserem Bestreben Anerkennung gezollt. Daß ich, und nicht der Arzt, welcher täglich 20—30 Consultationen zu erlheilen hat, das Geschäftliche besorge, wird Jeder, der nur einigermaßen gesunde Vernunft hat, erklärlich finden. Was thut aber der nunmehr auch auf medicinischem Boden seinen Richterstuhl aufschlagende Anonymus? Kann er gegen den Inhalt des Buches etwas einwenden? Kann er seine Wick- ! samkeit leugnen? Kann er das ärztliche Verfahren verdächtigen? Nein, nein, und abermals nein! Aber der Anonymus hat eine Entdeckung gemacht, auf die er nicht wenig stolz ist, die nämlich, daß Rctau (der Name des Uebersetzers vom La Mert'schen Buche) ^ von hinten gelesen beinahe wie Vater lautet, und fügt die nicht ! minder geistreiche Entdeckung hinzu, daß umgekehrt Vater von hinten gelesen wieder beinahe wie Retau lautet. Dieser Scharf sinn ist erhaben, auch scheint dem gestrengen Herrn diese Ent deckung so vielen Spaß gemacht zu haben, daß er das Ding gleich noch ein paarmal versucht, und siehe da — es stimmt wieder! Das eine hat der Schlaukopf aber nicht herausbekvmmen, daß bei die ser Gelegenheit auch der Vorname Otto umgestellt wurde; er mache sich das Vergnügen auch bei diesem Namen, und er wird finden, daß es hier noch viel besser stimmt. Zeit genug scheint ec dazu zu haben. Die Arbeit ist nun, Gott sei Dank, bald zu Ende. Denn was die kleinen Broschüren betrifft, so habe ich niemals mit ihrem Werth geprahlt; ich habe sie verlegt, weil sie einen guten Absatz versprachen, habe ihn gefördert und auch gefunden. Es ist eine grenzenlose Anmaßung, Jemanden vorzuschreiben, von was er leben soll, zumal wenn man ihm nichts dazu gibt. Als ich bei großen Werken beinahe mein ganzes Vermögen zugesetzt hatte, hat sich kein Mensch um mich gekümmert; auch der Verfasser der „Licht- und Schattenbilder" nicht; mit den erwähnten leichten Artikeln habe ich aber Tausende verdient, und der Sortimenter auch*). Und was sind nun diese Schriften so Gefährliches? *) Der Verleger des Petzholdt'schen Anzeigers, der dem gegen mich gerichteten Angriffe nicht ganz fremd sein kann, weiß am besten, wie viel er von derGcschichte des Schneidergesellen Mackintosh und des RaubmördersSchdnfelder gebraucht und sogar mit directerPost bezogen hat. *) Durch das Strafgesetz veranlaßt! Die Red.
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