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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1864
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- Deutsch
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1432 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 84, 4. Juli. mit Körner. Die Unruhe der Geister kurz vor der Revolution hatte die Lust an der philosophischen Spekulation verdrängt, und erst ein Jahrzehend später erwachte in der Nation mit neuer Kraft die Begeisterung für ihren großen politischen Dichter. — Diese wenigen Angaben mögen genügen, um den Charakter des Veit'- schcn Verlages zu kennzeichnen. Die Ausbreitung desselben auf dem Gebiete der Landeskultur und der Staatsverwaltung, die Sorge endlich für die jüdische Literatur dürfen wir hier über gehen. Bücher sind keine Waare, — der Verleger, der Sortiments- Händler und das Publicum verhalten sich anders zu ihnen, als die Groß- und Kleinhändler und die Consumenten zu den mate riellen Produkten. In den Erzeugnissen, die der Verleger den Lesern darbietel, soll sich zugleich seine Individualität, seine wissenschaftliche und vaterländische Gesinnung, sein Zusammen wirken mit dem Schriftsteller zum gemeinsamen Dienst an der Nation ausprägen. Einem trefflichen Aufsatz Veic's von 1839, in welchem das Projekt eines Wissenschafts-Vereins entwickelt war, der nach Art der Kunstvereine die für den einzelnen Buch händler zu kostbare Herausgabe wissenschaftlicher Untersuchungen in die Hand nehmen sollte, entnehmen wir die Stelle: ,,Dcr deutsche Buchhandel hat von jeher bewiesen, daß er seine cigen- thümliche Stellung in den nachbarlichen Grenzen der Intelligenz und Industrie zu würdigen wisse. Man prüfe die neuesten Ka taloge und entscheide dann, ob jener ehrenhafte Grundsatz: einen Theil des Gewinnes, den die Muse dem häuslichen Altar beschic ken, der Muse selber zu opfern, nicht bis auf unsere Zeiten herab sich fortgcerbt habe." In diesem Sinne verstand und übleer seinen Beruf und wirkte er unter den Genossen; und es ist nun diese Wirksamkeit für die Entwickelung und die Interessen der Cor poration, der er angehörte, und für die literarischen Rechtsver hältnisse, auf die wir jetzt einen Blick zu werfen haben. Bekanntlich ist der deutsche Büchcrvcrkehr nach anderen Grundsätzen geordnet, als z. B. der französische. Während bei uns der Verleger seine Bücher dem Sorkimentshändlcr in Com mission gibt, und dieser sie wieder seinen Kunden mit der Er- laubniß der Remission zur Ansicht zusendct: ist in Frankreich der Buchhändler gcnöthigt, die Artikel des Verlegers, die er zu haben wünscht, auf seine Gefahr zu kaufen und die erstandene Zahl dann Weiler seinem Publicum aufzudringen. Dies scheint auf den er sten Blick nur ein Unterschied äußerlichen Geschäftsverkehrs zu sein, wobei auf die deutsche Gewohnheit mancher Mißbrauch sei tens des säumigen Publikums und manche Verlegenheit für den, seine Bücherballen zurückempfangenden Verleger fällt. Aber hin ter diesen Aeußerlichkeiten verbirgt sich der ganze Gegensatz drut sche n und r o ma n i s ch e n Wesens. Die Folge ist nämlich, daß in Frankreich die Preise der Bücher nicht feststehen, die Buch händler in den Provinzen meist zu Trödlern herabsinken, der Verlag sich auf wenige Häuser der Hauptstadt concentrirt und daß nun von diesen Diktatoren und den ihnen untergeordneten Krämern dem Volk die geistige Nahrung zugemcssen wird; — während bei uns der Büchcrverkauf kein Kram mit einer Waare ist, der Soriimentshändler eine ehrenvolle und gesicherte Existenz und daher bis in die kleineren Städte herab häufig selbst einen Verlag hat, und dem Publicum alle neu erscheinenden Werke zu gänglich gemacht und gleichsam zur Entscheidung vorgelegt wer den. Dort also herrscht die Centralisation, die Autorität, die Mode; neben den ,,literarischen Marschällen" kommt eine abwei chende Richtung, kommt der Provinziale nicht auf; hier dagegen herrscht die Dcccntralisation, die selbständige Entfaltung aller Kräfte und die Freiheit des öffentlichen Unheils, vor dessen Fo rum jeder Schriftsteller und jedes Buch — auch das eines be- rübmten Autors — sich von neuem stellen müssen. Dort regiert das katholische, hier das protestantische Prinzip. Eine weitere Consequenz ist, daß bei uns Verleger und Sortimentshändler — fast alle mit allen in Verbindung stehen; und dieser vielverzweigte Verkehr hat die deutschen Buchhändler angetrieben, auch eine äußere Vereinigung zu suchen, die unter dem Namen des Bör senvereins in Leipzig gegründet worden ist. Niemand verstand cs nun besser, den geistigen Werth jener Geschäftsformen sinnvoll zu deuten, die nationale Sitte gegen oberflächliche Angriffe zu vcrtheidigen, als unser Veit; Niemand har mit mehr Wärme und Begeisterung den Interessen jenes Vereins sich hingegeben. Hatte doch der deutsche Buchhandel in demselben einen Mittelpunkt gefunden, der das Standes- und Pflichtgefühl der verbundenen Genossen hob und ihnen nach au ßen, den Staatsgewalten gegenüber, eine angesehene und kräftige Vertretung gab. War doch — was der nationalen Gesinnung des Mannes am höchsten stand — diese Genossenschaft die erste und bisher die einzige deutsche Corporation; ein Verband, der aus dem einfachen Grunde, weil es eine preußische, sächsische, bayerische Literatur nicht gibt, sofort über die Einzelstaatcn Über griff und die Schranken nicderriß, welche die übrigen Gcwerbs- zweige trennen. Indessen cs gelang Veil doch nicht sogleich, in den jährlichen Versammlungen zu Leipzig Einfluß zu gewinnen. Bei der älteren tonangebenden Generation war das konfessionelle Vorurthcil sehr zäh, und hätte nicht der unmittelbare Eindruck seiner Persönlichkeit, — das Reine und Gute, das aus diesem edlen Angesicht leuchtete, die Gemüther bezwungen, so würde der Widerstand noch länger gedauert haben. Zuerst im Jahre 1839 wurde er in einen der Ausschüsse gewählt und von nun ab mehr und mehr zu den Berathungen über die allgemeinen Angelegen heiten herangezogen ; 1853 ward er zum Stellvertreter des Vor sitzenden, 1855 zum Vorsteher der Buchhändlcrbörsc ernannt, und dieses ehrenvolle Amt bekleidete er bis 1861, die längste sta tutarisch zulässige Zeit. Seine Wirksamkeit an dieser Stelle wird uns von einem seiner angesehensten Collegen als eine epoche machende bezeichnet. Er vereinigte in sich die vielen, dazu erfor derlichen Eigenschaften: wissenschaftliche Bildung und geschäft liche Einsicht, Freude an korporativer Selbstthätigkeit, politische Erfahrung und eine sehr ausgebrcitcte Kcnntniß der betreffenden Gesetzgebung. Einen Einblick in Sinn und Umfang seines Wir kens gewähren uns die Vorträge, die er während jener sechs Jahre vor der Generalversammlung hielt. Es ist ein sittlicher, ein religiöser Hintergrund, auf dem sich diese Geschäftsberichte und Reden abheben; eine Schule des Gcmeinsinnes ist ihm der Verein; bestimmt, die Willkür des Einzelnen zu binden, Ord nung und Regel auch dahin zu tragen, wohin kein äußeres Gesetz reicht. Wie verstand er cs, den Besten unter den Heimgegange nen Genossen ein Denkmal zu setzen, das Bild ihres Schaffens der Gegenwart als eine Mahnung hinzustcllen, damit auch sie die Pflege echter Wissenschaft und Volksbildung über dem Cultus der materiellen Interessen nicht vergesse! Jene Berichte enthiel ten auch eine Uebersicht über die, in den Buchhandel eingreifen den Acte der Staatsgewalten und über die Schritte, zu welchen die Corporation dadurch veranlaßt wurde. Uno eben auf diesem rechtlichen Gebiet hat Veit sich anerkannte Verdienste erwor ben. Er hatte seit den vierziger Jahren fast an all' den Be schwerden und Denkschriften Antheil, durch welche der Buchhan del sich gegen die Verfügungen vom grünen Tisch her zu schützen und ein Verständniß seiner Angelegenheiten zu verbreiten suchte. Bald sind es die Gefahren, welche dem freien Verkehr auf dem Hauptstapclplatze Leipzig drohen, bald die Preßgesetze am Bunde oder in den Einzelstaaten, bald die schwebenden internationalen
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