Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1864
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18640704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186407040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18640704
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1864
- Monat1864-07
- Tag1864-07-04
- Monat1864-07
- Jahr1864
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
84, 4. Juli. 1431 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Theil. Moritz Veit.*) Moritz Veit, geboren den 12. September 1808, entstammte einer sehr geachteten jüdischen Familie, in der bereits seit Ge nerationen ein fest begründeter Wohlstand und mit ihm Bildung, Sitte, wohlthätiger und gemeinnütziger Sinn vererbt war. Als zur Zeit Kaiser Leopold l. bedrückte jüdische Familien Wiens sich an den großen Kurfürsten mit der Bitte um Aufnahme wandten und die Erlaubniß erhielten, in Berlin ihre hundert Jahre zuvor zerstörte Gemeinde wieder herzustellen, war ein Veit unter ihren Vorstehern. Als dann seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Jdcen-Revolution in Deutschland auch das starre und abge schiedene Judcnthum weckte und erleuchtete, gehörte die Familie zu denjenigen, welche am frühesten von der reformatorischen Be wegung ergriffen wurden. Ein Oheim unseres Veit war mit der Tochter von Moses Mendelssohn vermählt, mit jener Dorothee, die später Friedrich von Schlegel auf seinen unsteten Lebenswegen folgte. Ein zweiter Oheim, zugleich der Großvater von mütter licher Seite, von seinen Glaubensgenossen hoch verehrt als Leiter der Gemeinde und rabbinischer Gelehrter, war der erste Israelit, welcher durch das Vertrauen seiner Mitbürger zum Stadtverord neten und darauf zum Stadtrath berufen ward. Er lebte lange genug, um den kleinen Enkel mit sich an der Hand zu führen, wenn er in dieSitzungender städtischen oder der israelitischen Ge meinde ging, und um dem Jüngling mit unauslöschlichen Zügen die Wahrheit einzuprägen, daß die Wirksamkeit für das Ganze die höchste Ehre des Mannes ist. Der Knabe kam zuerst in die Marggraffsche Schule und dann mit dem zwölften Jahr in die Tertia des Joachimsthal'schen Gymnasiums, wo er unter der Leitung von Zumpt den Grund zu einer tüchtigen philologischen Bildung legte. Mir dem vor züglichsten Zeugniß versehen, ließ er sich dann imHerbst 1825 aü der Universität seiner Vaterstadt immatriculiren und hörte hier bei Böckh, Ritter und Raumer philologische, geographische und historische Vorlesungen. Die gewaltigste Anziehung übte aber Hegel auf ihn aus; mit gewissenhaftem Eifer enträthselte ec die dreibändige Logik, wohnte nach und nach sämmtlichen Eollegien bei, und wie denn bei ihm die Liebe zu der Wissenschaft eins war mit der Liebe zu Denen, die sie lehrten: so kam er auch bald zu dem großen Denker in ein persönliches Vcrhältniß, das sich nach dem Tode desselben im pietälsvollen Verkehr mit der Hinterblie benen Familie forlsetzte. . . . Gegen Ende 1833 gründete er sich einenHausstand und einen praktischen Lebenszweck. Seinen literarischen Neigungen lag der Beruf am nächsten, die Erzeugnisse der Literatur der Na tion zu vermitteln. In Gemeinschaft mit seinem philologisch ge bildeten Studiengenoffen Lchfeldt kaufte er die Boike'sche Ver lagshandlung und gründete darauf ein neues Etablissement, wel ches bald unter die geachtetsten Firmen zählte. Es gehört mit zu den Vorzügen des deutschen Buchhandels, daß so mancher Verleger zuvor umfassende Studien in den Wis- schenschaften macht, deren geschäftlicher Träger er später werden will. Sicherlich trägt dies dazu bei, dem Stande eine gute Zahl von Männern zu erhalten, welche die ideale Aufgabe, das Beste *) Aus der Schrift: ,,Aum Andenken an Moritz Veit- Von W. Wehrcnpfennig- Besonders abgedruckr aus dem dreizehnten Bande der Preußischen Jahrbücher, (gc. 8. 28S.1 Berlin 1864. G.Reimer." Das edle und so wohlthuend maßvolle Streben und Wirken von Moritz Veit, als belehrter und Buchhändler, sowie als Bürger und Politiker, ist darin so zutreffend und würdig dargestellt, daß diese Erinnern,lgsschrift die allgemeinste Verbreitung in den buchhändlerischen Kreisen verdient. und Edelste in der deutschen Literatur zu fördern, treu im Auge behalten und es verschmähen, um des Gewinnes willen flüchtigen und niedrigen Zeitrichtungen zu dienen. Veit hatte vielleicht nicht alle zu einer großen praktischen Wirksamkeit gehörigen Gaben; dem Scharfblick und der Ausdauer, mit welcher der ältere Georg Reimer weittragende Plane verfolgte; der Energie, mit welcher Friedrich Perthes seine Kraft aus Ein geschäftliches Gebiet con- centrirte; dem riesenhaften, nach allen Seiten greifenden Unter nehmungsgeist eines Eotta kam seine Thätigkeit nicht gleich. Aber in Einem stand ec den Besten unter den Genoffen zur Seite, — in der U neigennü tzig ke i t, mit der er den Zwecken der Wissenschaft diente, in der Höhe der sittlichen und patriotischen Gesichtspunkte, unter die er seinen Beruf stellte. Das ältere Geschäft, das er angekauft hatte, war nicht erheblich; er über kam daraus nur Ein Werk von wissenschaftlicher Bedeutung — das große encyklopädische Wörterbuch der medicinischen Wissen schaften, das von Gräfe, Hufeland und anderen Notabililäten herausgegeben wurde. Unter der neuen Firma gewann der Ver lag sofort einen anderen Charakter: es erschienen in ihm fast aus- nahmlos nur solche Bücher, die für irgend eine Seite des geisti gen Lebens einen Werth halten. Einer der frühesten Artikel war das Laienbrevier von Leopold Schefcr; es spielte fortan eine Hauptrolle in dem Verlag, während die übrigen allmählich zu einer beträchtlichen Bändezahl Heranwachsenden Werke des Dich ters nur einen mäßigen Anklang fanden. In solchen Fällen kam es denn wohl vor, daß der Verleger mit einer, dem Geschäfts mann kaum erlaubten Generosität für den unerwarteten Gewinn den Autor belohnte und den unerwarteten Verlust für sich allein trug. Sehr bald wies der Katalog eine Reihe von Namen ersten Ranges auf. An das erwähnte medicinische Wörterbuch schloß sich eine von Johannes Müller geleitete Zeitschrift, das Archiv für Anatomie und Physiologie; ferner das Repertorium der Physik von W. Dove und L. Moser. Hervorragend war der Verlag auf philologischem und historischem Gebiet; Ende 1835 erschien der erste Band von Droysen's Aristophanes, später Böckh's metrologische Untersuchungen, seine Antigone und der Beitrag zur Geschichte der Pharaonen „Manetho und die Hunds sternperiode". Auch die Ausgabe der Leibnitz'schen deutschen Schriften von Guhrauer aus dem Jahre 1838 verdient eine Er wähnung. Ein sehr verdienstliches Unternehmen war die allge meine Zeitschrift für Geschichte, welche Adolph Schmidt unter Betheiligung der namhaftesten Historiker bis zum Eintritt der Re volution herausgab. Mitten in diese Verwirrung hinein sielen die neun Bücher preußischer Geschichte von Leopold Ranke; ihr nach folgten, angeregt durch die nationalen Probleme, welche die Bewegung gestellt hatte, die Arbeiten Adolph Schmidt's über Preußens deutsche Politik und die Geschichte der preußisch-deut schen Unionsbestcebungcn; und ferner jene berühmten anonymen Broschüren aus der Zeit von Olmütz (Vier Wochen und vier Monate auswärtiger Politik und die Dresdener Eonferenzen), die den ersten urkundlichen Aufschluß über die Wege gaben, welche Preußen damals durch das Ministerium Manteuffel geführt wurde. Die letzten größeren historischen Werke waren Droysen's Leben Pork's und der Anfang der Geschichte der preußischen Po litik, und der Dock war wohl das Buch, an welchem Veit wäh rend seiner Gescbäftsthätigkeit die meiste Freude zu Theil ward. Dagegen entsprachen zwei andere Unternehmungen im Felde der Philosophie und Literatur nickt den daran geknüpften Erwartun gen: nämlich die schöne Gcsammtausgabe von I. G. Fichte's Werken und der von Veit selbst rcdigirle Briefwechsel Schillcr's 199*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder