Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1863
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18630126
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186301268
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18630126
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1863
- Monat1863-01
- Tag1863-01-26
- Monat1863-01
- Jahr1863
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Viel von der ihm bei seinem ersten Auftreten gewidmeten Beachtung hat wohl Stifter in den Jahren verloren, welche durch die Unruhe des öffentlichen Lebens der Versenkung des Sinnes in milde und klare Stoffe, der Ausarbeitung eines solchen nach allen Seiten hin ungünstig waren; ein Abbruch geschah ihm durch jene die Phantasie oft unmäßig anspanncnden und dadurch ver wöhnenden Lieblingsschriften solcher Zeiten, welche mehr Rück sicht auf das Strömen des bewegten Lebens nehmen, und ferner dadurch, daß Stifter durchaus fern von der Gegenwart sich ganz dem sanften Reize überließ, der ihn immer wieder zur Natur und zur Kunst führte und ihn in deren Liebe und Pflege alleiniges Ge nüge finden ließ. Und dennoch bietet sich ebenfalls für die deutsche Familie, namentlich für diedeutschenFcauen, kaum eine unschulds vollere, crfüllendere Lectücc dar, als Stifter. Das Versenken in ihn lohnt durch die herzlichste Theilnahme, die wir dem Dichter persönlich widmen, und durch die Mahnung, die wir stets von ihm empfangen, daß wir Augen erhielten, um mit ihnen zu sehen. Wer Stifter ernstlich geduldig liest, wird sein persönlicher Freund; wer ihn mehrfach gelesen hat, begreift nicht mehr die Ungeduld, welche er häufig erregt. Freilich vergißt ec nicht eine Farbe, nicht einen Farbenübergang, nicht ein Stäubchen, und das Detail kann den Leser ermüden, der rasch dem Faden der Erzählung folgen will. Er weilt zu lange bei dem Augenblicke. Die Erzählungen selbst, oft von großer und rührender Schönheit, führen nicht selten, so im „Nachsommer", uns menschliche Figuren entgegen, bei welchen wir den äußeren Ausdruck des Lebens und seiner Lei denschaften vermissen, bei denen wir nicht die Adern, in welchen das Blut rollt, durch die Oberfläche schimmern sehen. Aber wer den Dichter ernstlich liest, empfindet nicht mehr diese Mängel, zu sehr lernt er ihn verstehen, lieben und die Andeutungen dessel ben im eignen Herzen und in der eignen Phantasie weitcrbilden. Wenn nun auch aus diesen Zügen cs einigermaßen erklär lich wird, wie und warum Gotthclf und Stifter früher zurück- trelen mußten, so ist damit doch nicht gesagt, daß sie für immer im Hintergründe bleiben müssen, daß nicht andere Zeiten gern wieder auf sie blicken, sie nicht ans Licht stellen sollen und der Gegenwart vorführen, für die sie ihre große und heilsame Be deutung nicht verloren haben. Wie Gotthelf und Stifter eben von uns betrachtet wurden, so haben wir diejenigen Männer, die mit Beiden gleiches Ungemach erdulden, zu betrachten, um eine Antwort auf die Frage, von der wir ausgingen, zu erlangen; was über Beide gesagt ist, gilt zum Theil von einigen ihrer Ge fährten, z. B. nach manchen Seiten hin von W. Alexis. Aber haben die Romane von Alexis nicht einen bleibenden Werth, be lebt sich für den, der sie näher kennt, nicht ein ganzes Land mit historischen Figuren, treten nicht aus ihnen die verschiedensten Zeiten, welche über Deutschland dahinrauschten, lebenswahr mit ihren Farben in Geschichte und Sage, Sittengeschichte, Denk- und Redeweise klar plastisch ausgearbeitet hervor? Und dennoch ist Alexis vielfach nur auf Leihbibliotheken beschränkt, während er den Anspruch hat, daß die gebildete preußische Familie ihn besitze. Damit dem Leser nicht der Geduldfaden reiße, schneide ich die Fäden, die ich aus den obigen Fragen gesponnen habe, die ich vielfach weiter ausdehnen könnte und wohl auch sollte, ab und überlaste es dem Einzelnen, meine Fragen in seinem Gemüthc weiter zu wälzen. Zum Schluß: wer von uns Gelegenheit und das Recht hat, zu wirken, der suche seinen Lieblingen in der Lite ratur Eingang, Geltung, ja Auferstehung zu schaffen. Es er fordert nicht mehr Mühe, als der Verkauf des zufällig vor dem Auge Liegenden, es bringt nicht minderen materiellen Vortheil. Ein ganz sicherer und nicht geringer Vortheil aber ruhet obenein auf dieser Weise, unfern Geschäftsweg zu gehen. Es ist der, daß dem Buchhändler seine Stellung zur Literatur klarer bewußt wird, daß er die kleine Macht, die in seine Hand gelegt ist, aus- übk und sie, gewiß nicht zu seinem Schaden, zu einer Geltung bringen kann, welche nicht ohne tiefere sittliche Wirkungen auf die Nation und ihre Literatur bleiben wird. Miscellen. Berlin, 22. Jan. Einer Privatmittheilung zufolge hat der Verein der Berliner Buchhändler gestern in einer außerordentlichen Generalversammlung sich gegen die vom Vor stande des Börsenvercins versandten ,,B estimmungen" ausge sprochen, namentlich gegen den §. 4., und seinen Vorstand be auftragt, seinerseits einen Entwurf solcher Bestimmungen aus zuarbeiten und einer neuen Generalversammlung vorzulegen. Preußische Buch h ä n d le c werden sicher jede Verbreitung der jetzt wieder in London abgedruckten: „Kstiness roxslss. Opusoulo ivectit llo krecierio ll." von der Hand weisen. Nachdem Pro fessor Preuß dieselben für apokryphisch erklärt, liegt in dem Er zeugnis nichts vor, alseine niedrige und verleumderische Schmäh schrift auf den großen König, die in Preußen verachtet, aber von den Angehörigen des Buchhandels nicht verbreitet werden wird. Die preußische Regierung wird sicher den Takt haben, die Schrift nicht zu verbieten; die preußischen Buchhändler aber auch den Takt, sie nicht zu verbreiten! Ob englische Buchhändler sich her geben würden, ein Machwerk der Art über den Prinzen Albert, wenn ein solches in Deutschland erschiene, zu verbreiten! —. Fragen für Verleger. — Ist esGewohnheit odcrNon- chalance, daß die meisten Verleger ihre Rechnungsauszüge noch mit Ordinär und Netto drucken lasten, während das Ordinär doch nur selten zu benutzen ist? — Weiterhin ist es Gewohnheit oder Nonchalance, daß die Verleger von Journalen und Zeitun gen bei Ablauf des Quartals stets die Abonnenten auffordern, das Abonnement für das nächste Quartal bei den betreffenden Buchhandlungen und Postanstalten „zu erneuern"? Einfacher und bequemer für den Expedienten würde cs sich machen, wenn die betreffenden Verleger gegen Ende des Quartals folgende Auf forderung erließen: Diejenigen Abonnenten, welche das nächste Quartal abzubestellen gedenken, haben solches gefälligst vor Ab lauf des gegenwärtigenQuartals zu besorgen, andernfalls sie für das kommende Quartal verpflichtet sind. — Endlich ist es Ge wohnheitssache oder Nonchalance der Hrn- Verleger, wenn sie alte Auflagen ihres Verlags an Antiquare oder gar Trödler zu Spottpreisen zu Geld machen? Abgesehen davon, daß es doch nur ein Taschengeld sein kann, setzen sie sich der Gefahr aus, daß diese alten Auflagen als die „neuesten" ausgeboten werden. Ein sender dieses erlaubt sich, nachstehende Annonce des Antiquar Kaiser in Bremen als das neueste Belegstück dieser Art den Hrn. Verlegern zu unterbreiten. Die Weser-Zeitung vom Ib.ds. ent hält: „Franz Kugler's Handbuch der Kunstgeschichte. Neueste Auflage. Stuttgart 1859, neu, liefert jetzt, soweit die wenigen Exemplare reichen, (statt8tztzfür45/h Friedr. Kaiser's Buch- u, Antiquarhandlung." — Diese drei Fragen glaubte Einsender so wohl im Interesse der Verleger, als auch der Sortimenter stellen zu dürfen. Je mehr Antworten er erhält, desto lieber wird es ihm sein. Wir haben noch mehr Fragen aus dem Herzen. Der Alte vom Berge.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder