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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1863
- Sprache
- Deutsch
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.U 30, 11. März. 533 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. so richtig auch wohl der Sinn derselben gemeint ist. Der §. 3. ist selbstverständlich und enthält in verunglückter Fassung nur etwas, was langst praktisch anerkannt ist. Uns will es auch scheinen, als wenn diese Bestimmung sehr schwer zu präcisircn sei, weil der Verleger sie doch vernünftiger Weise und in seinem eigenen Vortheile den Verhältnissen der einzelnen Sortimenter anpaffen muß. Die bedenklichsten formellen Unklarheiten sind aber gerade in den Haupt-Paragraphen 4. und 6. enthalten, wie das in den im BörscnblatteNr. 155 abgedruckten Erörterungen meistcntheils genügend und treffend dargethan ist. Wir fügen noch fragend hinzu: was heißt Uebertrag, was Rechnungsdiffcrenz? Wo hier über Streit entsteht, wer hat da zu entscheiden? Ist nicht gerade hier der zu vermeidenden lästigen Hin- und Herschreiberci und Verzögerung der Geschäftsabwicklung Thür und Thor geöffnet? Es will uns scheinen, wir hätten im Buchhandel der unangeneh men kleinlichen Correspondenzcn gerade genug und keinen Grund, diesen neue hinzuzufügen. Diese beiden Bestimmungen 4. und 6. scheinen nur zu Gunsten der Verleger gegenüber den Sortimen tern in Vorschlag gebracht und eben gegen diese müssen sich auch die wesentlichsten Bedenken geltend machen. — Eine kurze Berechnung wird erstlich zeigen, daß die Erhöhung des Meß agios, da cs nur von dem vollen Thaler gegeben werden soll, eine für den Sortimenter unwesentliche ist; wir haben gefunden, daß sich dasselbe bei einer Zahlungsliste von 6000Thlrn. nur um 16 bis 18 Thaler erhöhte. Ferner ist es leicht ersichtlich, daß cs durch die daran geknüpften Bedingungen für den Sorti menter bald illusorisch werden wird. Was nun ferner die Sal dirung ohne Uebertrag anbetrifft, so sagen wir gewiß nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß zwei Drittel der Sortimenter bei den massenhaften Baarpackeren nicht im Stande sind, ohne Ueber trag zu zahlen; wer das Gegentheil behauptet, beweist wenig Kunde der Verhältnisse, vorzüglich der, wie sie in kleineren Ortschaften sich versinken. Der Sorlimentshandel hat sich bis- jetzt wahrlich nicht so großer Erleichterungen und Vortheile zu erfreuen, daß es nöthig wäre, noch neue Belastungen für ihn ohne genügende Aequivalente zu schaffen. Man hört solchen ,, Nothschreicn " — wie man es zu nennen beliebt — gegenüber häufig die Redensart: der Sortimenter könne und müsse sich selber helfen. Diese Behauptung wäre auch nicht ohne Grund, wenn nicht die Verleger die Sortimenter durch Unterstützung des modernen Antiquariats, das den Ladenpreis nur als Aus hängeschild gebraucht, so unendlich schädigten. Ein nicht ganz unbedeutender Sortimenter unseres Vereins bezog .längere Zeit Schillert Werke von seinem Buchbinder, weil dieser ihm die selben wohlfeiler als der Verleger lieferte; ja derselbe konnte in den HerzogthümernSchleswig und Holstein in diesem ,,Artikel" nicht mit einem Hamburger Papier- und Kurzwaarcnhändler con- currircn. Für die Verleger wären die Bestrebungen, das mo dern «Antiquariat in seine Schranken zurückzuwei- sen und den Sortimentern nickt schon vor der Messe durch massenhafte Baarpackete die Möglichkeit rei ner Saldirung zu nehmen, gewiß lohnender, als die jetzi gen Eonduitenlistcn anzufertigen. — Auch die Klage der Ver leger über den langen Credit, den sie noch jetzt geben müssen, können wir nicht unerwähnt lassen. Wir wollen dieselbe kurz in das rechte Licht zu stellen versuchen. Es wird uns Niemand bestreiten, daß der buchhändlecische Normalrabatt 33s/zhh ist; daß dieser jetzt factisch nur 25 ist, ebenso wenig. Man könnte uns erwidern: dafür kann jetzt der Sortimenter auch gegen baar mit enormen Proccnten beziehen; cs ist dies allerdings wahr, aber diese Artikel sind fast sämmtlich in den Händen des moder nen Antiquariats, und der Sortimenter hat nur die zu vertrei ben, wozu, wie im Börsenblatt Nr. 155 so richtig gesagt wird: „die eigenste, persönliche Thätigkeit, Arbeitskraft, Bücherkennt- niß und jenes anspanncnde, den ganzen Menschen von früh bis spät in Anspruch nehmende, nie ein Ausruhen gönnende Schaf fen, das die menschlichen Kräfte nur zu bald absorbirt, und das bis zu einem höheren Alter auszuhalten nur sehr Wenigen mög lich ist", gehört. Zieht man jedoch — um von der früheren und jetzigen Rabattirung abzusehen — in Erwägung, daß die letzten Monate des Jahres für den Absatz die ergiebigsten sind, und daß manches in alte Rechnung Gelieferte noch im neuen Jahre verkauft wird, so ist es leicht ersichtlich, daß der Credit nicht als ein allzu langer bezeichnet werden kann, und dies noch um so weniger, als Baarbezüge und Vorausbezahlungen dabei natürlich erwähnt werden müssen. Diese Behauptung wird uns am wenigsten Derjenige bestreiten, der einen rein kaufmän nischen Standpunkt einnimmt, und dieser wird ja jetzt bekannt lich im Buchhandel sehr hoch gestellt. — Wir können nicht Un terlasten, bei dieser Gelegenheit das unglückliche Bestreben, den Buchhandel als ein rein kaufmännisches Geschäft aufzufaffen und so zu benennen, vorübergehend zu berühren. Will man denn gar nicht einsehen, wie wenig der rein kaufmännische Maßstab für das Verhältniß des Verlegers zum Sortimenter paßt>? Ist denn einem Sortimenter, wenn ihm ein Verleger die Rech nung sperrt, anderweitige Concurrcnz geboten, durch welche ec das Gewünschte ohne Nachtheil für sich erlangen kann, wie es dem Kaufmann möglich ist, der in den meisten Fällen einen Artikel von zehn Fabrikanten beziehen kann?' Haben nicht somit die Verleger die Sortimenter unter allen Umständen in ihrer Macht und Gewalt, da die letzteren eben an die bestimmte Be zugsquelle gebunden sind? Ferner fehlen dem Sortimenter nicht die rationelle kaufmännische Vertheilung und Berechnung der Spesen, die Benutzung günstiger Conjuncturen sowohl im Ein-, wie vorzüglich im Verkauf? Es ist in der That kaum zu begreifen, wie diese eigenthümlichen Verhältnisse bei allen immer wieder kehrenden Erörterungen der Reorganisationsfrage des buchhänd lerischen Verkehrs haben außer Acht gelaffen werden können. Der Hinweis auf andere Staaten, wie Frankreich oder England, in denen der Buchhandel mehr kaufmännisch betrieben wird, kann wenig in Betracht kommen, da die deutschen Verhältnisse — ab gesehen selbst von der geschichtlichen Entwicklung des deutschen Buchhandels — schon in politischer Beziehung von anderer Nachwirkung sind. Schon die deutsche Zersplitterung verhindert den deutschen Buchhandel, sich dem englischen oder französischen Systeme für denselben anzuschließen. Allerdings wird es Nie mand verkennen, daß der deutsche Buchhandel dringend einer Reorganisation bedarf, und daß diese wesentlich in der Hand der Verleger liegt; aber ebenso wenig wird es zweifelhaft sein, daß nur dann der Gesammtbuchhandel sich heben kann, wenn der Sor timentshandel gehoben wird. Durch die Hebung des Sortiments schaffen sich die Verleger selbst den größten, weil dauernden Vortheil. Es wäre ungerecht, wollten wir hier nicht der mehr wie bereitwilligen Uebecnahme von Commissionen von Seiten der Leipziger Handlungen gedenken. Wir kennen z. B. einen Fall in unserer Nähe, in dem ein sehr achtbarer Leipziger Verle ger— wir nennen ihn so, weil sein Geschäft im Verlage seinen Schwerpunkt hat— die Commission eines Mannes übernahm, der durchaus nicht in unsere Reihen gehört; er schreibt z. B. nur sehr fehlerhaft deutsch rc. Wir sind überzeugt, daß dieser ncueCollege sein „Geschäft" „kaufmännisch" betreibe»und seine „Waace" zu jedem denkbaren Preise anbieten wird; ob dies aber zu Nutz und Frommen des deutschen Buchhandels ist, das ist eine andere Frage. Was nützen uns Buchhändlerschulen, Lehr jahre rc., wenn doch Jeder, der eben Bücher vertrödelt, Zeit-
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