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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1863
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18631207
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M 150. 7. December. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2685 vielleicht, daß die Aufhebung der Ucbcrträge „zur Erlcich terung des geschäftlichen Verkehrs und insbesondere der jährlichen Abrechnungen" gereichen würde? In Bezug auf den Sortimentsbuchhandel wenigstens glauben wir diese Ansicht als eine irrige bezeichnen zu müssen! Sonstige Anhaltspunkte zu dem Vorgehen des jetzigen Börsenvorstandes fehlen aber in den Statuten. Es ist auch in dem 25jährigen Bestehen des Vereines bis auf die letzten zwei Jahre sorgfältig und klugerweise vermie den worden, solche Fragen in Verhandlung zu nehmen, welche zur gerechten Erledigung eine Interessenvertretung erheischt haben würden, die der Verein nicht gewährt, und der Vorstand hat sich neutral verhalten. Was würde auch die Folge einer veränderten Praxis sein? Beschlüsse, wodurch sich die Sortimcntsbuchhändler beeinträchtigt fänden, würden diese aus den Reihen des Vereines treiben, oder würde der Verein vice vsrna den Producenten schäd liche „Bestimmungen" zusammen „commissioniren", so wäre wie der die Fahnenflucht der Verleger vollkommen gerechtfertigt. Denn so viel kaufmännischen Geist wird man unseren Gcschästsgenossen wenigstens zutrauen, daß sic nicht einen Verein unterstützen und lebensfähig erhalten, welcher Bestimmungen octroyirt, die den Mitgliedern empfindlichen Schaden zufügen. Der Börsenvercin kann also in seinem Vorstande und in seinen Generalversamm lungen nicht dazu berufen sein, die Interessen der einen Branche des Buchhandels auf Kosten einer anderen zu vertreten. Ein der artiger Versuch würde unfehlbar die Existenz des Vereines ge fährden oder ihn zum Vereine einer einzelnen Branche hcrab- drücken, was wir im Interesse des deutschen Buchhandels aufs tiefste beklagen würden- Um diese Gefahr abzuwenden, erscheint es uns unerläßlich, bei der Zusammensetzung des Vorstandes künftig die Acmtcr auf Träger verschiedener Branchen zu ver- theilen, und um dies zu erreichen, wird die Einführung freier Wahlen anzustrcben und die octcoyirende Thätigkeit des Wahl ausschusses zu annulliren sein. Der Vorstand des Vereines der Sortimcntsbuchhändler hält auch dies für eine seiner wichtigsten Aufgaben und glaubt damit amdcutlichsten ausgesprochen zu haben, daß seine Tendenzen keine gefährlichen und feindseligen, sondern vielmehr auf die Erhaltung unserer wichtigsten Insti tutionen abzielcnde, d. i. conservative sind. Wenn es uns nun gelungen sein dürfte, nachzuweisen, daß wir das Recht und die Pflicht haben, von den Producenten der Waare, mit der *wic Handel treiben, günstigere Abnahmsbe dingungen zu erwirken, oder die bestehenden günstigen uns nicht ohne genügende Gegenleistungen verkürzen zu lassen, so bleibt noch übrig, uns darüber auszusprechcn, wie wir unser Vcrhältniß zum Publicum und zu uns unter einander auffassen, woraus her- vorgchen soll, warum wir es für nothwcndig halten, der Schleu derei einen Damm zu setzen. Auch hier ist es der Ladenpreis, welcher uns die Gesetze des Verkehres mit dem Publicum verschreibt. Da für uns der kauf männische oberste Grundsatz des Einkaufs und Verkaufs zu den möglichst günstigen Preisen nur halb existirt, indem wir für die angekaufte Waare nie mehr als den Ladenpreis erreichen können, so verlieren wir schon eines der wichtigsten Momente der gewöhn lichen kaufmännischen Speculation. Das Herabgehcn unter den Ladenpreis ist aber durchaus verwerflich, weil, allgemein durchge führt, cs dem Einzelnen nicht den geringsten Nutzen zuzuwenden vermöchte, und die Ertcagsfähigkcit des Sortimentsbuchhandels auf und unter Null bringen würde. Wenn wir das Prinzip des Ladenpreises verlassen, so entziehen wir einer großen Menge von Geschäften die Möglichkeit zu existircn, weil sie bei dem vermin derten Preise nicht so viel gewinnen, um ibr Leben damit fristen zu können. Der durchschnittlich um 10—12 hh verringerte Preis kann einen wesentlichen Mchrabsatz und damit eine Deckung des Ausfalles in der Einnahme nicht hervorbringcn, und eine Erwei terung des buchhändlerischen Wirkungskreises ist in den meisten von Concurrenz bis zum Ucbermaß ausgebeuteten Orten absolut unmöglich. Es bliebe also dem Sortimentsbuchhändler nichts Anderes übrig, als sich nach anderen Quellen des Erwerbes um- zusehcn. Das Publicum würde dadurch gegen den, dem Einzelnen gegenüber wahrhaft verschwindend kleinen Vortheil der um etwa 10 —12HH verminderten Ausgabe für Bücher, den großen Nach theil einer Verminderung der Buchhandlungsgeschäfte enttäu schen, und zwar nicht bloß der Sortimentsgeschäfte, weil eine große Menge von Verlagsuntecnehmungcn nur auf den rührigen Ver trieb der zahlreichen Wiederverkäufe,: basirt sino, und weil diese kleinen Sortimenter bei vorkommender Gelegenheit auch Verlags- unkernehmungen machen. Das Verhältnis würde sich dann gänz lich umgestalten, und cs würden wie in England und Frankreich nur große Verleger monopolisiren, und die en gros-Sortimenter den Vertrieb in die Hände bekommen. Was außerdem noch übrig bliebe, waren elende Trödler der untergeordnetsten Gattung. Das modecneAntiquariat, welches besonders in Nord- deutschland aus eine bedenkliche Weise zu wuchern beginnt, ent hält nicht bloß Gefahren für das Sortiment, sondern auch sehr wesentliche für den Verleger. Jetzt besteht in Deutschland noch ein Gleichgewicht zwischen Verlag und Sortiment. Anders wird das Verhältnis, wenn das moderne Antiquariat sich mit Hilfe der Verleger vollständig entwickelt haben wird. Der Absatz ganzer und zwar bedeutender Literaturzweige wird dann dem Soctimcntshandel entzogen und Monopol einiger modernen Antiquare in den Hauptstädten Deutschlands sein. Die Bücher händler werden sich dann unter einander verständigen, und nicht mit 33sH, sondern mit 50, 60HH werden die Verleger solcher Ar tikel ihre Producte geben müssen, wenn sie überhaupt etwas ab setzen wollen. In England ist cs bereits dahin gekommen, daß z. B. das Hauptgeschäft in Romanen, Reisebcschrcibungcn und allen für das größere gebildete Publicum bestimmten Werken ineinerHand, in der des Hrn. Mudie liegt. Allerdings nimmt dieser oft die Hälfte, ja selbst Dreiviertel der Auflage, aber zu einem Preis, der dem Verleger kaum einen Nutzen läßt, während, wenn M. wenig oder nichts nimmt, das Buch ganz liegen bleibt. Dem Verleger iw England liefert dann der Absatz nach den Eolonien, nach Amerika und dem Continent wohl noch eine anständige Zubuße, aber wo sollte der deutsche Verleger eine solche Entschädigung hernehmen? Die Entwickelung des modernen Antiquariats stört also das im Buchhandel herrschende Gleichgewicht und wird, wenn es erst weiter vorgeschritten ist, gerade jene Verleger, welche diesen Ge schäftsbetrieb jetzt begünstigen, nöthigen, ihre Richtung zu ändern oder unter Bedingungen zu arbeiten, die ihnen wenig Zusagen werden (Aenderungen in der Richtung des Verlages sind aber jetzt schon schwierig und werden in dem Maße, als sich Spccialitäten mehr entwickeln, immer schwieriger werden). Daß dieser Zustand kein Forkscbritt, sondern ein ganz wesentlicher Rückschritt wäre, werden Alle zugebcn, welche Gelegenheit gehabt haben, denselben in der Nähe anzuschcn. Es wird daher als richtig und nicht nur im Interesse der Selbstcrhaltung, sondern auch in dem höheren allgemeinen Interesse der deut schen Bildung gelegen erkannt werden müssen, wenn ei neVereinigung stattfindet, umgcgcn die Verderber des Ladenpreises in energischester Weise cinzu- schreiten. Der deutsche Buchhandel steht auf einer Stufe der Entwick lung und kulturgeschichtlichen Bedeutung, hinter welcher unsere Nachbarvölker weit zurückgeblieben sind, und die Höhe dieser Leistungsfähigkeit verdankt er seiner jetzigen Organisation. Wenn
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