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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1863
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- Erscheinungsdatum
- 09.11.1863
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- Deutsch
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malischen Dienst entzogen und geschäftlichem Berufe zugewendct wurde, ist unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Interessen nicht viel weniger zu beglückwünschen, als früher der Abfall des genialen Vaters erst von der theologischen Bestimmung, dann von der Absicht, als Genieofficier in oesterreichischeDienste zu tre ten, in welchen der Großvater unseres Cotta, Christoph Friedrich, unter Laudon gedient, und den Türkcnfcldzug von 1740 mitge macht hatte. Der Sohn folgte dem Wunsche des Vaters, und ist im spateren Leben nur einmal noch zu einer diplomatischen Mis sion gekommen, als er im Jahre 1829 den Vater nach Berlin be gleitete, wo dieser als Unterhändler Bayerns und Württembergs den Handelsvertrag mit Preußen zum Abschluß gebracht hatte, worauf die Auswechslung der Ratificationen zwischen den drei Staaten vollzogen wurde. Das Jahrzehend bis zum selbständigen Geschäftsantritt im Jahre 1833 war eine Zeit mannichfacher Prüfung für den Ver storbenen, aber auch die Schule derjenigen Eigenschaften, welche ihn später befähigten, die von seinem Vater so überaus großartig angelegten Unternehmungen zu consolidiren. Noch hatte er nicht sogleich den Einfluß, welchen ihn seine Energie und sein Tätigkeitsdrang wünschen ließen. So erklärt es sich, daß er in dieser Periode dazwischenhinein Muße zu eigener schriftstellerischer Thätigkeit fand, z. B. zu der unter seinem Namen erschienenen Broschüre: „Die Schweiz aus dem europäischen Standpunkt nach dem Französischen", veranlaßt durch General Sebastiani's Rede in der französischen Kammer und voll von weitblickenden Bemerkungen; ferner zu einer Geschichte seiner Familie, auf au thentische Dokumente hauptsächlich der Stadt Mailand gestützt, einer äußerst gründlichen Arbeit, wovon ein Auszug im Golhai- schen Freiherrenkalender von 1853 erschienen ist. Solche Be schäftigungen konnten ihn freilich die Nichtbefriedigung seines vollen Thätigkeitsdranges nicht verschmerzen lassen. Der Vater, obwohl allmählich bei Jahren, durch politische Kämpfe und unter den Anstrengungen höherer Missionen neben seinem umfassenden Geschäfte immer mehr alternd, war doch sein ganzes Leben hindurch zu rastlos thätig, zu selbständig in seinen Conceptionen gewesen, um jetzt das Steuer in eine andere Hand zu legen, und sich in neuen Unternehmungen zu beschränken. Diese Unternehmungen waren vielfach mehr vom Sinn für öffent liche Interessen angelegt, und empfahlen sich dem Schöpfer so großartiger Werke mehr unter dem Gesichtspunkt eines der Zeit voraneilcndenUnternchmungSgcistcs. Hierher gehörten dieDampf- schifffahrt auf dem Bodensee und später die auf dem Oberrhein, die Niederlassungen in München u. a. Auch über das Gebiet der literarisch-artistischen Unternehmungen und des Communications- wesens hinaus griff der umfassende Unternehmungsgeist des Va ters, z. B. mit einer Papierfabrik zu Ludwigsburg, einer Lin- nensabrik zu Heilbronn. Der Sohn, welcher inzwischen seinen eigenen Herd begründet hatte, und welchem die zeitlichen Inte ressen der Familienfürsorge für eine inniggeliebte Gattin und einen sich schnell mehrenden Kinderkreis natürlich genug nahe traten, war dieser Richtung entgegen. Der Tod der Mutter am 23.Aug. 1821, welchen der Sohn als ein großes Unglück stets beklagte, und die Wicdervermählung des sechzig Jahre alten Vaters im Jahre 1823, waren nicht geeignet, die verschiedene Richtung in den geschäftlichen Anschauungen zwischen Vater und Sohn zu leichterer Ausgleichung zu bringen. Indessen der letztere unter warf sich mit rührender, in den Tagebüchern sich aussprechcnder Pietät dem Vater. Hunderttausende waren — wir verletzen nicht Familiengeheimnisse, wenn wir das seiner Zeit allgemein Be kannte und auch in dem Nekrolog über Johann Friedrich v. Eotta Berührte mittheilen, weil es zur Bezeichnung der eigent lichsten Verdienste unseres Cotta um die großen Familienunter nehmungen gar nicht unerwähnt bleiben kann —in jenen fremd artigen Geschäften verloren gegangen, der Sohn und Schwieger sohn, Frhr. v. Reischach, hatten unter Verpfändung ihres Ver mögens bedeutende Bürgschaften übernommen, und als der Vater starb, stand den allerdings sehr bedeutenden, aber meist erst aus- zunützcnden Untcrnehmungswerthen eine Schuldenmasse von er heblich mehr als einer Million Gulden gegenüber. Das Geschäft konnte ebenso leicht dem Verfall entgegengehen als zu großarti gen Resultaten führen, je nach dem Geist, in welchem die Erben dasselbe fortführten. Es war das große Verdienst des Verstorbenen, der Grund der schnellen Wendung zu glänzenden Erfolgen, daß er die Ur sache einer schwierigen Lage in dem Vielerlei von Unternehmun gen erkannte, durch Verkauf der Fabriken und Veräußerung der Schiffsahrtsuntcrnehmungswerthe das Fremdartige aus dem Ge- schäftskrcis ausschied, und die Richtung auf intensive Ausbeu tung der klassischen vom Vater hinterlasscncn und noch weiter zu erwerbenden buchhändlcrischen Werthe cinschlug, und dieser Auf gabe mit einer eisernen Energie und unermüdlicher persönlicher Anstrengung sich unterzog. Hierbei war er freilich von besonderm Glück insofern begünstigt, als die Männer, mit welchen er die großen Erfolge gemeinschaftlich erzielte, ihn nicht nur nicht hemmten, sondern auf das glücklichste ergänzten. Wir würden gegen den Sinn des Verstorbenen handeln, wenn wir neben sei nem Verdienst dasjenige Anderer vergessen wollten. Die Erben Johann Friedrich v. Cotta's waren Johann Georg und Jda, geboren am 8. Dec. 1807, vermählt mit dem Frhrn. Hermann v. Reischach, königl. Kammerherrn und Ma jor zu Stuttgart. Die Schwester, eine Frau von seltener Her zensgüte, welche des Wohlthuns gegen Mitmenschen nie genug hatte, dem Verstorbenen am 10. Febr. 1862 im Tode vorange gangen, und der Schwager erleichterten ihm die eintretende Ge meinschaftlichkeit des Vermögensverhältnisses an sämmtlichen buchhändlcrischen Unternehmungen und die Oberleitung dieser letzteren. Frhr. von Reischach bewies dem Schwager und dessen Mitarbeitern das hingebendste Vertrauen, folgte den Unterneh mungen mit eigener Theilnahme und scharfem Verständniß, und zumal hinsichtlich der Richtung der politischen Organe des Ver lags begegnete er bei aufmerksamer Theilnahme an dem Gang je ner Institute den Gesinnungen des Schwagers, mit welchem er die gleichen Vermögensansprüche besaß; auch er faßte die Bestim mung dieserOrgane von einem höheren als dem bloß gewerblichen Gesichtspunkte, vom Gesichtspunkte der Vertretung vaterländi scher Interessen und uneigennütziger Tutel edler, wissenschaft licher und politischer Bestrebungen auf. Wenn es schwer ist, große Vermögen friedlich auseinanderzusetzcn, wohl noch schwe rer, sie unter schwierigen Verhältnissen gemeinsam zu überneh men, und große Unternehmungen unter getheiltec Disposition zu großen Erfolgen zu führen, so erkannte es der Verstorbene dankbar an, daß ihm hierbei in trüben und in glücklichen Tagen das Geschick nächste Anverwandte von so edlen Eigenschaften zu geführt hatte. Das oürc xotyon-ox rar« hatte er nicht zu empfinden. Neben dieser verwandtschaftlichen Stütze war derVerstorbene so glücklich, einen ausgezeichneten täg lichen Mithelfer für die Leitung der umfassenden Unternehmungen in Ludwig Roth zu finden, welcher, 1833 ins Geschäft berufen, dreißig Jahre lang ununterbrochen mit dem Verstorbenen zusam men gearbeitet hat. In diesem thätigcn unternehmenden Mann, welcher ihn in mehreren Eigenschaften aufs glücklichste ergänzte, schätzte er nicht bloß die treue und pünktliche Art der buchhalte rischen Leitung und Cassenführung, und gewiß ist schon dies in
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