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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1863
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1863
- Sprache
- Deutsch
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2354 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 136, 4. November. Nichtamtlicher Th eil. Johann Georg Freiherr von Cotta, i. Am 2. Februar haben diese Blätter, so schreibt die Augs burger Allgemeine Zeitung vom 7. April, die Trauerkunde von dem Tode des Frhrn. Johann Georg v. Cotta in den Kreis ihrer Leser hinausgetragen, und damit weithin unter allen Standen in Deutschland, unter den hervorragendsten Männer» der verschie densten Länder die schmerzlichste Ueberraschung und Thcilnahmc erregt. Sei es uns vergönnt, zu Ehren des edlen Mannes, durch dessen Tod das Vaterland einen schweren Verlust, die Allg. Zei tung insbesondere einen unermüdlichen Fürsorger verloren hat, einen Kranz an dieser Stelle nicderzulegen, und hierbei den Lc- bcnsgang und die Charakterzüge des Hingegangenen, welchem viele Blätter Worte lauter Anerkennung ins Grab bereits nach- gerufcn haben, zu einem voller» Bilde vor unser» Lesern noch mals zu sammeln. Erst einige Worte über die letzten Tage des Verstorbenen! Denn so unerwartet ist er den Freunden entrückt worden, daß diese an den erlittenen Verlust kaum glauben konnten. Der Hingegangene ist bis in die letzten Tage und Stunden seines Le bens mit der nie sohlenden Frische seinem umfassenden Berufe uachgegangen, seine Corrcspondenz mit Freunden war in alter Weise der Ausdruck des kräftigen Mannes, welcher, neben zahl losen Gcschäftsfragen, auch alle vaterländischen Interessen mit feurigem Patriotismus, von dem hohen Standpunkt der Betrach tung, den ihm Bildung, Charakter und Stellung gewährten, in sich bewegte, und den vertrauten Freunden sich mitzutheilcn ein Bedürsniß hatte. Den lctztern legte sich bange Sorge um die Erhaltung seines Lebens in den letzten Wochen nur etwa des halb nahe, weil er nun in schneller Wiederholung Klagen über das zunehmende Alter äußerte, wie man sie früher von dem stark- mütbigcn Mann nicht hörte, obwohl er selbst den Beruhigungen der Acrzte über ein älteres Herzleiden schon länger keinen Glau ben schenkte. Solche ungcwöhntc, wchmüthig anklingcndc Acu- ßerungcn hatten auch den Verfasser dieser dem Gedächtnis; des Verstorbenen gewidmeten Zeilen besorgt gemacht, und ihn ge drängt, sechs Tage vor dem Tode des ältcrn Freundes hcrbeizu- eilen und persönlich von dem Befinden desselben sich zu über zeugen. Seit fünf Wochen, als wir ihn das letzte Mal gesehen, hatten sich seine Züge wie sein Wesen merklich verändert. Eine vorher nie zu bemerkende Herrschaft banger Gefühle und Ahnun gen gab sich kund; unterhalb erstickten Thränen, doch milder echt christlichen Ergebenheit, welche ihn als einen der schönsten Züge des Charakters auszeichnct und als ein Glück durch das ganze Leben begleitet hat, äußerte er die Befürchtung: daß er die Freunde nicht mehr oft und lange sehen werde, daß er in einem für das Vaterland so trüben Moment aus seinem diesseitigen Wirken bald und schnell hcraustrcten werde, oder aber einem langsamen schweren Ende cntgegcnsehe; die schon langer an ihm zehrende Herzkrankheit führe ihn einerKrists zu. SeincAhnung sollte sich nur zu bald erfüllen. Nachdem ec noch eine Woche seine »»ermüdete Thatigkeit fortgesetzt, traf den eigenen Fami lienkreis , die Freunde, die zahlreichen Bekannten zu Stuttgart am Sonntag in der Frühe des 1. Febr., wie ein Blitz aus hei- lerm Himmel, die niederschlagende Kunde: daß in der vorange gangenen Nacht ein Herzschlag dem Leben des allgemein geschätz ten und geliebten Mannes unerwartet schnell einZicl gesetzt habe. Gott hat ihm so, was er in letzter Zeit oft erflehte, gewährt, ihm das Loos eines Alters in langer Krankheit und unerträglicher Unthätigkcic erspart, und das Scheiden aus einem umfassenden sorgenvollen Beruf erleichtert. Nur wenige Stunden Beengungen mrd Krämpfe hatte er zu dulden, ehe er die letzten Züge aushauchte. Johann Georg Frhr. v. Cotta — Chef der I. G. Cotta'- schcn Buchhandlung, Eigcnthümec der Herrschaft Plettenberg (Dottcrnhauscn) und des Ritterguts Hipfelhof, Mitglied der k. württembergischen Centralstclle für die Landwirthschaft, verschie dener hoher Orden Commenthur und Ritter, vieler gelehrten und gemeinnützigen Gesellschaften und Vereine Mitglied — war am 19. Juli 1796 zu Tübingen geboren. Er war der einzige Sohn des genialen Johann Friedrich v. Cotta, welcher als der Freund Schillcr's undGoethc's mit diesen Heroen in das Gedächtniß des deutschen Volks eingepflanzt, und von den beiden großen Na tionaldichtern selbst in ihrem Briefwechsel und sonst geehrt wor den ist. Seine Mutter war eine geborene Haas aus Lausten a. N., eine edcldenkende Frau, welcher der Verstorbene bis zu sei nem Tod das zärtlichste und dankbarste Andenken bewahrt hat. Seine Kindheit und frühere Jugend verlebte er theils in Tü bingen, theils inStuttgart. JnStuttgart genoß er denGymna- sialunterrichk. Im Herbst 1815 bezog ec, durch die sorgfältigste Erziehung wohl ausgerüstet, die Universität Göttingen, setzte im Sommersemestcr 1816 seine Studien in Heidelberg fort, um im Herbst 1816 in seiner Geburtsstadt Tübingen die vaterländische Universität zu beziehen, wo er die akademische Bildung zu absol- viren gedachte. Schon um diese Zeit der beginnenden akademi schen Ausbildung tritt uns in ihm eine reich entfaltete, geistig regsame und sittlich edle Persönlichkeit aus den Tagebüchern ent gegen, welche, mit dem Bezug der Universität Göttingen begin nend und mit Unterbrechungen in sein volles Manncsalter hinein reichend, uns die ganze Entwicklung des Verstorbenen vom frü hen Jünglingsalter bis zu den Jahren der vollen männlichen Reife Hellen Einblick gestalten. An dem neunzehnjährigen Jüng ling finden wir hier eine glühende Begeisterung für das Schöne und Wahre, welche ihn mit dem regsten wissenschaftlichen Eifer insbesondere philosophischen, ästhetischen und politischen Stu dien zuwandte, flammende Begeisterung für sein weiteres und engeres Vaterland, Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Charakters, dabei kindlich innige Frömmigkeit, Mitgefühl für das Leiden der Menschen, warme Pietät für die Eltern, ein of fenes, freundschaflbcdürftiges Herz im Kreise seiner Alters genossen, liebenswürdige Bescheidenheit, dabei eine feine Gabe der Beobachtung der Menschen, insgesammt die Eigenschaften, welche dem gereiften Mann so großen Einfluß und so viele Freunde gesichert haben. Die in bester Auswahl gelesene Lite ratur, unter welcher ihn neben Schiller, Goethe, Herder, Wie land, Jean Paul auch schon Uhland, dann Scume, Chötcaubciand und Andere anziehen, aufmerksames Zuhören bei erlesenen Leh rern, wie bei Hugo, Bouterweck, Eschenmayer, eine Fülle in teressanter Bekanntschaften und die große Anzahl gebildeter Häuser, welche ihm die literarische Clientel des Vaters zugäng lich macht, regen, wie aus den Tagebüchern hervorgeht, in dem jungen Studircnden täglich die idealsten Saiten des Herzens, die höchsten Gefühle, ein fast ircitirtes Gemüths- und Gcdanken- lcbcn an, und stets klingt die Bewegung im Ucbcrströmcn von ungekünstelter reiner christlicher Gesinnung aus. In Göttingen scheint ihn Bouterweck, in Tübingen Eschcnmaycr am meisten geistig angeregt zu haben. Zugleich gedenkt er aufs zärtlichste der Mutter und der Jugendfreunde, unter diesen mehrmals Sarwey's, mit welchem er bis zu dessen Tod nachmals freundschaftliche Bc- ! Ziehungen fortgesetzt hat. Von seiner scharfen Beobachtung der
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