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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1863
- Sprache
- Deutsch
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2292 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 133, 28. October. nische Calculation, Tact und Ordnung im Kopf und in den Bü chern. Vor allem thur es noch, daß der junge Buchhändler kauf männisch ausgebildcl werde und ordentliche Handlungsbücher führen lerne. Einsender sagt, daß ihm dieses selbst auch gebricht; er hatte einen trefflichen Prinzipal, einen Mann voll Geist und Gemüth, aber ohne kaufmännische Bildung für Soll und Ha ben in seinen Büchern. Jeder Kreuzer Einnahme und Ausgabe mußte präcis notirt, kein Stück Bindfaden durfte vernach lässigt werden, aber einen Jahresabschluß hat er nie gemacht, über Soll und Haben durch eine Bilanz, wie sie auch in unserm Buchhandel möglich ist, war er nie gehörig unterrichtet- Von einem Budget sah ich nie eine Spur und zweifle sehr daran, daß solches je aufgestellt wurde, und bei besten sonstiger Gewissen haftigkeit, seine Schüler in allem zu unterrichten, hat er sicher nichts vorenthalten. Also bessere Ordnung halte man für Nr. 1. Zweitens vergessen sehr viele Sortimenter: Zeit ist Geld. Vertrödelt wird eine Maste Zeit und Geld durch den Bezug von nutzloser Waare. Die unbedingte Annahme von Nova ist nur für einige ganz große Geschäfte, die für alles etwelchen Absatz finden, heilsam, für sehr viele ein arges Uebel. Welche Zeit wird vergeudet für das Auspacken, Ansichtversenden, Belasten und Entlasten, Einträgen der Facturen, Einräumen und Remitti- ren! Und welche Geldsummen für Fracht und Spesen aller Art gehen nutzlos verloren! Begreiflich kann kein Sortimenter so verschreiben, daß er nichts zu remittiren hat, aber gewiß lasten sich bei sehr vielen Sortimentern bcivorsichtigerem Arbeiten Hun derte von Gulden oder Thalern ersparen. Viel Zeit wird ver schleudert durch unsinniges Disponircn. Einsender und andere Verleger haben vielfach die Erfahrung gemacht, daß eine sehr er hebliche Zahl Sortimenter gar nicht nach dem Absatz disponirt, sondern in den Tag hinein, weil die Bücher einmal sind, um eben auch da zu bleiben. Welche Zeit geht verloren durch dieUn- ordnung in Buch und Rechnung! In welch' anderem Geschäfte kommt es vor, daß oft bis nach Neujahr keine Facturen eingetra gen? Bei einem Prinzipal auf meiner Wanderschaft wurden die Facturen in ein Kistchen gelegt, dort blieben sie liegen, bis das Kistchen voll war, erst dann sollten sie in das Alphabet gebracht werden und erst im neuen Rechnungsjahr wurden sie eingetragen, so daß nicht selten nach den Facturen rcmittirt werden mußte- Vor der Messe wurde kein Rechnungsauszug angesehen, damit oft falsch remittirt und endlose Confuston herbeigeführt. Man sagt vielleicht, das war Anno damals; es ist aber vielfach heute noch so, das ist bewiesen durch die jetzt immer noch eingehenden Rech nungsauszüge, die schon in der ersten Hälfte des Januar versandt wurden; Vs bis sß derRechnungen werden heutenoch in sehr vie len Verlagsgeschäften nicht conform abgeschlossen sein, weil der Sortimenter keine Antwort gibt. Ein General-Eonfusionarius sandte dem Einsender vor circa 2 Jahren unter dem Titel, sein Herr Vorfahr habe keilte Ordnung gehalten, einen Auszug von 1844! Wir wollen dabei von den vielen unsoliden Handlungen, die gar nicht remittiren, gar nicht sprechen, um nicht nutzlos Zeit zu verlieren. Drittens ist gewiß nicht zu bestreiten, daß sich nach der Decke strecken die Liebhaberei sehr vieler Sortimenter nicht ist. Feinde derBaarpacketehaben das ganzeJahr keine anderen Auslagen,als für Handlungsunkostcn und Lebensunterhalt; zur Messe heißt es dann freilich: pgxor! Statt nun zu rechnen, wieviel das Ge schäft abwirft, also ein Budget gemacht zu haben, wird bei den oft reichlichen Baareinnahmen das ganze Jahr hindurch in derlei gubilo gelebt; zur Messe kommen die Tyrannen, dieVerleger, wol len bezahlt sein, da ist kein Geld in der Easse, man wird Trappist und alle Ansuchen, auch nur um Antwort, bleiben unbeachtet. Der Sortimenter ist nicht Großhändler, hat einen bestimmten, gewöhnlich mäßigen Gewinn, der ihn und seine Familie doch er nährt, wenn er arbeitet und Ordnung hält. Die Genußsucht ist ein viel größeres Uebel, als die modernen Antiquare rc. Viertens sehen wir sehr viele Sortimenter mit dem Gelde, das sie an die Verleger zahlen sollten, speculircn; haben sie noch andereHilfsmittcl für den Fall dcrNoth, so hat dieses keinen An stand; gchtcs ohncdiese aber schief, so ist der Verleger nicht schuld. Ueber den Blödsinn: dieVerleger, welche nicht hinreichend Capital für Jahresrechnung haben, sollen das Verlegen bleiben lasten, wollen wir nicht weiter sprechen. Stellten die Verleger den Satz auf: Alle, die nicht einen vollen Geldsack haben, sollen vom Sortimentshandel wegbleiben, so müßte man dies als eine Albernheit bezeichnen. Ebenso sollte endlich der Unsinn wegblei ben, daß der Verleger seine Existenz dem Sortimenter verdanke. Nächst Gott verdankt er sie seinem Fleiße, seiner Ordnung und seinen Kenntnissen, und dann erst kommt der Dank an den Sor timenter, der dem Verleger aber nicht abgezwungen oder immer vorgehalten werden soll. Der Verleger ist Fabrikant, oder Pro- duccnt, oder Grossist; der Sortimenter ist Kleinhändler, das Pu blicum ist Eonsumcnt, Jeder arbeitet oder kauft, wie ihm dasJn- tereste es gebietet oder die Liebhabereien sind. Verlangen dieHrn. Sortimenter von ihrer Kundschaft, der sie Bücher geben (verkau fen), Dank, wie sie solchen dem Verleger anstnnen, der ihnen Bücher gibt? In anderen Geschäften ist es Brauch und Sitte, daß man dem dankt, der Eredit eröffnet hat; dies geschieht ein mal im Jahre, beim Jahreswechsel, wo gegenseitige freundliche und höfliche Begrüßung stattsindet. Im Buchhandel schreibt ein ganz funkelnagelneuer Hr. College Sortimenter Verlangzettel und findet es im höchsten Grade unbillig, wenn ihm nicht sofort das Verlangte expcdirt, respective creditirt wird. Ein Uebel ist in unserm Buchhandel die übcrgroßeZahl Sor timentsgeschäfte, also die Concurrenz. Diese stammt nicht zum kleinsten Theil von der „Hartherzigkeit" der Verleger ab, weil diese überleicht und viel zu eilig Credit gewähren. Wie es so ein Hr. Sortimenter treibt, wenn seine Solvenz nur leise bezweifelt wird, darüber sind der Beispiele viele aufzuweisen. Der Zweck dieser Worte ist übrigens nicht, Nadeln zu schüt teln, sondern den Wunsch auszusprechen, die Hrn. College» des neuen Coburger Statutes sollen sich auf billige, das Wohl unse res Buchhandels im Allgemeinen fördernde Reformen beschrän ken, sonst gibt cs zwei sich gegenüber stehende feindliche Heerla ger, die unserem Gewerbe, Buchhandel genannt, nur zum Nach theil sein werden. Was der Verleger thun sollte, darüber ein an dermal, vorerst wollen wir sehen, wie die Forderungen der Sor timenter präcisirt werden und was dabei herauskommt. Ich un terzeichne Gegenwärtiges nicht mit meinem Namen und berufe mich dabei nicht etwa auf meine Stellung in meiner Vaterstadt, wie es ein Hr. N. N. gethan, sondern auf das gute Recht, das in jedem gesitteten Staate, wo nicht Polizeiwesen und Polizei willkür alles wissen will, gewährt ist: nach Ermessen mitUnter- schrift oder anonym zu schreiben. Nicht wer schreibt, ist hier dieFragc; es istkcine persönliche Fehde, sondern eine sachliche Erörterung. Briefwechsel. Herrn A. F- in Breslau. — Wir empfehlen Ihnen zu dem genannten Zwecke das so lehrreiche und verdienstliche Werk von Herm. Kaiser: „Die Preußische Gesetzgebung in Bezug auf Urheberrecht, Buchhan del und Presse rc." (Berlin 1862, Schroeder. Preis ^). Sie lernen daraus nicht allein die bestehenden Gesetze kennen, sondern auch durch die beigcgebencn gerichtlichen Entscheidungen und Er läuterungen Ihr Urtheil bilden. Jeder strebsame, zumal preußische Gehilfe sollte demselben überhaupt ras fleißigste Studium widmen.
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