Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1863
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18630810
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186308106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18630810
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1863
- Monat1863-08
- Tag1863-08-10
- Monat1863-08
- Jahr1863
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1646 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. »U 99,10. August. daß dieselben nur für die Stadt Breslau berechnet sind. Leider wüsten wir hinzufügen, daß die Angaben (welche zugleich das ein zige in Bezug auf den „Buch-Verlag" beigebrachte statistische Material bilden) nach Zahl und Classification unrichtig und der Ergänzung bedürftig sind, insofern z. B. der Bericht das ganze Gebiet der Medicin unberücksichtigt gelasten hat. Als Beleg füh ren wir hier nur zwei Werke an — Lebert, die Krankheiten der Schilddrüse (bei Maruschkcck Bercndt) und Betschler und Freund, Beitrage zur Gynäkologie (bei E. Morgenstern)—. würden aber dies Verzcichniß nöthigenfalls noch zu vermehren im Stande sein. Eine derartige Lückenhaftigkeit raubt den statistischen Anga ben natürlich jeden Werth und ist um so befremdlicher, da bei der gesetzlichen Verpflichtung, von jedem neu erscheinenden Buche ein Exemplar an die kgl. Universitäts-Bibliothek abzulicfern, die au thentische und vollständige Zusammenstellung des Materials keine Schwierigkeiten darbietet. Zum Sortimentsbuchhandel übergehend, begegnen wir zu nächst der seltsamen Behauptung: „Das bücherkaufende Publicum wird an Iaht immer geringer". Die Handelskammer würde jeden Statistiker .hoch erfreut ha ben, wenn sie an dieser Stelle dieZahlder Bücherkäufec Breslau's bestimmt angegeben und mit den Zahlen der Vorjahre in Vergleich gestellt hätte. Sollte sie hierzu, wie wir vermuthen, nicht im Stande sein, weil ihr solche Zahlen nicht zu Gebote stehen, so wird sie demVorwurfe nicht entgehen können, eine ganz willkür liche Annahme in das Gewand einer positiven Thatsachc gekleidet zu haben. — Wir halten diese Annahme nicht nur für willkür lich, sondern auch für gänzlich falsch, und werden — solange wir uns nicht durchunzweideulige statistischeNachwcisungcn widerlegt sehen — an dem Glauben sesthalten, daß unsere trefflichen Schu len, sowie zahlreiche Vereine und wackere Männer zusammenwir- ken, um in immer weiteren Kreisen des Volkes allgemeine Bil dung zu verbreiten, in immer mehr Herzen das Bcdürsniß und die Sehnsucht nach geistiger Nahrung zu erwecken und damit fol gerichtig die Büchcrkauflust des Publicums immer mehr zu steigern. Unser Bericht dagegen fährt fort: „der Absatz zieht sich mehr und mehr in die Hände einzelner Buchhandlungen zurück". Soll dieser Satz überhaupt einen Sinn haben, so lautet er: „nur eine kleine Minderzahl der hiesigen Buchhandlungen ist in gedeihlicher Entwickelung begriffen; alle übrigen gehen augen scheinlich ihrem allmählichen Verfall entgegen. " — Nun besitzt Breslau 15 Sortimentshandlungen, welche unseres Wissens sämmtlich ihr Geschäft in solider Weise betreiben und sich eines tadel losen Rufes erfreuen. Ist die hochlöbliche Handelskammer, als sie über die geschäftliche Existenz der Mehrzahl der Breslauer Buch händler mit einem Federstrich den Stab gebrochen, sich wohl ihrer schweren Verantwortlichkeit, der vollen Tragweite ihrer Bemer kung bewußt gewesen? Müssen wir die Handelskammer, diese Vereinigung intelligenter Kauflcule, erst darauf aufmerksam ma chen, daß ein an solcher Stelle ausgesprochenes Verdammungsur- theil geeignet ist, den Credit einer Anzahl ehrenhafter Firmen zu untergraben, und daß Credit ein belebendes, ein wesentliches Ele ment fast für jeden Kaufmann ist? Wir gestehen offen, wir ha ben ein so schroff absprechendes und zugleich ein so völlig aus der Lust gegriffenes Unheil noch selten öffentlich aussprechen hören; unter dem Schutze amtlicher Autorität aber erscheint cs uns geradezu unerhört. Beweise für ihre Behauptungen anzuführen, hält die Handelskammer hier wie überall für überflüssig; wir dagegen würden weit eher die oft gehörte entgegengesetzte Klage für be gründet anerkennen, daß die gegen früher erheblich gesteigerte Con- currenz den Absatz mehr zersplittert, als vielleicht gut ist. Wir übergehen mehrere andere, minder auffallende Unrichtig keiten, um noch einen Satz hervorzuheben: „Nur von dem Verkauf illustrirter Muster-undMode-Journale zu dem Jahrespreise von 2—4 Thaler können wir eine erhebliche Steigerung berichten." Alle hierher gehörigen Journale sind steuerfrei; die Steuer- listcn geben also kcincnAufschluß über eine erheblicheSteigerung. Das einzige Mittel, dieselbe fcflzustellcn, würde wohl mithin in einer Umfrage bei den betheiligten Gewerbetreibenden bestanden haben; von einer derartigenEnquote ist uns aber durchaus nichts bekannt ge worden.— Fragen wir nun aber nach der Quelle, aus welcher der Bericht geschöpft hat, so kommen wir auch hier nothwendig zu dem Schlüsse, daß derselbe kein Bedenken getragen hat, ganzwill kürliche, kaum den Schein derMahrheil an sich tragende Annah men an die Stelle sicherer Thaksachen zu setzen. Der letzterwähnte Satz bildet den würdigen Abschluß des Berichts, soweit er den Buchhandel im engeren Wortsinne be trifft. Dagegen suchen wir vergeblich nach einer Aeußerung über die Zustände in den übrigen Theilen der Provinz, über die WirksamkeitdcrVuchhändler-Prüfungscommission, sowienach ir- gend einer Andeutung über eenen hochwichtigen Thcil derPrcßge- wcrbe, über die periodische Presse. Im Zeitungs-Verlage sind hier bedeutende Capitalien angelegt, finden zahlreiche Arbeiter lohnende Beschäftigung. Es wäre daher recht eigentlich Aufgabe der Handelskammer gewesen, die hohe wirthschaftliche Bedeutung dieser Industrie in das gebührende Licht zu setzen. Hier wäre auch der geeignete Ort gewesen, die Stempelsteuer für Zeitun gen und Journale und deren Wirkung auf den Buchhandel zu besprechen, um so mehr, da diese Steuer gerade im verflossenen Jahre eine so gereizte Controverse erregt hat. Hier hätten noch manche Uebelstände, an welchen der Buchhandel im Allgemeinen und der Breslauer im Besonderen krankt, berührt werden können, ! z. B. die übermäßige Concurrenz der Post imZeitschciften-Debit ! und manches Andere. Von alledem weiß aber unser Bericht nichts; er schreitet vielmehr zum Kunst- und Musikalienhandel fort, um auch hier trübe gefärbte Auffassungen auszusprechen, ! deren eingehende Erörterung wir uns jedoch für heute aus Rück- ^ sicht auf den Raum dieses Blattes versagen müssen. Fassen wir nun die Aufgabe und die Bestimmung der Han- ^ delskammer ins Auge, wie das betreffende Gesetz sie feststellt, - „den Behörden Kenntniß zu geben von dem Gange des Handels und der Gewerbe, von den Mitteln, wie dieselben zu befördern und entgegenstehende Hindernisse zu beseitigen sind", mit ande ren Worten, dem praktischen Staatsmanns zuverlässiges Material zu unterbreiten zur Beurtheilung der wicthschaftlichen Zustände , des Volkes, und die Interessen des Handels und der Gewerbe ! kräftig zu vertreten: so läßt sich kaum ein schneidenderer Gegen- ! satz zu der Absicht des Gesetzgebers denken, als der vorliegende ! Bericht mit seiner Behauptung unrichtiger Thatsachen, seiner Entstellung und Verunglimpfung der vorhandenen Zustände, sei nem geringschätzig absprechenden Urtheile, seiner Unkenntniß der . wichtigsten gewerblichen Interesse». Wahrlich, die Handelskam- ^ mer zu Breslau, welche bisher als gewichtige Autorität in Ange legenheiten ihres Ressorts allgemein anerkannt ist, kann ihrem sonst so wohl verdienten Ansehen und ihrem darauf begründeten Einflüsse keine tieferen Wunden schlagen, als durch Kundgebun gen von sv compromittirender Art. Sollte aber der Breslauer Buchhandel in diesem Vorgänge Veranlassung finden, sich zu vereinigen, um seine gemeinschaftli chen Interessen selbst gemeinschaftlich zu vertreten, so würde der Handelskammer ein hohes, wenn auch negatives Verdienst nicht abzusprechen sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder