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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1863
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1863
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1645 Nichtamtlicher Th eil. Ein kaufmännisches Urtheil über den Buchhandel. Die Handelskammer zu Breslau hat soeben unter dem Titel „Breslau's resp. Schlesiens Handel und Industrie in 1862" einen neuen Jahresbericht veröffentlicht, welchem wir nachstehend den dem Buchhandel gewidmeten Abschnitt entneh men : Buch-Verlag und Handel re- In den Verhältnissen des Verlagshandels sind wesentliche Acn- derungen nicht eingetrelen. Die Richtung der Zeit im Allgemeinen und speciell noch die politische Aufregung de, letzten Jahre sind demselben nicht günstig. Es fehlt an Lust zu größeren wissenschaftlichen Leistungen und, wo solche etwa vorhanden wäre, an Verlegern, welche mit erheb lichen Kosten sich auf Unternehmungen mit oft zweiselhaftem Ersolg einzulassen geneigt sind. Unter den wissenschaftlichen Erscheinungen macht sich, bei einem Uebcrfluß an Compilationen, Mangel an Originalwerken geltend. Diese, den gegenwärtigen Stand des Buchhandels im Allgemeinen charakrerisirenden Momente finden auch speciell auf unsere Provinz und unseren Bezirk durchaus Anwendung. Von qualitativ bedeutenderen, erfolgreicheren Produktionen haben wir nichts zu reseriren. Wir zählen in dem vergangenen Jahre im Ganzen 67 Publikatio nen in 122 Theilen*), von welchen 24, also mehr als ein Drittheil, zu der Broschürcnliteratur gehören, und auch eine ganze Zahl von an deren charakterisircn sich als wissenschaftliche Gelegenheitsschriften, wel che für die buchhändlerische Spekulation nur von untergeordneter Be deutung sind. Dasselbe gilt von den Schulbüchern, welche großentheils nur einem örtlichen Bedürfniß ihre Entstehung verdanken. Nur der Absatz der hier erscheinenden Kalender hat abermals an Ausdehnung gewonnen. Im Sortimcntshandcl ist ein Aufschwung des Geschäfts nicht wahrzunehmen. Das büchcrkausende Publicum wird an Zahl immer geringer; der Absatz zieht sich mehr und mehr in die Hände einzelner Buchhandlungen zurück, welche durch ein ausgedehntes Lager dem augen blicklichen Bedarf sofort entsprechen können, und selbst diese klagen, daß der Erfolg zu den erforderlichen Lagervorräthcn und Unkosten in keinem angemessenen Verhältniß stehe. Im ganzen buchhändlerischen Verkehr übersteigt das Angebot den wirklichen Verbrauch. Belletristik findet nur in ihren renommirtestcn Erscheinungen Käufer und wird in ihrem allergrößten Theile nur von Leihbibliothe ken angeschafft. Weniger bedeutende Publikationen finden ihre Stelle nur in den zahlreichen kleineren Zeitschriften, welche dem leselustigen Publicum durch Kolporteure zugetragen und zum Theil aufgedrungen werden. Kunst- und Luxuswerke wurden aus Mangel an neuen, hervor ragenden Erscheinungen weniger als im vorigen Jahre abgesetzt. Nur von dem Verkauf ill'u strikter Muster- und Mode-Jour nale zu dem Jahrespreise von 2—4 Thlr. können wir eine erhebliche Steigerung berichten. In dem Gemälde- und Bilder-Handel ist, besonders was Ver vielfältigungen in Oeldruck und Photographie anlangt, ein, wenngleich nicht sehr erheblicher, Rückschritt wahrzunehmen. Stoch viel entschiede ner nimmt der Geschmack für die edlere und strengere Weise des Kupfer stiches fortdauernd ab. Im Musikalien-Vcrlagshandel wurde die seit einigen Jahren begonnene, anerkennenswerthe Reproduktion klassischer Musikwerke in moderner Form fortgesetzt; auch die neuere Kunstrichtung wurde durch Publikationen gefördert. Die im Breslauer Verlage im Jahre 1862 erschienenen musikalischen Publikationen gehören zum größeren Theil der klassischen und ernsten, zum kleineren der leichten, modernen Rich tung an (ersterc 560, letztere 200 Musikbogen). Der Umsatz in den Pie cen der letzteren Art war lebhaft, in denen der klassischen Richtung von geringer Bedeutung, und die Frage über Rentabilität der letzteren >) Von diesen gehören: der Belletristik . 13 in 65 Theilen, - Landwirthschast u. den Gewerben. 9-12 - - Theologie 9-9 - - Geschichte - Jurisprudenz - Pädagogik (Schulbücher) - Jugendschriften Karlen und Reisebücher - . 9 - 9 4 4 14 - 14 5 - 5 4 - 4 wird sich daher erst in der Zukunft entscheiden. Der Aufschwung, den das Männcr-Gesangswesen in neuester Zeit genommen, verspricht für den Musikalienhandel fruchtbar zu werden. Der Druck der Musikalien muß leider wegen Unzulänglichkeit der hiesigen technischen Institute im mer noch in Leipzig besorgt werden. Das Musikaliengeschäft blieb, sowohl was den wirklichen Absatz als die Verleihung der Musikstücke anbetrifft, auf derselben Stufe. In den Verhältnissen der Leihbibliotheken ist eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. Der Bericht entwirft ei» so düsteres Bild von der ganzen geistigen Bewegung in Deutschland, sowie von der Art, wie die selbe in Literatur und Buchhandel zur Erscheinung kommt, und die Stelle, von der dieser Bericht ausgeht, steht in weiten Krei sen in so hohem Ansehen, daß wir — von ernster Sorge erfüllt — uns zu einer Prüfung aufgefordert fühlen, inwieweit dieses Bild der Wirklichkeit entspricht: ,,Es fehlt an Lust zu größeren wissenschaftlichen Leistungen" und „Unter den wissenschaftlichen Erscheinungen macht sich ... Mangel an Originalwerken geltend." Die deutsche Nation, bisher stolz auf deutsche Wissenschaft und deren hohe Geltung bei allen civilistrten Völkern, wird eine so schwere Beschuldigung mit Schmerz vernehmen; wir müssen es aber den Männern der Wissenschaft selbst überlaffen, den ge gen sie geschleuderten Vorwurf gebührend zurückzuweisen. „Wo etwa Lust zu wissenschaftlichen Leistungen vorhanden wäre, da fehlt es an Verlegern, welche mit erheblichen Kosten sich auf Unternehmungen mit oft zweifelhaftem Erfolg einzulassen geneigt sind." Mit dem Mangel an schöpferischer Kraft seitens der Ge lehrten geht also der Mangel an Unternehmungsgeist seitens der Verleger Hand in Hand, und dieser Ausspruch wird noch wesent lich verschärft durch die ausdrückliche Hervorhebung, „daß diese Momente den Buchhandel im Allgemeinen charakterisiren". Welche thatsächliche Anhaltspunkte die Handelskammer zu einem so her ben Urtheile berechtigen, wird in dem Berichte nicht gesagt. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollten wir an diesem Orte auf die lange Reihe hochgeachteter Verleger Hinweisen, welche dem deutschen Buchhandel zur Zierde gereichen und die vorstehende Behauptung Lügen strafen. Für jeden Urtheilsfahigen wird es genügen, die Bücherverzeichnisse des verflossenen Jahres zu durch blättern, um die Nichtigkeit obiger Vorwürfe zu erkennen und die Ueberzeugung zu gewinnen, daß wiffcnschaftliche und buch- handlerische Thätigkeit bei uns keineswegs im Abnehmen begrif fen sind. Nachdem sodann der Bericht versichert hat, „diese Momente finden auch auf unsere Provinz und unfern Be zirk durchaus Anwendung", erklärt er: „von qualitativ bedeutenderen erfolgreichen Produktionen haben wir nichts zu reseriren", und bezeichnet damit indirect alleneuen Erscheinungen des Jahres 1862 als qualitativ unbedeutend. — Unseres Erachtens liegt cs außerhalb der Berufssphäre der Handelskammer, über die Qua lität, d. h. über den inneren Werth literarischer Erscheinungen zu richten; sie ist dazu weder kompetent, noch befähigt. Obiges Urtheil erscheint aber gegenüber so hervorragenden Werken wie z. B. „Rvscnberg-Lipinsky, Ackerbau" (bei Ed. Trewendt) und ei nigen anderen geradezu ungerecht. Im unmittelbaren Anschluß an die letztere Bemerkung fährt der Bericht fort: „Wir zählen in dem vergangenen Jahre im Ganzen 67 Publika tionen u. s. w." Dem Zusammenhänge nach muß es scheinen, als ob diese Angaben sich auf ganz Schlesien beziehen; wir vermuthen jedoch,
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