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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1863
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18630821
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1750 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. »H? 104, 21. August. Nichtamtlicher Th eil. Wieder ein Aufruf zur Bildung eines Vereins der deutschen Sortiments - Buchhändler! Wir gestehen: wir haben diesen neuen Aufruf, nach dem Troppauer und anderen Machwerken der Art, mit einigem Miß trauen zur Hand genommen; nachdem wir ihn gelesen — haben wir ihn kopfschüttelnd bei Seite gelegt. Die zwei ersten Zeilen des Aufrufes genügen klarzulcgen, in welch' sonderbarem Jrrthum sich die Unterzeichner desselben befinden, und welche Anschauungen sie zu einem Vereine treiben, der an sich nicht nur nach solcher Seile hin geradezu keinen Sinn hat, sondern der so recht dazu geeignet ist, die entnervende Selbst täuschung noch mehr zu verbreiten, daß an den gedrückten Ver hältnissen des Sortimentshandels — die Verleger schuld sind. Wenn wir oben der Unterzeichner des Aufrufes gedacht, so müssen wir hier doch sogleich constatiren, daß gleich der erste derselben bereits in diesen Blättern erklärt hat, den Aufruf nicht unterzeichnet zu haben; eine Erklärung, die wohl befremdet hat und der wir wünschen könnten, daß noch einige derHcrren Unter zeichner sich ihr anzuschließen Veranlassung hätten. Der Aufruf beginnt: „Die letzte Cantate-Versammlung des Börscnvereins in Leipzig Hut den Sortimentern den Beweis geliefert, daß sic von diesem und den Verlegern eine genügende Verbesserung ihrer Lage und Verhältnisse nicht zu erwarten ha ben." — Allerdings ist der Böcsenvcrein weder dazu gegründet, noch ist er im Stande, die Lage der deutschen Sortimenter zu ver bessern! Die im Allgemeinen nicht glänzende Lage des Sorti- mcntshandels ist wahrlich nicht die Folge der 25'jh statt ZJ'/HU, der vielen Baarpackete, oder gar der vielfach verweigerten Dispo nenten, oder von Ungefälligkeiten in Annahme von Rcmittcn- den rc.; die Ursache liegt eines Theils in den, dem Buchhandel überhaupt nicht günstigen allgemeinen Verhältnissen, — liegt daran, daß von dem Vertriebe der Erzeugnisse der Literatur viel mehr Menschen leben wollen, als in der That davon leben kön nen, — liegt aber auch an dem geringen Capital, mit welchem großen Theils das Sortimentsgeschäft betrieben wird, und liegt auch vielfach an dem, wie cs betrieben wird! Ja, trotz alledem und alledem — an Letzterem besonders; denn, sprechen wir ganz offen, neben der vielen Misere, der wir begegnen, sehen wir doch die von fleißigen und thätigen Händen geleiteten Sorlimentsge- schäfte, die mit Bücher-, Geschäfts- und Menschcnkenniniß, mit Emsigkeit und mit einem bestimmten Plane geführt werden, vor wärts kommen und ihren Besitzer reichlich nähren! Und das will in einer Zeit, wie die gegenwärtige, wo hauptsächlich die pro- ducir ende Thätigkeit größeren Gewinn abwirft, der Handel aber mit den Producten in allen Branchen ein schwieriges Ge schäft ist, — viel sagen! Wenn nun eine Besserung der Lage des Sortimentshandels von dem Börsenverein verlangt wird und, weil dieser sie zu schaffen weder den Beruf noch die Möglichkeit hat, ein sogenann ter Verein der deutschen Sortiments-Buchhändler beabsichtigt wird, so zeugt solches Beginnen von einer großen Unkenncniß der Verhältnisse, wie cs von einer völligen Selbsttäuschung zeugt, einer Selbsttäuschung, die wir um deswillen eine entnervende nannten, weil es für den, der sich in keiner günstigen Lage be findet, nichts gibt, was geeigneter wäre, diese Lage noch mehr zu verschlimmern, als, statt durch Thätigkeit, neue Terrain-Ge winnung, neue Pläne rc. die Lage seines Geschäftes zu verbes sern, dies von dem Beitritt zu einem Verein zu erwarten, der, wie es in dem Aufrufe heißt, hofft: „dem Sortimentsbuchhandel die ihm gebührende, d. h. eine dem Vcrlagsbuchhandel nicht un tergeordnete, sondern ebenbürtige Stellung zu gewin nen" — in Wirklichkeit aber dem einzelnen Sortimentshändler auch nicht das Allergeringste nützen kann. Wozu denn überhaupt diese schroffe, feindliche Gegenüber stellung von Sortiment und Verlag! Woher die in dem Aufrufe geschehene Behauptung, daß der Vorstand des Börsenvereins durch seine in der letzten Cantateversammlung nur an die Ver leger der buchhändlerischen Hauptstädte gerichtete Aufforderung, sich wegen des Meßagios zu einigen, die Sortimenter hintan- gesctzt habe! Sollen etwa die Sortimenter festsetzcn, welches Agio ihnen die Verleger zu bewilligen haben! Hat das Sinn? Es wird so häufig darauf hingewiesen, daß an den Cantate-Ver sammlungen größeren Theils nur Verleger Thcil nehmen, die die Interessen des Sortimentshandels ganz außer Acht ließen! Aber waren cs nicht gerade Verleger, welche bei der Debatte über die „Bestimmungen" für den Sortimcntshandcl austratcn! gerade Verleger, welche sich gegen den, von den „Bestim mungen" dictirten peremtorischen Fortfall aller Ucberträge aus- sprachcn! Der Handel, der Vertrieb der von dem Verlags handel producirten Artikel, das ist eben der Sortimenrshandel, bildet den eigentlichen Buchhandel und der Trieb der Selbsterhaltung, der einfachste geschäftliche Verstand gebietet dem Verlagshandel, den Verhältnisse» des Sortimentshandels Rech nung zu tragen. Behaupten, daß das nicht geschehe, heißt: die Sache auf den Kopf stellen. Freilich, auch der Verlagshandel hat seinen Standpunkt inmitten aller ihn bestimmenden Ver hältnisse; er ist außer Stande, alle Artikel mit 33shtzh zu liefern, — er kann einzelne Artikel nicht anders als gegen baare Zahlung geben,— muß einzelne Journale vorausbcrcchnen ic. rc. Einen Verein gründen zum Zwecke, dies zu verhindern, hat einen Sinn nicht! Und was bezweckt der gedachte Sortimenter-Verein fer ner noch? „Rcgulirung der Rabatt frage für das Sorti ment." Haben die seil 20 Jahren und länger hierauf gerich teten Bcstrebuckgen sowohl ganzer Provinzialvereine als Einzelner mit alle» mühevollen und werthvollen Gutachten und Arbeiten den Gegenstand gefördert? Macht die freie Concurcenz, welcher binnen nicht zu ferner Zeit in allen deutschen Staaten der Buch handel anhcimfallcn wird, nicht solches Bemühen gegen den Ra batt an Kunden, gegen ein Verkaufen unter den Ladenpreisen illusorisch? Geben die geehrten Firmen, welche den Aufruf un terzeichnet, wirklich ihren Kunden keinen Rabatt? verkaufen sie alle Bücher zu de» Ladenpreisen?! „Einschränkung des modernen Antiquariats." Finden wir nicht gerade unter denen, die solches betreiben: Bü- cherkenntniß, große Thätigkeit, solide Erfüllung ihrer Verpflich tungen! Das sind „Schleuderet", „Juden" rc. ruft man. Nun ja, Ihr nennt sic Schleuderet, Juden sind auch darunter, aber ihr Geschäft knüpft an sehr bestimmte Bestrebungen des bücher- kaufcnden Publicums, Bestrebungen, denen der Sortiments handel einmal Rechnung tragen muß, und die er wirklich nicht dadurch bannt, daß er sich vereinigt, sie nicht anzuerkennen. Und hat die Erfahrung nicht gezeigt, daß, je mehr die Sorti mentshändler in bestimmten Vereinigungen, ohneTharen, nur mit Deductionen gegen diese sog. modernen Antiquare vorge gangen — um so mehr Terrain diese gewonnen haben! „Verlegung der Leipziger Abrechnungszeit."
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