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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1863
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- Erscheinungsdatum
- 13.04.1863
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- Deutsch
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N i ch t a m t l i Revolution und Krieg im Buchhandel. Ernst-humoristische Federzeichnung in der Tuschmanier. Es bereiten sich große Dinge für die nächste Cantate - Ver sammlung vor, ja ein Krieg, eine Revolution muß darin aus- brcchen. Alles deutet darauf hin. Ei» Glück ist es, daß der pol nische Aufstand zu jener Zeit beendet sein dürfte und uns dann wohl Sensen und Revolver in Mas^e zu Diensten stehen. Denn es wird auch bei uns kein regulärer Krieg, sondern nur eine pol nische Wirthschast werden und zwar noch ohne Nationalgcfühl. Man wird nur haufenweise aneinander rennen, sich hier und dort Eins versetzen und das gegenwärtige Grundgebäude des Buch handels wird für Augenblicke in seinen Grundfesten erzittern und die Herrschaft darin Momente haben, wie Anno 1848 die Fürsten ibren Völkern gegenüber, — rathlose! Circa 1500 Mann sollen sich dem Vernehmen nach schon be waffnen und zu Cantate gen Leipzig ziehen, eine Einquartierungs- Commission ist errichtet, denn für gute Quartiere muß gesorgt werden, da das gute Einhauen ja eine Hauptsache für den Sieg ist. Das hierorts errichtete Rcvolutionstribunal ist schon er nannt, Mitglieder desselben sind berühmte Leute, nämlich ein ge wisser Eicke und Dähnc, couragirte Männer, die sich nichts dar aus machen, einer Menge dieHä! se zu brechen, einen zu spießen, zu braten, oder einen gleich kalt zu stellen und die rochen Tropfen stromweis fließen zu lassen. Sengen, Brennen und Messcrwctzen wird an der Tagesordnung sein. — Schah, Stahl, Löwe (aber nicht von Calbe) haben auch dabei Anstellung gefun den und man flüstert bereits von den vielen Niederlagen, welche diese fünf Männer bereiten werden. Die Cantate-Versammlung der Buchhändler wird mit jener berühmten Versammlung in der Paulskicchc zu Frankfurt a. M. von 1848 zu Vergleichen sein, die ein neues Haupt cinsetzte, aber die Glieder des Körpers vergaß; die absetzte, aber nicht wußte, ob die Abgesehen auch wollten, die für letztere auch nicht sorgen konnte. Mir andern Worten, die Paulskirchc vergaß für die abgcrhancn Fürsten eine Vcrsorgungsanstalt zu errichten. So gehr's auch unserm werthen Hrn. Kolck! (laut dessen neuestem Rundschreiben). Mit einem S t r e i ch c sollen alle Commissionäre fallen, oder doch langsam verbluten; ist das nicht grausam! Was würde der gute O. A. Schulz dazu sagen, wenn er noch lebte, daß er im Jahre des Heils 1863 sein Adreßbuch auf ein Minimum von Umfang zu beschranken hätte und er daher nur noch fh Thlc. pro Explr. statt Vz THIc. im Februar 1864 eincassi- ren könnte? Hr. Kolck bedroht aber nicht allein das Leben aller Commis- sionärc, ohne an Vcrsorgungsanstalten dafür zu denken, nein, er beginnt auch einen Vernichtungskrieg gegen die Verleger. 1500 Mann stehen hier etwa gegen 500, müssen da nicht die letzter» schon erzittern bei Androhung eines Krieges? Der Sieg, so scheint cs, kann ja den 1500 Mann vorher zugestchert werden. Doch halt! Die Verleger, obgleich das kleinere Häuflein, sind eine compacte Masse und wissen ihre Fähnlein zu führen, besitzen reitende Artillerie, Bomben, Granaten, Spieße, sie kön nen sozusagen ballenwcis auftrcten, wo cs der Sortimenter nur buchweise vermag. Die Taktik ist nur Eigenthum des Verlegers; wo sie fehlt) gibt cs ein wirres Durcheinander. Also Hr. Kolck und seine Verbündeten wollen fernerhin nur ein Commissionsgeschäft für den Gesammtbuchhandel in Leipzig. Bisjetzt haben wir geglaubt, daß das gerade eine Wohl- cher Th eil. that für den Buchhandel sei, daß eben durch viele Commissio näre die Interessen desselben vertreten werden; jetzt sehen wir, daß wir irrten. Aber wie soll man sich dieses eine Commissionsgeschäsl in Einrichtung und Größe denken? Langen dazu die zusammen zu sch i eßcn d e n 150,000 Thlr.? Wir sagen: nein! Zuerst gehörte ein Gebäude dazu, wie es keins in Leipzig gibt, und in einem Gebäude müßte es doch sein, soll über haupt an eine einheitliche Geschäftsführung gedacht werden können. Dieses Gebäude könnte allein schon 150,000 Thlc. kosten, müßte ganz zu dem Zwecke eingerichtet werden, und ginge ' die Geschickte einmal durch Krieg oder sonstwie zu Grunde, so wäre auch fast das ganze Capital hopsasa! Der Gesammtverlag läge also auch in diesem einen Gebäude, bei einer Feuersbrunst eine schöne Prositdiemahlzcit, wo eines traurigen Tages die ganze deutsche Literatur den Flammentod erlitte, aber nicht verjüngt sobald aus den Flammen gleich dem Phönix cmporsicigen könnte, der Sortimentshandel dabei aber auch auf einmal zu Grunde gehen müßte. Nur dadurch, daß das Commissionsgeschäft in verschiedenen Räumen, in verschiedenen und getrennt von einander liegenden Straßen betrieben wird, nur dadurch ist bei einem Unglücke eine allgemeine Störung des ganzen Geschäfts nicht zu befürchten. Eine schöne Summe Geld, 150,000 Thlr.! Aber wenn sie erst in Gebäulichkeiten und sonstigen Einrichtungen draufgeht, was bleibt dann übrig zur Einlösung der Baarpackete'? Wovon soll das Beamtenpecsonal auch nur eine Woche im voraus be zahlt werden? Woher kommt dann überhaupt das baare Geld für die Spesen? das Anlagccapital für den beabsichtigten Ccntral- verlag? Pack-, Comptoir- und Lager-Räume, es ginge gar nicht anders, müßten durch Eisenbahnen, wenn auch nur mit Ochsen-, Esels- oder Hundekraft, verbunden werden, eine elektrische Tele- graphcnlinie wäre das größte Bedürfnis, damit die Befehle von Oben rasch an Ort und Stelle kämen, eine elektrische Uhr unum gänglich nothwendig, und zur Ueberwachung der Arbeiter wenig stens ein Dutzend Constabler. Wie die Herren Reformer, oder, wie ich sie scherzweise bezeichne, Revolutionäre sich wohl die Organisation dieses einen Commissionsgeschafts denken! Be kanntlich arbeiten im Buchhandel in Leipzig etwa 250 Gehilfen, 120 Lehrlinge, 300 Markthelfer und Laufburscken, dazu etwa 80 Commissionäre, macht ein Personal von 7 50 Köpfen. Von die sen 750 Köpfen rcsp. 1500 Händen kann man nur einen gerin gen Bruchthcil als nur im Verlagshandel beschäftigt annehmen. Meint man vielleicht, daß die Arbeit, in ein Geschäft gelegt, sich verringern würde? Gar nicht denkbar, wohl aber wahrscheinlich, daß noch mehr arbeitende Hände beschafft werden müßten. Daß eben das Commissionsgeschäft in vielen Händen, mit vielen größer» und kleinern Capitalien zugleich betrieben wird, so meinten wir bisher, sei den Gesammrintcccssen nur voctheil- haft — doch wir irrten. Daß die Sortimenter gegen Unbillig keiten, z. B. Jahresvorausberechnung der Journale, Kürzung des Rabatts rc., vereint ankämpfen, daß sie ihre Spesen zu ver ringern trachten, das kann Niemand denselben verdenken, nur dürfen zur Erreichung dieses nicht geradezu unmögliche und nach allen Seiten hin verderbenbringende Mittel gewählt werden. Denn als unmöglich ist zu bezeichnen, daß überhaupt und auch nicht mit 150,000 Thlrn. das ganze Leipziger Commissionsgechäft in eins zu verschmelzen sei, unmöglich ferner, daß damit zu-
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