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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1861
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1861
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- Deutsch
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und das Geschäftswelt» durch übermäßige Eoncurrcnz zersplit tert und verschlechtert werde, gehen von Anschauungen aus, welche der Zunftgeist unserer deutschen Handwerker häufig mit mehr Glück geltend gemacht hat, die aber durch die neueren statistischen Aufklärungen so in das Gegcnthcil umgcwandclr sind, daß es sich nicht mehr verlohnt, dagegen zu Felde zu ziehen. Es ist be kannt und auch ziemlich allgemein anerkannt, daß die Geschäfts solidität im Zustande der Gewerbcfreiheit nicht verschlechtert, son dern gehoben wird; ebenso führt es sich auf eine leicht erkenn bare Naturnothwendigkcit zurück, daß die Leistungsfähigkeit eines Bcrufsstandes durch die Gewerbcfreiheit nicht vermindert, son dern durch den Wetteifer frei concurrirendcr Kräfte erhöht wird; weniger bekannt dagegen dürfte die Wahrheit sein, wie sie aus einem statistischen Vergleiche zwischen dem zünftigen Bayern und dem thcilweise gcwerbcsccicn Preußen erhellt, daß nach den letzten Eonsequcnzcn die Gewcrbefrcihcit gegen übermäßige Eoncurrcnz besser schützt, als die Gcwcrbebeschränkung. Wenn jedoch die vereinigten Buchhändler zu Dresden in ihrer Denkschrift vom Jahre 1857 in Bezug auf die Nothwendigkeit der Gewerbebcschränkung für den Buchhandel noch einen an dern Punkt hcrvorhcben und in dieser Beziehung bemerken; „daß hierfür sich auch gewichtige p o l i t i s ch c Gründe anführcn, lassen, da eine U eb erwacht! ng des Buchhandels kaum möglich ist, wenn Jedermann Bücher schreiben und vertreiben kann, so viel er will", so bedarf cs dagegen nur des einfachen Hinweises auf die Würde des Berufs, welche im allcrbcschcidensten Falle wenigstens so viel verlangt, oaß der Buchhandel sich nicht selbst zum Polizeiinstitut erniedrige und als solches anbicte. In mancher Beziehung darf man sich freilich nicht verwun dern, wenn sich unter uns so viele Stimmen gegen die Gewcrbc- frcihcit erheben und schließlich sogar die Nothwendigkeit der po litischen Ucbcrwachunq des Buchhandels als Grund dagegen an geführt wird. Der deutsche Buchhandel der Gegenwart befindet sich nach einer Richtung auf einem Abwege — wenn man sich so ausdrücken darf und cs nicht vielmehr als einen nothwcndigcn Ucbcrgang in seiner Fortentwickelung betrachten muß. Es ist die Ausbildung eines specifischcn S o r ci m e n tcr w c sens, weit über die eigentliche Berechtigung dieses Geschäftszweiges hinaus. Wir sehen massenhaft Etablissements auftrcten, die den Buch handel nur nach der Sortimcntcrthätigkcit kennen, und zwar in der cigenthümlich zugespitztcn Weise, daß man sich ausschließlich auf den Vertrieb der neuesten Neuigkeiten wirft, lediglich des halb, weil dieser Thcil des commercicllcn Verkehrs kein eigenes Lager, kein selbständiges Risico, sondern nur einen im All gemeinen leicht zu erlangenden Eredit bedingt. An manchen Orten ist cs zudem soweit gekommen, daß man unter einem wah ren Buchhändler nur noch den Sortimenter versteht, denn Ver leger können auch Nichtbuchhändlcr, z. B. Buchdrucker und Litho graphen, spielen, und — wie das neueste klassische Product unse rer buchhändlerischen periodischen Presse, die „Eilfuhrc" sagt auf den Antiquar, der nur festes Lager halt, blickt der Buchhänd ler, d. h. der Sortimenter, mit „Verachtung". Der Buchhändler rcducirt sich so gewöhnlich auf den bloßen Sortimenter, der, wenn ihn diese an vielen Orten so ausgeprcßtc Branche im Stiche läßt, mit sich und der Welt fertig ist und dann Jeremiadcn über den Verfall des Buchhandels vom Stapel läßt. Sortimentsfirmcn, rein als solche, tauchen an Orten auf, wo es schlechterdings uner klärlich ist, wie Jemand mit oder auch ohne Eoncurrcnz vom blo ßen Sortiment in der Beschränkung auf die neuesten Neuigkei ten cpistiren kann. Die nutzbringende antiquarische Thäligkeit überlaßt man dem Trödler, die häufig sehr ergiebige locale Ver- lagsthätigkeit, namentlich auf dem Gebiete der TageSpresse, den Buchdruckern, deren geschäftlicher Horizont sich in kleineren Or te» in der Regel nicht über das Hcrausschlagen des Druckerlohns »ersteigt. Eine so kümmerliche Gcschäftsthätigkeit, häufig aller dings nochwendig gemacht durch Eapitallostgkeit, bringt den Sor timenter auf den Standpunkt des Eolportcurs herab, nur in etwas anständigerer Form; so wenig wie dieser ist er geneigt, zur Erzielung größerer Vorthcilc ein Risico zu übernehmen, so wenig wie dieser genügt ec den übrigen intellektuellen Bedingun gen des Geschäftsmannes; er „arbeitet" nur oder, wie die be liebte Redensart heißt, er plagt sich ab für den Verleger. Von dieser Seite gehen denn auch meist die Klagelieder im Börsen- blattc aus, die den jüngeren Theil der BcrufSgenosscnschaft, so fern sich das eigene Urtheil noch nicht abgeschlossen hat, in Gefahr bringen, beim Nachdenken über die Zukunft der Melancholie zu verfallen. Zieht man den Ertract aus diesen Klageliedern, so ist der Buchhandel nichts als eine große Ve r sorgu ng s an sta l t, in der Jedermann nach Absolvirung der zunftmäßigen Lehr- und Gehilfcnjahre das Recht zur selbständigen Eolportagc in der Form eines Sortimentsgcschäfts erlangt. Der Verleger ist ver pflichtet, nur durch den Sortimenter als Vcrsorgungsbcrechtigten seine Verlagsactikel zu verkaufen; er ist auch verpflichtet, den Sortimenter so viel verdienen zu lassen, damit er bei im Allge meinen beschränktem Umsatz davon leben kann. Diese Grund anschauung muß man fcsthaltcn, wenn man sich die Zumuthungcn an den Vcrlagshandcl erklären will, die mitunter den Gipfelpunkt geschäftlichen Widerst uns erreichen. Natürlich ist hiermit gegen den Sortimentshandcl in seiner organischen Bedeutung zur Ge- sammthcit der literarischen Verkehrsinteresscn und gegen seine zahlreichen tüchtigen Vertreter nichts gesagt, denn gerade in dem sachgemäßen Betriebe und in der Ausbreitung desselben liegt ja der ungemeine Vorzug des deutschen Buchhandels gegen den Buchhandel des Auslandes. Aber indem man die Stellung des Sortimcntshandcls zum Ganzen richtig zu würdigen sucht, ge langt man zu der Uebcrzcugung, daß die Zuspitzung seiner Bedeu tung, wie sie heutzutage vielfach und durchgängig nur deshalb beliebt wird, weil zu einem so niodisicirtcn Betriebe des Buch handels kein ncnnenswcrthcs eigenes Capital und ebenso kein be sonderes Maß praktischer Gcschäftsbildung gehört, den Buchhan del auf die Abwege eines kümmerlichen und ängstlichen Krämer- wcsens zu führen droht, welches sich nur unter der Gewcrbcrc- glementircrci wohl fühlt, im freien Fahrwasser des sich selbst re gelnden Verkehrs aber seinen Untergang befürchtet. Fühlt diese Elasse der Geschäftswelt sich und ihre Prinzipien durch die unab weisbaren Forderungen der nicht still stehenden Zeit beängstigt: der deutsche Buchhandel wird nichts daran verlieren, am allerwe nigsten aber darüber zu Grunde gehen. Misccllcn. F a l l m c r a n c r' s Na chlaß ist aus dem Verlage von Wilh. Engelmann hier zu erwarten. Die Herausgabe desselben hat der letzte Wille des Verstorbenen einem nahen Freunde, Ilr. G. M. Thomas in München, anvertraut. Das Ganze ist aus drei Bände zu ungefähr 30 Bogen berechnet, wovon der erste im September, die zwei letzten im Occobcr erscheinen sollen. (Eingesandt.) Das vor kurzem im Verlage von Earl Hcy- mann in Berlin erschienene Werk „Die französisch-deut sche Handelssprache oder belehrende Unterhaltungen über verschiedene Zweige des Handels und der Gewerbe von H. F. Tcyssiere" enthält auch eine dem literarischen Verkehr gewid mete Abkhcilung und dürfte daher der Beachtung des Buchhan dels, insbesondere des jüngeren Personals, zu empfehlen sein.
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