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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. id>? 139, 28. Juni 1920. ihres Publilums sind und er ihm überlasten, die von ihnen ver schwiegenen Schlüsse zu folgern. Die durch solche Gedanken anstrengung entstehenden Stimmungen münden in die Buchläden, in die Briefe an Sortimenter und Verleger und wieder in Zei tungsartikel. vr. Felix Meiner richtete gegen den »och zumeist unterirdischen, aber doch immer lauter anschwellenden Strom einen Damm auf und nannte Tatsachen. Man braucht im Börsenblatt den Inhalt seiner Ausfüh rungen nicht zu wiederholen; die Verleger wissen, daß das in einem Buchunternehmen erstarrte Kapital sich meist erst in langer Frist wieder flüssig löst, sie haben täglich das Barometer ihrer Geschäftsspesen, der Herstellungskosten, der Steuern vor Augen und haben das dunkle Ziel dieser Entwicklung nicht vor Augen, um sich noch rechtzeitig — das kann morgen, oder über morgen sein — aus dem ins Ungewisse sausenden Vehikel unserer Zeit zu retten. Sie dürfen sich täglich damit unterhalten, nach zurechnen, wann, in wieviel Jahren sich ein im Dienste irgendeiner Wissenschaft oder einer Kunst nach den Jahren des Krieges wieder ausgenommenes oder (diese Optimisten!) neubegonnenes Unter nehmen eitragsfähig, die ausgewandte Arbeit und Geldsumme heimzahlend gestalten wird. Die Sortimenter haben jetzt im wer. denden Sommer täglich mehr Zeit und Gelegenheit, in ihrer Bilanz ein bißchen tiefer zu schürfen und können sich das Nach lesen des im Meinerschen Aufsatz gegebenen Kommentars zum Ergebnis vielleicht ersparen. Aber wenn wirklich noch ein Buch händler Zeit übrig hat, so soll er ihn ruhig lesen, den Meinerschen Aufsatz. Auch die Abonnenten des »Leipziger Tageblatts- haben ihn ja gelesen und das Behagen gehabt, von einem Buchhändler bestätigt zu bekommen, wie unverschämt teuer die Bücher ge worden sind. Daß sie so teuer geworden sind, daß sogar ein Buchhändler das im Interesse der deutschen gebildeten Kreise bedauert: das hat gewiß manchen nachdenklich gemacht, aber die Mehrzahl der Leser wird es über dem Schimpfen allzu leicht vergessen, und damit hätte der Meinersche Aufsatz den natürlichen Zweck eines Zeitungsartikels erfüllt gehabt, wäre erledigt ge wesen. Aber Herr vr. Felix Meiner hat auch von den geistigen Arbeitern gesprochen und von der notwendigen Aufbesserung ihrer Bezüge. Er gab dem Wunsche Ausdruck, daß namentlich die studierten Berufe (und ihr Nachwuchs) eine Verstärkung ihrer finanziellen Mittel erfahren, damit sie in würdigen Lebensverhültnissen und mit dem nötigen literarischen Rüstzeug versehen die unentbehr liche bewährte Mitarbeit leisten können im Dienste der Nation und der Menschheit. Er beklagt es, daß der Verlagsbuchhandel nicht in der Lage ist, von sich aus die (namentlich wissenschaft lichen) Autoren so zu bezahlen, wie es ihrer Arbeit (im Ver hältnis z. B. zu der eines Müllkutschers) angemessen wäre, und wie cs gewiß seinem eigenen wohlverstandenen Interesse ent- spräche. Darin, in diesem Schluß des Artikels lag der überraschend schnell wirkende Anlaß für den Herrn Professor vr. H. H. Houben zu einem »Offenen Briefe-, der am 4. Mai in der gleichen Zeitung erschien; — Herr vr. Meiner erwiderte am S., Herr vr. Houben nochmals am 14., um Herrn vr. Meiner am 23. des gleichen Monats die Diskussion schließen zu lassen?) Es war nicht, wie man anderwärts las, ein Streit: Gegner waren znsammengckommcn, um sich auseinanderzusetzen. Es ge schah, wie man loben muß, ziemlich leise, fein und mit Geist. Mau lat sich, wie sich das bei so humanen Leuten von selbst versteht, nicht Weh, obwohl man scharfe Waffen nützte und die Kampfziele immer weiter steckte. Worte wie -Mangel an sozialem Empfinden-,-Staatsvcrlag-,»Kapitalismus«,-Utopie- fallen, und Herr vr. Felix Meiner, der Verleger der »Philosophischen Biblio- thek«, reißt sich selber die Maske herunter vor seinem -kapita- v Inzwischen sind die 3 Aussätze des Herrn Diu Felix Meiner in Broschlirenform als bnchhändlcrisch« Propagandaschrist: »Warna, sind die Bücher so lener?« erschienen, worüber bas aanzscitiac Inserat des Tcntschen Berlcaervcrcins ans der 4. ltn,schlagseile der Nr. 137 deS Börsenblatts ausflihrlich Auskunft gibt. Red. «7« listischen Unternehmertum«. Pros. vr. Houven spricht von emer bestehenden Hochspannung zwischen beiden Parteien (den Ver legern und den Schriftstellern), deren Entladung »aus die ganze Organisation des deutschen Buchhandels leicht von einem um- stllrzenden Einslutz sein könnte-. Die Buchhändler, die sich da rüber orientieren wollen, müssen schon selbst den Artikel Nach lesen, um festzustellen, wie ernst es der Herr Verfasser damit meint, der die Möglichkeit (Wünschbarkeil!) eines Gesetzes her vorhebt, das dem Autor jedes Buches einen Anteil von 107» des (verschobenen!) Ladenpreises sichert. Man muß auch Nachlesen, was Meiner darüber meint, und überhaupt über die Mitwirkung des Fiskus und seiner Legislative aus wirtschaftlichen und kul turellen Gebieten. Man liest von einer Hochspannung in den Beziehungen zwi- scheu Buchhandel und geistigen Arbeiten und denkt sich: Ist das nicht schon einmal dagewesen? Könnte nicht bald wieder ein Bücher kommen! Damals, 1903/04, handelte cs sich freilich wesentlich nur um einen Kampf gegen den »parasitische» Auswuchs- des deut schen Buchhandels, gegen das Sortiment, für das das Preis- karlcll des Börscnvereins durch das Verbot der Rabatlschleuderei das berühmte »Sechs-Millionen-Geschenk- von den Bücherkäusern erpreßte. Aber die ganze Bestrebung des neugegründeleu Aka demischen Schutzvereins richtete des beschränkten Anlasses wegen einen frontalen Angriff gegen die Organisation des deutschen Buchhandels, und jedes ihrer Glieder, Verlag, Kommissions buchhandel, Barsortiment usw. wurde an schwachen (oder dem Außenstehenden schwach, krankhaft erscheinenden) Stellen aufge spießt. Auch ein — gegen die guten Sitten verstoßender — Ver lagsvertrag spielte eine Rolle, wurde als typisch festgenagelt, um den reaktionären, wucherischen Buchhandel daran aufzuhängen. Run, der hat nachher noch nicht gerade seine schlechtesten Jahre gehabt und durste 1914 mit der Bugra fast so etwas wie einen Triumph feiern, zu dem auch von berufenen Männern der Schrifl- slellcrei manches »Vivat!» dargebrachl wurde. Herr Professor Houben ist kein Prosessor Bücher, er will nicht gleich dem ganzen Buchhandel zu Leibe, sondern verschmäht es sogar, der jetzt populären Empörung gegen die Bücherverteue rung ein Wortführer zu sein. Er hätte vielleicht sogar nichts dagegen, wenn die Bücher noch teurer würden, falls nur die Schriftsteller einen höheren Gewinnanteil daran hätten. Denn er ist der Vorstand der Leipziger Ortsgruppe des Schugver- bandes deutscher Schriftsteller. Sein« Ausführungen sind ein Extrakt aus dessen Sitzungsprotokollen; — wenn man seine beiden Briefe liest, dünkt es einem, als hörte man von ferne einer Versammlung seiner Ortsgruppe zu. Man muß betonen, daß natürlich den Bestrebungen des Schutzverbandes und damit auch den Darlegungen des Profes sors Houben ein guter Kern des Rechts innewohnt. Man darf nicht verkennen, daß darin irgendwie das Motiv »Sein oder Nichtsein« anklingt. Man muß die Kräfte und Willen, die Men schen schätzen, die hier zur Wahrung von Berufsinteressen ver einigt sind, und kein Buchhändler wird die hohe Bedeutung verkennen, die ihnen für die Kulturstellung und Entwicklung Deutschlands zukommi. vr. Felix Meiner war auch darin ein wis sender Sprecher für den deutschen Buchhandel, als er der Über zeugung Ausdruck gab, daß die Schriftsteller einer größeren Wert schätzung, einer besseren finanziellen Entlohnung würdig und bedürftig' sind. (Mau darf freilich auch damit nicht verallgemei nern.) Aber gegenüber dieser Mehrheit der Autoren und na mentlich der wissenschaftlichen Autoren gilt das Wort und der Wunsch, die vr. Meiner durch das Bekenntnis zur Hoffnung auf baldige Verwirklichung noch herzlicher klingen ließ. Aber diesen Wunsch und diese Hoffnung nahm ja vr. Houben zum Vorwurf. Er spricht wie von einem platonischen Almosen, das zu den übrigen »Tiraden von der kulturellen Aufgabe des Buchhandels- nicht paßt. Er meint, diese Erwähnung der Autoren hätte an den Anfang des Meinerschen Artikels gehört- Es ist so etwas wie Fanfarenmusik in seinen Ausführungen, er spricht von einem Appell der Schriftsteller a» den Staatssäckel.
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