Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1852
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- 1852-05-25
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- 25.05.1852
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700 für eine möglichst milde Auslegung jener Gesetzesbestimmungen Sorge tragen zu wollen. Die Deputation verließ Berlin bereits am 18. Mai und wird unverzüglich die von dem preußischen Handels minister gewünschte Denkschrift einreichen. Nach der offenen Erklä rung des Letzter» steht wohl zu hoffen, daß die betreffenden Para graphen des preußischen Postgesetzes von sammtlichcn Beamten möglichst mild gehandhabt werden oder, was noch bester wäre, daß man sich zu einer nachträglichen Abänderung derselben entschließt. (D. A. Z.) Nichts Neues. Der, welcher gedruckt schreibt, hat einen Vortheil vor dem Redner, er sieht die Leute über seinen Spruch nicht gähnen und kann sich in der Meinung wiegen, (wenn ec Lust dazu hat,) er habe dem Publi cum etwas Kurzweiliges erzählt. Sähe ich diesen oder jenen Nasen rumpf oder diesen oder jenen Mund vor langer Weile bis an die Ohren aufgcristcn, ich schriebe vielleicht auch weniger, und ließ die Druckerschwärze sparen. Es kommt mir übrigens auch nicht in den Sinn, die lustigePerson im Schauspiel sein zu wollen und dieHerren Eollcgen, die nur Geschmack an dieser oder jener Schnurre finden, verstehen mich miß. Ich möchte gern diese und jene Wahrheit, nicht etwa in trockener Scholastik auf's Tapet bringen, den Kathederton verstehe ich nicht, als Muster zu Stylübungen ist mein Wort nicht bestimmt; daraufgehe ich aber aus, mein Schärflein über das Wesen unseres Berufes zu bringen, ist die Waarc oft sehr leicht (ich fühle es selbst nur zu wohl), so findet sich vielleicht da und dort doch ein gutes Korn; kommt dieses auf besseres Feld, d. h. wird das Gedänk- lein vom besseren Kopf zum Gedanken und Wort verarbeitet, so sind meine Worte nicht spurlos verloren gegangen. Ich will heute nicht von Frankfurt oder Stuttgart berichten, bin kein Scipio, noch habe ich einen 6ato, der mir bei Sauerkraut und Schweinefleisch zuruft: UarlbaKinem os8e clelenllsm; ich will heute über etwas ganz Anderes plaudern, nämlich über die Lehrlinge; bleiben Juli und August nicht aus, was nicht der Fall sein wird, denn sie sind im Kalender aufgeführt, so sei mir ein Wort über die Gesellen und die Meister erlaubt und dann auch noch ein G'sätzle über die Markthelfer oder wie man sie nennen will. -—- Manches ist vielleicht diesem und jenem Reminiscenz, wir dür fen auch rückwärts sehen, der Wille verlangt, daß wir vorwärts sehen; die Kraft, das Können fordert, daß wir rückwärts sehen. Eine Masse junges Volk drängt sich zum Buchhandel, auch da und dort ein Glücksritter, dem cs schon in die Haare geschneit hat. — Was ist die Ursache dieses Andranges? Es sind der Gründe viele, nebst dem ehrenwerthen, geraden Streben mit Kopf und Herz am rechten Fleck, ist der Buchhandel für Viele ein Lockvogel, der goldene Berge und ein Leben voller Wonne verspricht. Unser Buchhandel hat so ein Schanschan von was Gelehrtem, strengt es den jungen Herrn zuviel an zu studircn und hat ec keine Aussicht, weder ein ordentlicher noch unordentlicher Professor zu werden, noch besondere Liebhabereien, sich mit den Pandekten oder dem He bräischen oder mit Pathologie und Therapie abzugeben, oder ist es dem jungen Herrn viel zu gering, ein Tintenschlecker oder ein Muster reiter zu werden oder Kaffetüten ru verkaufen, so wünscht er doch was in der Welt zu gelten, denn von Erlernung eines ehrlichen Handwerkes kann gar keine Rede sein. — Ich möchte in Scherz und Ernst fast sagen, wie bei den Gewerken der größte Andrang zu Schnei dern und Buchbindern ist von einer Masse körperlich invaliden, so ist der Andrang zu unsecm Buchhandel von einer großen Zahl geistig invaliden, d. h. solchen, die sich fürchten, hart Holz bohren zu müssen, und die im Buchhandel an den Himmel voller Geigen denken. — Hat der Jüngling vielleicht gar noch von der Frucht der Ritter- und Räuber-Romane genossen und sich seiner die Lesesucht bemächtigt, so ist vollends kein Halt, der Gute träumt sich schon ein Eotta oder Rei- ^ 50 mec u. der Buchhandel muß erlernt werden. — Noch ist ein Umstand, der Manchen herbeizieht: das geringe Lehrgeld. Mancher Vater wünscht der geistigen Thätigkeit seines Sohnes Nahrung zu geben, cs fehlt ihm aber an den nöthigen Mitteln, den Sohn einem Fach studium sich widmen zu lassen, er hofft, daß dieser beim Buchhandel die Befriedigung finden werde und läßt den Sohn diesem sich zu- wendcn. — Noch gicbt cs manchen bemoosten Lehrling, — die durch allerlei Verhältnisse sich für den Beruf erst in späterer Lebenszeit ent scheiden, mit denen (Alt- und Neu-Testamentlichen), wir es aber heute nicht zu thun haben. M Wann soll der junge Mann als Lehrling ausgenommen wer den? — In der Regel nicht vor Schluß des 16. Altcrsjahres. — Glaube man nicht durch 5 Jahre Lehrzeit dem jungen Menschen das beizubringcn, was er durch frühen Schulaustritt versäumt hat, das ist eitel Dunst, eine tüchtige Schulbildung sollte unumgänglich noth- wendig vorangehen und den Mangel des Obcr-Gymnasialunterrichts wird er sein Lebtag spüren, wcnn's auch Andere nicht merken. —- Ich meinerseits halte das vollendete 18. Altersjahr für die beste Zeit, das 17. u. 18. Altersjahr sind in den meisten Fällen die entscheiden den, stoßen die Hörner bis dahin nicht, so kommen sie selten zum Vor schein und Principal und Lehrling können viel ruhiger an die Erfül lung ihrer Aufgaben gehen. — S'ist freilich hart, wenn so ein jun ger Herr in manchen Stellen noch mit dem Besen agiren u. halben Centner Eolli in der Stadt hcrumtragcn soll, solche Zumuthungerz- dürften vom Meister ganz unterbleiben, indessen ist doch noch keiner«? daran gestorben und Schreiber dieses, der die Nase bei 18 Jahren^ nicht etwa blos einen Zoll über der Erde trug, erinnert sich ohnH, SeelenschmerzseincrObligationen des Einhcizens u. mitNadel, Fadei^ u. Packstock agirt zu haben. — Sein Principal, Gott lohne es ihm« heute noch und halte ihn noch lange gesund, forderte viele Dinge,» die dem jungen Acsthetiker spanisch vorkamen, cs mußte gelernt wer den, das half nichts und er hatte recht- Mit drei Jahren Lehrzeit soll aber die Lehre dessen, der mit dem 18. oder 19. Jahre eintritt, abge macht sein, 5 Jahre sind Luxus und unbillige Forderung vom Prin cipal. — Ein Lehrling, der mit 18 Jahren eingetreten und mit dem 22. seine Wanderschaft beginnt, soll sich ehrenvoll als Geselle durch schlagen können, isl's nicht am Holz, so gicbt's mit 25 Jahren Lehr zeit kaum Pfeifen. Wie soll der Lehrling beschäftigt werden ? Nicht etwa die ersten Lernjahre blos packen oder die Leihbibliothek besorgen u. Facturen ein räumen; muß dieses Alles gelernt werden, so soll ihm der Meister Arbeiten, die seinen Geist und seinen Kräften zusagen, anvertrauen. Bestimmte Norm läßt sich hierüber keine angeben, sie muß sich nach der Individualität und den Geschäften richten, crstcre darf aber nie außer Acht gelassen werden, wenn nicht durch köpf- und geistloses^ Maltraitiren der Lehrling oft auf Abwege getrieben werden soll, lu der Herr Principal verschuldet haben und so oft das Lcbcnsglück des jungen Mannes stören. Mit Schluß des 3. Jahres müssen dem jungen Mann alle Arbeiten durch die Hände gegangen sein unt^. ec muß damit sein Brod finden und verdienen können. — Lehrjahre sind keine Herrenjahre und können cs nicht sein, ein altes Sprück wort sagt: Der Teufel mag Alles werden, nur kein Lehrjung. Streng muß die Lehre sein, strenge Meister haben meistcnthcilS w>^ Niger Schuld als die angenehmen, lieblichen, die fünf gcrad sein las sen. — Und wenn durch Nachlässigkeit und Schwäche ein junger Mann verloren geht, welche Schuld lastet auf dem Principal? Ich kannte spätere Eollegcn, deren Lehre verpfuscht, keine Männer ge worden sind, das Geschick fand sie zu leicht und sie wurden mit al len ihren hinreichenden Mitteln wie Spreu bei erstem Sturme hin- ausgeblascn und nur alte Kataloge von Herrn Otto August Schulz ^ erinnern noch an deren Existenz. Am Tage Hiob. Uilariu« Simplex. ^
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