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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1848
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1848-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1848
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- Deutsch
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21 1848.^ sich also besser dabei stehen. Dieser von mancher Handlung oft an fänglich betretene Weg wird, und stets zu ihrem Nachtheil, von ihnen verlassen, wenn sie einige Jahre dabei prosperirt haben. Sie wollen sich verbessern und verschlechtern sich dadurch bedeutend, bis sie zu spät ihren Jrrthum einsehen. -st Nebcr de» Sorllmeutöbuchhäildler-Acrci». I. Der größte Theil der Hrn. College» wird ohne Zweifel das flie gende Blatt „d er n e u e S o n derb u n d ", so wie die Antwort des Hrn. T. O. Weigel in No. 109 des Börsenblattes unter dem Titel: „ Tragische Geschichte" gelesen haben. Alle Persönlichkeiten in diesen beiden Aufsätzen bei Seite lassend und nur aus die Sache eingehend, will ich versuchen, mit wenig Worten ein klares Bild dessen, um was es sich handelt, zu geben, und nebenbei die Folgen des projektirten Vereines beleuchten. In No. 8l und 86 des Börsenblattes legte Herr O. Zanke in P. den Plan zu einer Vereinigung von 50 bedeutenden Sortimentern vor, deren Zweck sein sollte, gediegene und leicht absetzbare Erzeugnisse der deutschen Literatur gemeinsam in Parthien gegen gleich baare Zah lung einzukaufen, hierdurch billige Einkaufspreise und um so größer» Nutzen beim Verkauf zu erzielen. — Gegen diesen Plan erhob sich nicht eine Stimme, aus dem einfachen Grunde, weil man in dieser Idee nichts Gefährliches oder die Grundsätze unseres Geschäftes Bedro hendes erblickte. Es war ja weder in dem einen noch dem andern Auf sätze gesagt, daß man je nach dem Einkaufspreise auch den Verkaufs preis kalkulicen, resp. in die Fußtapfen der sogenannten Antiquare treten wolle; sondern jeder von uns setzte Voraus, die Herren würden, den Grundsätzen unseres Geschäftes getreu, zum Ladenpreise etwa mit einem ortsüblichen Rabatt verkaufen und so den bedeutenden Nutzen für sich behalten. Diese Illusion aber wurde dem deutschen Buchhan del durch das Eirculair des Hrn. T. O. Weigel 6o rialo 24. Novem ber 47, abgedruckt in No. 109 des Börsenblattes, und die dasselbe be gleitenden Statuten der zu bildenden Gesellschaft, abgedruckt in dem fliegenden Blatt „der neue Sonderbund" benommen. In diesen Statuten heißt es §. 8, daß die Mitglieder des Vereines beim Verkaufe der gemeinsam acquirirten Werke durchaus nicht an die Ladenpreise gebunden seien; doch erscheine es wünschenswerlh, daß kein Mitglied unter einem Aufschläge von mindestens 25LH verkaufe. Ein Werk also, welches im Ladenpreise 30 -/s kostet, vom Verein aber zu 9 erstanden wurde, darf hiernach zu 12 angekündigt und ver kauft werden. Nach §. 9 dieser Statuten ist es wünschenswert!), daß sich der Verein eine möglichste Anonymität bewahre; und nach K. 1 i sollen die zu erwartenden Angriffe nicht zum Vereine gehöriger Mitglieder wo möglich von den fünfzig in geschlossener Phalanx zurückgewiesen werden. Wenn nicht schon §. 8. zur Genüge darlegte, daß die Zwecke des Vereins auf keine Weise mit den Grundsätzen des deutschen Buchhan dels zu vereinen, so würde die gefährliche Tendenz der vereinten Fünf zig klar genug aus den beiden andern §§. erhellen, denn wer nichts schlimmes will, braucht sich nicht ängstlich zu verstecken, noch viel we niger aber im Voraus Maaßregeln zur Vertheidigung zu treffen. — Schließlich ist aus den verschiedenen Mittheilungen der Herren Zanke k Weigel zu ersehen, daß nicht eine spezielle Art von Büchern erkauft werden soll, sondern daß man nur auf gediegene und leicht verkäufliche Artikel reflectirt, gleichgültig von welchen Verlegern, gleichgültig ans welchem Jahre solche herrühren; mit einem Worte, daß der Verein „alles Erschienene" in das Reich seiner Operationen ziehen, d. h. den ganzen deutschen Buchhandel ausbeuten will. Hiermit glaube ich die Tendenz des Vereines hinreichend offen gelegt zu haben, lassen Sie uns auch jetzt die Folgen ins Auge fassen. Tritt der Verein der fünfzig großen Sortimenter in der projektirten Ausdehnung ins Leben, so hat der deutsche Buchhandel statt der weni gen bedeutenden Antiquare, welche, über ganz Deutschland zerstreut, bis jetzt noch nicht im Stande waren, ihren Sortimentsoperationen eine große Bedeutung zu geben, deren fünfzig, von denen jeder einzelne, von den Stiftern des Vereines wohl auserlesen, den größten Antiquaren an die Seite gesetzt werden kann. — Den Operationen des Vereins ist keine Grenze gesteckt, jede Eoncurrenz kann vernichtet werden, und von den tausend Sortimentshandlungen, welche bisher redlich, wenn oft auch kärglich bestanden, werden binnen kürzerer oder längerer Zeit Hunderte ihren Verpflichtungen gegen die Verleger nicht mehr Nachkom men können, sich und ihre Fqmilien aber der Armuth und dem Elend Preis gegeben sehen. Die Originalität und Solidität des deutschen Buchhandels, um welche die gebildetsten Nationen der Erde uns beneiden, die Glei lcheit der Preise an der russischen Grenze, wie in der Schweiz, in Wien wie in Eöln, ist mit dem Zustandekommen deS Vereines begraben und an derrn Stelle tritt die Zerfahrenheit des ausländischen Buchhandels, in welchem nur einige wenige große Häuser, dagegen eine Masse armer creditloser Kleinhändler existiren. — Dieß im Falle des Gelingens das Loos des deutschen Sorli- mentshandels. — Dem Verlagshandel aber droht nicht weniger ein schweres Schick sal. Abgesehen von dem ungeheuren Verluste, welchen die rasch auf einander folgenden Zahlungseinstellungen einer großen Masse sonst braver und ehrenwcrthec Sortimenter demselben in Aussicht stellen, würde der Verein in Zukunft dem Verleger Gesetze vorschreiben. Start der tausende von rührigen Händen, welche bisher als einzelne Wenig, in Masse aber Bedeutendes absctztcn, würden in Zukunft 50 Grossisten dem Verleger die Wahl lassen, entweder zu den von ihnen diktirtcn Preisen loszuschlagen, oder Reisende mit enormen Kosten und Verlusten zu halten, oder aber — Makulatur zu drucken. Aber auch Wissenschaft und Bildung drohen die größten Nach theile. -— Die wohlgegliederte Kette des deutschen Sortimenkshandels trägt heute Literatur und Kunst in die entferntesten Winkel des deut schen Vaterlandes. Die große Anzahl der Verleger erleichtert auch dem unbekanntesten Autor die Veröffentlichung seines Manusccipts. Führt der Verein erst das Ruder, ist die leidige Eoncurrenz erst nur 0er Wurzel ausgerottet, dann geht das deutsche Publicum bei den fünfzig hohen Herren um ein bischen Literatur betteln, und die Herren Auto ren verlegen, wenn sie Geld haben, ihre Manuskripte auf eigene Rech nung, denn die Verleger können dann nur daS Ausgezeichnetste, nur Verassecurirtes, gebrauchen. Geist und Talent mag dann vermodern. Dieß sind dieFolgen des Vereines; hält man Alles zusammen, so muß man gestehen, daß nie, so lange der deutsche Buchhandel besteht, eine unsere bewährten Institutionen mehr gefährdende Idee ausgeson nen wurde, als dieß Projekt. Es wirft eine Brandfackel in unfern Kreis, die jetzt noch, aber nur durch Einigkeit und Energie zu ersticken. — Dieß Ziel zu erlangen scheint der entschiedenste Wunsch aller der jenigen zu sein, welche die vorhandene Gefahr erkennen, und der „neue So »der b u n d " hat offenbar keinen andern Zweck gehabt, als das gefährliche Projekt in seinem Entstehen zu ersticken, was auch nachdem offenen Gesiändniß des Herrn de Marie, der die mögli chen Folgen desselben keineswegs verkennt und abläugnet, vollkom men gelungen ist. Ich gratulire dem Buchhandel dazu und wünsche, daß er von allen ähnlichen Vorschlägen für alle Zeiten verschont bleiben möge, hoffend, daß auch die Herren T. O. Weigel und Zanke von der Unzulässigkeit der Idee sich überzeugen werden. — Mainz, am Sylvesterabend 1847. V i cto r v. Za be cn.
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