für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgcgcbeii von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 1. Dienstags, den 23. Januar. 1844. Uebcr Journale.*) Die sonstigen Journale hatten fast alle eine energische polemische Richtung gegen alles Schlechte, Niedrige und Gemeine, das deswegen auch gar nicht aufkommen konnte; die schlechten, kompilatorischen Journale wurden niederge halten, und wagten es auch nicht, sich in ihrer Nichtigkeit oder Mittelmäßigkeit auf irgend eine Weise bemerkbar ma chen zu wollen. Es hätte auch keines dieser Journale sich erdreistet, mit frecher Stirne, über die Wahrheit und Schick lichkeit hinaus, sich selbst zu loben und anzupreisen, um das Publikum wie eine dumme Masse zu behandeln, die man mit solchen lügnerischen Prahlereien täuschen und für sich gewinnen kann. Ein großer Vorzug der früheren Jour nale bestand auch darin, daß sie mehr Rücksicht auf inlän dische Angelegenheiten nahmen, letztere mit Freimüthigkeit besprachen, und überhaupt auf eine solche Art, daß bei Lo beserhebungen und Anpreisungen des Guten, Nützlichen und Verdienstlichen nicht überall offenbar die Absichtlichkeit oder die Wohldienerei durchschimmccte, was den vaterländi schen Interessen gewiß auch wenig genützt haben würde. Man ging von dem allgemeinen Grundsätze aus: „Vater landsliebe durch Vaterlandskunde" zu befördern, und in diesem Sinne hat die frühere Journalistik auch viel Preis würdiges und Verdienstliches geleistet. Ein solches rühmli ches Verfahren und Streben mußte Achtung für die Tages blätter einflößen, auch standen an der Spitze derselben nur wissenschaftlich gebildete Männer, die ihren Beruf mit Eh renhaftigkeit erfüllten, und durch ihre eigenen Arbeiten sich unläugbarc Verdienste in den verschiedenen Fächern des Wissens erworben haben. Die Kritik wurde, wo es nöthig war, auch mit Strenge gehandhabt, und in den belletristi schen Blättern wurde nicht dem Comödiantenwesen und dem *) Lus der in Wien erscheinenden Zeitschrift: „Sonntags blätter." Redig. von 0r. Ludw. Aug. Frankl. llr Jahrgang. Virtuosenthum auf Unkosten anderer besserer und verdienst licherer Kunstbestrebungen, durch marktschreierische Auspo- saunung, oder fade und geistlose Lobhudeleien, irgend ein Vorschub geleistet. Ueberhaupt war das viele Geschreibe und Geschwätz über Theater-Angelegenheiten damals gar nicht üblich, und nur die echte Kunst konnte Ansprüche auf Würdigung und Anerkennung machen, die ihr auch endlich gezollt wurde. Die Zeiten haben sich in Bezug auf die Journalistik sehr verändert und verschlimmert. Es giebt freilich noch treffliche, preiswürdige, lesenswerthe Journale, aber man sucht diese auf vielerlei Wege und durch andere nutzlose Zeitblätter zu verdrängen, welche Letztere nicht durch geistige Mittel, sondern durch Nutzlosigkeiten und Salba dereien die Aufmerksamkeit der müßigen Menge auf sich zie hen. Seitdem diese Blätter auch angefangen haben, das Gasthauslebcn und das mit demselben in Verbindung ste hende geist- und gcmüthlose Unterhaltungstreiben in den Kreis literarischer Besprechung zu ziehen, hat der literarische Skandal im Umkreise der Journalistik seinen Höhepunkt erreicht, und die bessern Journale haben diesen Zustand der Dinge verschuldet durch den Mangel an allem Widerstand, so daß das Unkraut fortwuchcrn, emporkommen und sich dem Publikum aufdringen konnte, das zum Theil auch allen Geschmack und allen Antheil an bessern Bestrebungen ent weder verloren hat, oder gleichgültig gegen dieselben gewor den ist. Daß dieser Zustand der Dinge kein erfreulicher ist, wird Niemand in Abrede stellen. Aber bei der immer mehr fortschreitenden Bildung und dem Drange nach Licht und Wissen wird auch hier wohl eine Reaction eintreten, zum Vortheil der Eivilisation, der bessern Gesinnung und der geistigen Bestrebung. Unter den buchhändlcrischcn Hülfsmitteln nehmen die von Enslin begonnenen, später v. Löflund und dann von Wilh. Engelmann fortgesetzten und ver- 13