Deutschen Buchhandel unb für die mit ihm verwandten Ge sch ät't sz w ei g e. Herausgegebcn von den DepuLirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. M 83. Freitags, den 18. September 1840. Uclwr das Vcrhältnifi des Verfahrens zur Herstellung galvanischer Kupferstiche zum Steindruck, Kupfcr- drnck und Typendruck nnd seine Anwendung. Bis jetzt hat es dreierlei Druckarten zur Vervielfältigung von Schriften und Bildern gegeben, nämlich den Typendruck, den Kupferdruck und den Steindruck. Unter diesen Druck arten kann man den Typendruck als einen Hochdruck, den Kupferdruck als einen Tiefdruck und den Steindruck als einen Ebendruck bezeichnen. Bei dem Typendruck bleibt die Schwärze mechanisch an Erhöhungen hangen, beim Kupferdruck bleibt sie in Vertiefungen sitzen. In beiden Fällen muffen nothwen- dig beim Abdrucke Abbildungen der Erhöhungen und Vertie fungen, d. h. der Schriften oder Bilder erfolgen. Auf einem ganz andern Grundsätze beruht der Steindruck. Der dazu verwendete Kalkstein besitzt vie Eigenschaft, Fette und Ocle cin- zusaugenund festzuhalten. Daher läßt sich eine Oelschrift vom Papier aus einen solchen Stein leicht übertragen, indem sich dieselbe vermöge der erwähnten Eigenschaft aufdem Steine befestigt. Nun haftet, nach einem bekannten physikalischen Gesetze, das Aehnliche nur an dem Aehnlichen und fließt damit zusammen, wogegen das Unähnliche sich gegenseitig abstößt und auseinandcrflicßt. Hierbei muß jedoch vorausgesetzt werden, daß die beiden Stoffe nicht chemisch verwandt sind, denn auch in diesem Falle sind sie sich höchst unähnlich, verbin den sich aber doch mit einander. Del hastet an geölten Gegenständen, als das Aehnliche am Aehnlichcn, ebenso Was ser an gewässerten. Dagegen hastet Wasser nicht an geölten, und eben so wenig Ocl an gewässerten Gegenständen, das Unähnliche nicht aneinander. Wasser und Ocl stehen aber nicht in chemischer Verwandtschaft zu einander. Wird daher der mit der Oelschrift versehene Kalkstein mit Wasser befeuch tet, so nehmen nur die Stellen Wasser an, auf denen sich die Oelschrift nicht befindet. Wird nun der Stein mit einer Walze, an der sich Oelfarbe befindet, überfahren, so nehmen nur die 7r Jahrgang. geölten Stellen des Steines die Oelfarbe an, so daß der Stein einen vollkommen starken Abdruck der Schrift gibt. Aus den gegebenen Erläuterungen erhellt, das es im Grund keine vierte Druckart mehr geben kann, da außer dem Hoch-, dem Tief- und dem Ebendrucke eine vierte Art nicht mehr denkbar ist, es muß daher jedes neue Verfahren zur Vervielfäl tigung von Schriften und Bildern zu einer von den drei ange führten Rubriken gehören. Das von Jacobi angegebene Ver fahren hat aber das Eigenthümliche, daß cs sich sowohl auf den Hochdruck, wie auf den Tiefdruck anwenden läßt. Es würde nicht dem Zwecke dieses Blattes gemäß sein, hier eine genaue Beschreibung dieses Verfahrens zu geben, zumal da auch die vollkommenste Beschreibung nicht hinreicht, den Ungeübten in Stand zu setzen, sogleich ganz gute Platten zu liefern. Viel mehr ist es immer zweckmäßiger, das Verfahren praktisch zu erlernen und so zugleichmit den von Andern in dieser Hinsicht gemachten Erfahrungen bekannt zu werden, als durch eigne vielfache und mühsame Versuche diese Erfahrungen selbst zu machen, oder auch wohl nur sehr unvollständig zu machen. Die Anwendung dieses Verfahrens auf den Tiefdruck er streckt sich blos darauf, daß man entweder bereits gravirte Platten dadurch vervielfältigen, oder selbst Platten dadurch Herstellen und dieselben dann nach Belieben vervielfältigen kann. Das Vervielfältigen der Platten könnte in dem Falle von Nutzen sein, wenn die durch die große Menge von Abdrücken abgenutzte Originalplatte zum ferneren Abdrucke nicht mehr tauglich wäre, oder minder gute Abdrücke gebe. Welche Wich tigkeit aber auch der Tiefdruck in Absicht auf die Kunst hat, und in dieser Beziehung weder vom Hochdruck noch vom Ebcn- druckübertroffen werden kann, so ist doch seine Beziehung zum praktischen Leben seit Erfindung des Steindrucks von weit geringerer Wichtigkeit geworden und er hat in dieser Hinsicht dem letzteren weichen müßen. Weswegen auch die Anwen dung des Zacobi'schen Verfahrens auf den Tiefdruck nicht so * 153