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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1840
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1840-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1840
- Sprache
- Deutsch
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2671 101 2672 folge zu sein pflegt, nicht blos für den Einzelnen, sondern für dos Ganze verderblich, zuletzt auch für dos Publikum und für den Sloot, welchem es nicht gleichgültig sein kann , wenn ein so wichtiges Gewerbe zum Trödel hecobsinkt, und sich kein rechtlicher, gebildeter und ehrlicbender Monn mehr damit be fassen mag. Auf diese Gefahr ist schon so vielfach und so nachdrücklich, auch in diesen Blättern, hingewiesen worden, daß ich sie nicht weiter zu erörtern brauche; dieser Gefahr führt uns die Gewerbfreiheit entgegen und das Evncessionswcsen schützt uns nicht davor. Daß ihr der Buchhandel noch nicht erlegen ist, kommt wohl lediglich daher, daß er bisher in einer Progression fortgeschritten ist und sich ausgedehnt hat, welche nicht allzuweit hinter der Vermehrung der Buchhandlungen zurückgeblieben ist. Doch ist schon jetzt ein Mißvcrhälmiß vor handen , mit jedem Jahre droht dasselbe größer zu werden und so ist es gewiß die höchste Zeit, hauptsächlich daran zu den ken, wie das Eindringen unreifer, untüchtiger und überhaupt unwürdiger Mitglieder abzuwchren sein möchte. Das beliebte Naturrecht giebt uns nichts an die Hand, das Evncessionswcsen vermag uns nicht zu schützen; wenden wir uns also zu dem, was andre deutsche Gewecbsgenoffen seit vielen Jahrhunderten gethan haben, sobald ihr Gewerbe einen gewisse» Umfang erreicht hatte. Sie bildeten Innungen. Daß unsre Vorfahren im Buchhandel dies nicht schon längst gethan, hat unstreitig seinen Grund theils im mangelnden Bc- dürfniß, noch mehr in der, in der Regel geringen Zahl von Buchhändlern in einer Stadt. Auch paßt unser Geschäft überhaupt nicht in die strenger» Formen einer Innung. Doch ist der Associationsgeist unter uns erwacht und cs sind außer dem Börscnvcrcine, welcher den ganzen deutschen Buchhandel umfaßt, in mehrern Städten Localvereine neu belebt worden oder entstanden, besonders aber der Wcinhcimer Verein, der sich über einen bedeutenden Landstrich erstreckt. Alle diese Vereine haben den Zweck, den Buchhandel bei Ehren zu erhalten, nur fehlt cs ihnen an wirksamen Mitteln dazu, weil sie es immer nur mit bereits etablirten Buchhandlungen zu thun haben- Wahrhaft erfolgreich werden sie aber nur dann wirken können, wenn es ihnen gelingt, unbesonnene und voreilige Etablisse ments zu verhindern oder wenigstens seltner zu machen. Die Innungen haben die Bcfugniß, das Mcisterrecht zu crtheilen, d. h. zu untersuchen, ob Jemand sein Gewerbe tüch tig erlernt habe und die vorgelegten Beweise seiner Geschicklich keit zu prüfen. Wenn die Gcwerbsgcnossen selbst ihn für tüch tig erklärt haben, dann erst wird ihm die sclbst ständige , Ausübung seines Gewerbes gestattet, und das scheint mir eben so Vernunft- als zweckmäßig, sobald nur durch obrigkeit liche Aufsicht Willkür und Ehicane entfernt wird. Denn Niemand ist mehr befähigt zu einer solchen Untersuchung als die Gewerbsgenossen selbst, am wenigsten die vielbeschäftigten und an schriftlichen Geschäftsgang gewöhnten Staatsbehörden. Sollte es nicht möglich sein, auch bei uns Buchhändlern etwas Aehnliches cinzuführcn und für die von uns zu stiftenden ^ Kreisvereinc, die jedoch nicht kleiner sein dürften als etwa der Thüringsche Zollverein, eine gleiche Befugniß zu erwerben? Daß die Regierungen uns gleich von vorn herein mit der Ertheilung des Rechts zur Prüfung unserer neuen Eollegen i entgegen kommen werden, können wir weder erwarten noch » verlangen. Indessen fcüge sich, ob wir nicht auch ohne dies >! schon viel erlangen können, zumal wir durch gegenseitige pcr- sönlichcBekanntschast und durch unsre buchhändlecischen Blät ter vor den meisten andern Gewerben bedeutend im Vortheil sind. Versuchen wir es nur erst, mehr solcher Kreisvereine ! ;u bilden, aus der Mitte derselben Prüfungs-Ausschüsse zu ' ernennen, Instructionen für diese zu entwerfen und so denen, die unsre Eollegen werden wollen, eine Gelegenheit zu bieten, sich vor einem größer»Kreise und durch diesen vor dem ganzen Buchhandel als tüchtig auszuweisen. Bei der immer wachsenden Schwierigkeit für neue Eta blissements, mit allen älter» Handlungen Rechnung zu be kommen, würden junge Männer von Kopf und Kenntnissen diese Gelegenheit, sich wegen ihrer Befähigung auszuweisen, mit Freuden ergreifen, andre würden ehrenhalber Nachfolgen und so nach und nach, vielleicht ziemlich schnell, die Prüfung zur Regel werden, der sich Niemand füglich entziehen könnte. Würde Jemand als unreif zurückgcwicscn, so hätte er wenigstens den Vortheil, daß ihm die Fächer, worin er noch zurück ist, nachgewiesen würden, und zum Bewußtsein seiner Mängel gebracht, könnte er das Versäumte nachholen, ohne dabei sein Vermögen oder seinen Eredit aufs Spiel zu setzen. Ueberhaupl würden durch die Aussicht auf eine solche Prüfung Eltern und Vormünder genöthigt werden, die Lehrherren für ihre Kinder oder Mündel mit Sorgfalt zu wählen, Lehrlinge und Gehülfen aber zu Fleiß und Aufmerksamkeit angespornt werden. Nicht minder würden die Principale sich bemühen, ihren Lehrlingen und Gehülfen eine gründliche und umfassende Kenntniß des Geschäfts beizubringen, und wenigstens genö- lhigt sein, bei Ausstellung von Zeugnissen streng bei der Wahr heit zu bleiben, damit sic nicht durch das Ergebniß der Prü fung Lügen gestraft werden. Auf allen Seiten würde das Ehrgefühl angeregt, vorzüglich bei der Jugend, wo es auch die meisten Früchte tragen kann, und das Band der Collegia- lität fester geschlungen. Zunächst würde freilich auf diese Weise wohl nur auf die aus dem Buchhandel selbst hervorgehenden neuen Mitglieder gewirkt werden können; denn cs fragt sich, inwieweit die aus andern Ständen Hinzutretenden sich solchen Prüfungen unter werfen wollen und wie sie bei ihnen zu modisiciren wären. In dessen ist dies auch so erheblich nicht; denn wenn früher der Mangel an Buchhandlungen an manchem Orte Beamte, Kaufleute, Buchbinder u. s. w. mitunter veranlaßte, den Buchhandel zuerst nebenher, später als Hauptgeschäft zu be treiben , so hört dies von selbst mehr und mehr auf, sscmehr die gekernten Buchhändler sich auch in den kleinern Orten ctabliren. Die Gefahr der Ueberfüllung ist am dringendsten von Seiten der großen Zahl von Buchhändlergehülfen, die selbstständig zu werden suchen, und wenn wir uns nur der unreifen oder über haupt untüchtigen unter diesen erwehren, so haben wir schon viel erlangt. Ich weiß, daß es noch Mancherlei in Bezug auf mei nen Vorschlag zu bedenken und zu berücksichtigen giebt, aber ich stehe an, mehr Einzelnheiten zur Sprache zu bringen, bis ich weiß, ob das Gesagte im Allgemeinen Anklang findet und in wiefern die Einwürfe und Ausführungen Andrer die Sache modisiciren. Jena, den 13. September 1840. 8r. I- Srommann.
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