für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegebe» von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^'60. Dienstags, den 30. Juni 1840. Die Jubelfeier der Buchdruckerkunst in Leipzig. Die Tage, an welchen Leipzig das Jubelfest der Buch- druckcrkunst begangen, sind so vorübergezogen, als cs zu erwar ten stand. Alle jene Hoffnungen, welche man von der Feier gehegt, sind erfüllt worden, und der Himmel hat die Bitte, womit der „Erste Bericht" des Comite schließt, erhört. Ja eine höhere Macht hat die getroffenen Anordnungen ge schützt, und wenn auch das Firmament während der 3 Tage fast ununterbrochen mit dunklen Regenwolken umdüstcrt war, so hatte dennoch die ganze Feier einen so würdevollen, so imposan ten Charakter, daß der mächtige Eindruck, den sie aufalleTheil- nehmende gemacht, wohl niemals in den Herzen derselben ver wischt werden wird. Bevor wir uns nun anschicken, eine ein fache Darstellung der festlichen Tage zu geben, müssen wir, ei nem inner» Drange folgend, noch erwähnen, daß kein Mißton die allgemeine Begeisterung und Freude gestört, daß die ganze Bevölkerung Leipzigs auf eine Art und Weise sich bei der Feier bctheiligt, die eben so boch erfreulich ist, als sie zu ernsten Be trachtungen und Reflexionen auffordcrt. Wo so ein Durch- dcungensein von der Bedeutung der Sache, ein solches Gefühl für Anstand und Sitte sich durch alle Elassen der Bevölkerung kund gibt, da muß wohl das Volk auf einer Stufe geistiger Bildung stehen, auf welcher cs einer ängstlichen Ueberwachung nicht Mehrbedarf. Daß dieses unsre aufgeklärte Regierung und unserhochverchrterMagistrat erkannt, darob zollen wir ihnen auch unfern freudigen Dank. Schon am Vorabende des Festes, am 23. Juni, erhielt un sere Stadt ein festliches Ansehen. Viele Hausbesitzer schmück ten das Aeußcre ihrer Wohnungen mit Blumen und Kränzen; Fahnen wehten, Triumphbogen waren erbaut, und die Straßen durchwogte eine Menge Einheimischer und Fremder, die aus Nah und Fern gekommen waren, unser Fest zu verherrlichen. Unter diesen Fremden begrüßten wir mehrere entfernter wohnende College», als die Herren Hartleben und Hcckenast aus Pesth, Wallbaum aus Bukarescht, Severin aus Moskau, Reitzcl aus Copenhagen, Aderholz, Hirt und Rudhart aus Breslau, Mciß- I 7r Jahrgang ner aus Hamburg. Um 4 Uhr Nachmittags verfügten sich die Comitc-Mitgliedcr auf dicHandels-Börse, um die Fremden und Deputationen zu begrüßen. Um 5 Uhr erfolgte die Uebergabe des prachtvoll gebundenen Album, welches die hiesige Buchbinder- Innung der Buchdrucker-Innung zu verehren beschlossen hatte. Am 24ten früh Morgens erweckte eine Revcille die Bewoh ner der Stadt und Vorstädte *). Um 7 Uhr versam melten sich die nach der Schließung des Landtags am Tage zuvor hier eingetroffenen Mitglieder der Kammern, die königlichen und städtischen Behörden, die Stadtver ordneten, die Consuln, das Offiziercorps, die Geistlichkeit, die Rectoren und Lehrer der Schulen und Gymnasien, der Ausschuß und die Commandanten der Communalgardc nebst ihren Adjutanten, die Handlungsdeputirten und Kra- mcrmeister, sowie eine Deputation der Schützengesell schaft auf dem Rathhausc; die Professoren und akademischen Doccnten der leipziger und auswärtiger Universitäten, das Universitätsgcricht und eine Deputation der Studircnden in der Paulinerkirchc; die Obermeister und Beisitzer sämmtli- chcr Innungen im Saale der Schnciderinnung, die Messge ber — Buchdrucker, Schriftgießer und Buchhändler — in der Handelsbörse. Von Deputirtcn des Fcstcomile geleitet, begaben sich Alle um halb 8 Uhr in die Thomaskirche, wo der Gottesdienst mit einer Cantate begann, die Hr. Richter, Director des zittauer Sängervereins, zu diesem Zwecke com- ponirt hatte und das Thomanerchor unter Orchestcrbegleitung ausführte. Gesungen wurden zwei Festlieder vom Hos- prediger Sachse in Altcnburg, und der Superintendent v,. Großmann hielt nach Anleitung des Textes Joh. 1, 6 — 8: „Es ward ein Mann von Gott gesandt, der hieß Johannes. Derselbe kam und zeugte von dem Licht", die Fcstprcdigt, worin „die Verklärung der menschlichen Kunst im Lichte des Glaubens an die gött liche Erziehung des Menschengeschlechts" nachgewiescn wurde. In der Einleitung sprach der Redner: „Das Fest der Meister *) Wir entlehnen von jetzt an unsre Beschreibung zum Theilc der Leipziger Allgem. Zeitung. 150