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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1840
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1840
- Sprache
- Deutsch
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1513 63 1514 schlichen, politischen Geistes, eine Vertretung echt deutscher Bildung hcrvorzurufen, die lichtscheue Seite eines verderblichen Scrvilismus über entschieden zu verneinen: ich meine die Leip ziger Allgemeine Zeitung, ein Institut, welches erst dann seine volle Bedeutung gewinnen wird, wenn die Zukunft alle die Segnungen einer freien Verfassung, wie wir Sachsen sic ge nießen , dem gesammten deutschen Volke zuführt. Auf diese Zukunft der Presse, auf diesen Erwerb des deutschen Geistes, wird unser Fest, meine Herren, die Blicke des Vaterlandes richten, zu solchen Hoffnungen jeden freien Bürger seiner gro ßen Gemeinschaft anfeucrn, wenn ihm Gott die Begeisterung für die Wahrheit und den Muth, sich ihr zu widmen, in das Herz goß; wer aber wäre hier, um dieses Fest zu feiern, und nicht in diesem Sinne bewegt und in diesem Geist entschlossen? Und somit, verehrte Herren, sei der zweite Tag unsers Festes, welcher zunächst der Besprechung unserer geistigen Interessen gewidmet ist, eröffnet, und zu weiterer Unterhaltung sreund- lichst cingeladcn." Hierauf betrat der Buchhändler Hr. Frommann aus Jena, Vorsteher des deutschen Börscnvercins, die Rednerbühne und hielt folgenden Vortrag: „Meine Herren! Der Redner, welcher soeben mit so viel Feuer und Begeisterung zu Ihnen gesprochen, hat mir die Mühe erspart, Ihnen den gegenwärtigen gedeihlichen Zustand des deutschen Buchhandels zu schildern; es bleibt mir nur noch eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen gegen die hohe Staats regierung und die vaterländisch gesinnten Stände dieses Landes, die alle Unternehmungen unsers Gcmeingcistcs mit Weisheit, Wohlwollen und Freigebigkeit unterstützt haben, nicht weniger gegen die Stadl und Universität Leipzig, die uns stets mit Be reitwilligkeit entgegen gekommen sind. Es ist zum Theil das Verdienst dieser unserer Beschützer und Förderer, daß wir in Sachsen gesetzlich anerkannt worden sind, daß wir in Leipzig Grundbesitz erworben haben — beides wichtige Bürgschaften der Befestigung und Dauer unsers Vereins. Das ist die Errungenschaft des deutschen Buchhandels und seines Börscn- vereins, wie sie sich dem in die Vergangenheit gerichteten Blicke darbictet. Ist sie geeignet, unsere Brust mit freudigem Stolz und ebenso freudiger Dankbarkeit gegen Gott, gegen unsere Väter und gegen unsere Beschützer zu erfüllen, so fühlen wir uns doch zugleich gedrungen, unsere Augen auch der verhüllten Zukunft zuzuwcndcn und uns dicFrage zu stellen: dürfen wir hoffen, daß die gegenwärtige Blüthe unsers Geschäfts von Dauer sein, daß sic sich noch reicher entfalten werde, oder müssen wir fürchten, daß die Zeit des Wachsthums schon vorüber und von setzt an allmäligcs Sinken oder plötzliches Zusammenbrechen zu erwarten sei? Dies, meine Herren, wird hauptsächlich davon abhängen, ob unser Gesammtvatcrland auf der Bahn geistiger und sittlicher Entwickelung fortschreitcn wird — in Selbststän digkeit, Einigkeit, Freiheit und Gesetzmäßigkeit, in alle Länder und Stände immer mehr durchdringender geistiger Lebendig keit und Gesundheit. Die Wohlfahrt des deutschen Buch handels hängt mehr als die irgend eines andern Gewerbes an den höchsten Interessen des deutschen Volkes. Das haben deutsche Buchhändler von je her gefühlt und diesen Interessen Opfer zu bringen nicht gescheut, während der Fremdherrschaft für Erhaltung deutscher Volksthümlichkcit in ihrem Wir kungskreise muthig gekämpft und standhaft geduldet, unge- schrcckt durch das blutige Urthcil, das der fremde Unterdrücker an einem aus ihrer Mitte schonungslos vollziehen ließ. Sollte aber das deutsche Volksleben in seinen edelsten Thätigkeiten im Sinken sein? Ich glaube: nein! Noch sind bei uns manche gute Keime unentwickelt, manche edle Kräfte ungewcckt, die — wenn sie nicht in falscher Richtung ausgebildet oder durch zermalmende Schläge des Schicksals zerstört werden — un seren Vaterland eine gedeihliche Zukunft versprechen und mit ihm dem Buchhandel; cs sei denn, er falle durch sich selbst, durch die Schuld seiner eigenen Mitglieder. Dies zu verhüten ist unsere Pflicht, an die uns kein Zeitpunkt ernster und gebie terischer mahnen kann als der gegenwärtige. Aber es genügt nicht, uns im Allgemeinen dieser Pflicht zu erinnern, wir müs sen uns auch bewußt werden, wie wir ihr Nachkommen können und sollen. Da tritt uns eine alte Wahrheit als Leitstern entgegen, nämlich die, daß alle Güter durch dieselben Mittel erhallen werden müssen, durch welche sie gewonnen worden sind. Der deutsche Buchhandel nun ist erwachsen aus dem stillen, anspruchlosen Wirken unserer Vorfahren und unserer Veteranen, seine ganze Einrichtung ist gebaut auf großes gegen seitiges Vertrauen und cvllegialischcs Entgegenkommen, auf wechselseitige Schonung der scheinbar entgegengesetzten, im Grund aber doch gleichen Interessen; der Mechanismus hat sich in neuerer Zeit vervollkommnet, äußere Formen haben sich unge bildet, aber dies würde uns wenig frommen, wenn wir den alten, ehrlichen, brüderlichen Geist nicht bewahrten. — Der alte Buchhandel, cs ist wahr, folgte mehr dem Bedürfniß, als daß er ihm vorangecilt wäre, es geweckt hätte, aber er diente auch fast nur guten Zwecken: bei seinem Entstehen beinahe aus schließlich der Religion, dann dem Unterrichte der Jugend, der Erörterung des Rechts, wozu sich jedenfalls die Presse besser eignet als das Schwert, der Wissenschaft, sowobl nach der Seite der Forschung als nach der der Lehre hin, am spätesten beinahe den freien Schöpfungen des Genius. Wenn nun in neuerer Zeit die Literatur mehr und mehr in alle Kreise des Lebens eingedrungen ist, mit ihr die Thätigkeit und Ausbrei tung des Buchhandels große Fortschritte gemacht hat und zu gleich der Spcculationsgeist unter uns reger und mächtiger ge worden ist als je zuvor, so müssen wir dies zwar als eine na türliche und an sich wohlthätige Entwickelung anerkennen, dür fen uns aber zugleich nicht verhehlen, daß ein schrankenloses Walten des Speculationsgeistes in unseren Geschäftskreise verderblich wirken muß. Jede andere kaufmännische Speku lation kennt kein anderes Ziel als den Gewinn, keine andere Schranke als den Verlust; Alles sucht sie in ihren Kreis zu ziehen. Alles sich zu unterwerfen. Das darf die buchhändleri sche Speculation n i ch t- Ihr sind feste Grenzen gesteckt durch die Bestimmung des Buchhandels, wie ich diese soeben in der Geschichte desselben nachzuwciscn versucht habe. Diese Be stimmung ist nicht die Herrschaft, sondern der Dienst. Dienen soll er der Religion, dem Rechte, der Freiheit und der Wahrheit, dienen der Wissenschaft und ihrer Anwendung auf das Leben, dienen dem schöpferischen Genius — kurz dienen jeder fruchtbringenden, erhaltenden und fördernden Thätigkeit des menschlichen Geistes. Wollten wir diesen Dienst verlassen und bei unsern Unternehmungen blos den Gewinn im Auge haben, so würden wir auf die Leichtgläubigkeit, die Schwächen, die Leidenschaften, wo nicht gar die Laster der Menschen specu-
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