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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1840
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1840
- Sprache
- Deutsch
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18400710
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1511 63 1512 / die die öffentliche Begehung des ganzen Festes hätten gefährden können. Die Vorträge, welche an jenem Morgen gehalten wurden, sind besonders für den deutschen Buchhandel von ho her Wichtigkeit, und wir dürfen uns namentlich darüber freu en, daß unserm neuen Börsen-Verein-Vorsteher Gelegenheit geboten war, sich in einer solchen Versammlung deutscher Männer auf eine so würdige, so ehrenwerthe Weise über den deutschen Buchhandel und sein Verhältnis; zur Wissenschaft und zum Leben auszusprcchcn. Zuerst betrat das Eomite'-Mitglied Hr. Otto Wigand die Tribüne und eröffnctc die Besprechung mit folgendem Vortragei „Dreimal Willkommen allen den Männern, die Leipzig bei der Feier dieses bedeutungsvollen Festes mit ihrer Gegen wart erfreuten! Und Heil und Segen allen Denen auf dem ganzen Erdenrundc, die nicht Nachlassen, fort und fort in dem großen Sinne dieses Festes zu wirken und zu ringen für die sittliche und geistige Erhebung der gesummten Mensch heit! — Es ist eine rührende und schöne Sitte, den Ge burtstag eines edcln und tüchtigen Mannes im Kreise seiner Familie zu feiern und den Werth seines Stccbens und Voll- bringcns in dankbarer Anerkennung sich zu vergegenwärtigen- Ueber diesen Kreis der Familie hinausgcschriktcn, und dennoch mit all der Innigkeit und brüderlichen Gesinnung, die das Band und der Schmuck der Familie ist, feiert heute die ganze Welt den Geburtstag der in ihren Folgen so unermeß lichen Gutcnbccgs-Ersindung, jener wunderbaren Kunst, die das Wort fcstnimmt, wie cs der Seele warm und frisch ent strömt, cs wiederholt in tausendfacher Vervielfältigung und mit Blitzesschnelle fortträgt von der Pleiße bis zur Newa, von der Seine bis zur Spree, von der Themse bis zum Hudson. Gedruckt ist der Gedanke unvergänglich, und was von den ersten beweglichen Buchstaben an der Men- schengeist für sich erobert, bleibt sein ewiges und unveräußer liches Bcsitzthum. Denn nicht das Erz der Kanonen, nicht die beflügelnde Gewalt des Schießpulvers allein hat die mit telalterlichen Burgen gebrochen, welche die Wiege unserer Kunst umstanden, auch das Erz der Lettern war cs, und die metallene Letter mehr als die metallene Kugel, die die Menschheit aus ihren Fesseln erlöst, und aus den trüben Dämmerungen des Mittelalters die Sonne der Bildung, des Rechts und der Freiheit hat aufgehen lasten. Dieser kleine ärmliche bleierne Buchstabe, cmporgewachsin zum un sichtbaren, unbczwinglichen Riesen, reichte Luthern die Waffe, mit der er die Lüge zerschlug und das Reich der unsichtba ren Kirche, das ist: das Reich der Wahrheit und der Wissen schaft , für alle Zeiten als einer neuen Geschichte Grund auf richtete. Und Deutschland, hochverehrte Herren! —> mit Stolz sprechen wir es aus und wiederholen cs — Deutsch land ist die Wiege dieser großen That, und wenn das Aus land diesen schönen Ruhm uns zu entreißen suchte, so war die Sorglosigkeit, welche lange Zeit cs versäumte, Zeugnisse und Dokumente zu einer Geschichte der Buchdruckcrkunst zu sam meln und ans Licht zu fördern, die einzige Schuld der Deutschen. In der neuesten Zeit ist indessen auch dieses geschehen, und so vollständig, daß die Nachweise anzuführen überflüssig wäre. Nur Eine Thatsache sei mir erlaubt, Ihnen ins Gedächtniß zu rufen: Gutenbecg kam auf den Gedanken, statt die Buchstaben aus Holz zu schneiden, einen hölzernen Buchstaben mit Blei zu übergießen. Und mit die sem Einen kühnen Griffe war die bewegliche Type erfunden. Mit dieser nun bedruckte er das erste Werk, das als Frucht der Gutenberg'schen Presse noch Niemand, auch der gehässigste Neid nicht, den Muth gehabt zu bezweifeln. Es war dies die sogenannte 42zeilige Bibel, die 1455 fertig wurde. Indem nun diese Erfindung in den Städten unscrs deutschen Vaterlandes Wurzel faßte, hat sie im Laufe der Jahrhunderte ihren Hauptsitz in Leipzig aufgeschlagen, und so ist Leipzig gegenwärtig eine Hanse des deutschen Buch handels, eine Trägerin der Literatur, ein Triebrad des geisti gen Umschwungs, eine Hauptstadt geworden des großen Rei ches, welches Gutenberg begründete. Buchdruckcreien freilich und Buchhandlungen giebt cs in allen Ländern Europas und auch jenseit der Meere, aber bei keinem Volk auf der ganzen Erde ist der Buchhandel so durchgebildet, organisirt und in fei nem Wesen so innig mit dem Leben und der geistigen Wirk samkeit verbunden, wie der deutsche Buchhandel mit dem deut schen Volk. Und wie dieser Boden, auf dem wir stehen, vor Jahren ein Mittelpunkt jenes gewaltsamen, europäischen Con- flictcs war, in welchem die Völker, beseelt von dem Geiste der Freiheit, ihren größten und entschlossensten Gegner niederwar fen, so hat auch neuerdings dieser Platz immer entschiedener und immer glücklicher die Fäden jenes großen, geistigen Ge webes, welches der Buchhandel über Deutschland ausbreitet, zusammcngefaßt. Ich gedenke jener Bemühungen thätigec Eollegcn, denen endlich gelungen ist, was seit dem ersten Ver suche von 1765 immer vergeblich angestrcbt wurde, sämmtlichc deutsche Buchhändler nämlich zu einem Vereine, der die Rechte des Einzelnen wie der ganzen Corporation wahrnehmc und ver trete, zu verbinden. Die deutsche Buchhändlerbörse, am 26. April 1836 cingeweiht, ist der gemeinsame Herd, der Stolz und das Werk aller deutschen Buchhändler; ihr Organ ist das Börsenblatt, ein Eigcnthum der Gcsammtcorporation. Diese mächtige Verzweigung des Buchhandels über fast alle Länder Europas hat nun in der Typographie das große Feld ihrer Werkstätten. Zuletzt in dieser geistigen und gewerblichen Aus bildung hat nun auch der Buchhandel aufgehört, nur der Die ner der Bibliotheken und der Großen dieser Erde zu sein; er ist mit seinen tausend und wieder tausend Schriften in das ge sellschaftliche Leben, mitten hinein in die Hütten und Herzen des Volkes geschritten; die Irrenden wurden belehrt, die Za genden crmuthigt, die Bücher der Wahrheit Allen ans Herz gelegt, die Botschaft des ewigen Friedens überall verbreitet, die höchsten Interessen der Menschheit, der Gang ihrer Ge schichte, ihre Kämpfe und Siege Allen zur täglichen und stünd lichen Kunde gebracht. Von diesem großen Erbe, das im Ver lauf ihrer vier Jahrhunderte die Buchdruckerkunst der gebilde ten Menschheit zugewendet, haben nun in Deutschland Kirche und Wissenschaft nahe bei ihre völlige Freiheit errungen; die wissenschaftliche Presse ist nicht frei gelassen, aber sie ist frei! Dagegen, meine Herren, steht eins uns noch bevor, die politische Freiheit der Presse, der ganze und volle Gebrauch dieser Oeffentlichkeit, durch welche zuerst der Staat zu seiner ganzen Selbstcrkennlniß und zum Besitze seiner vollen Kraft zu gelangen bestimmt ist. Und auch auf diesem Felde geht von unserer Stadt neuerdings der Versuch aus, so weit die Verhältnisse schon jetzt cs gestatten, ein Organ des freien, ge-
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