für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Hcrausgegebcn von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 15. Dienstags, den 19. Februar 1839. Der Buchhändler und seine Klagen. Und die Welt wird alt und wieder jung, Der Mensch seufzt ewig nach Besserung! (Schluß., Gehen wir nun über zu dem Zustande des jetzigen Buchhandels, so möchte es schon an und für sich schwer sein, in dem wilden Drängen und Treiben der Neuzeit nach schnellem Reichwerdcn ein klares und richtiges Bild auf- zustcllcn, auch steht uns Manches zu nahe, und eine ge wisse Befangenheit im Urthcile über eigene Zustande wird sich nicht wohl vermeiden lasten. Des besseren Vergleiches willen will ich dieselbe Rei henfolge beobachten, und erkläre nur vorhinein, daß der ehrenhaften Ausnahmen unter den College» noch viele vor handen sind, wenn gleich nach meiner Ueberzeugung die Mehrzahl zu einem ähnlichen Bilde gesessen hat, und diese Mehrzahl mit dem Laufe der Jahre, soll anders die betre tene Laufbahn erweitert werden, die überwiegende sein wird. Wenn der Nachdruck in neuerer Zeit nicht mehr als eine Haupt klag e im Buchhandel zu bestehen scheint, so scheint dies eben auch nur so, denn kein Unbefangener wird in den desfallsigcn neuesten Gesetzen des Königr. Wür- tembcrgs die selige Hoffnung noch finden, von der man so süß geträumt. — Zwar nicht gegen alle Erwartung, doch schlimmer als diese sah man eine Auslegung des Bundes- gcsetzes in jenem Staate, die gewiß Niemanden befriedigen kann, vielmehr nur den früheren Nachdrucks-Unfug in be stimmte geregelte Formen bringt. Ueberdies ist ä I'iusu eines großen Theils namentlich Norddeutscher Verleger der Nachdrucks-Verkehr jetzt nach einem bedeutenden Maßstabe in den Händen der Erbfeinde 6r Jahrgang. des Buchhandels — der Antiquare. — Die großen Quantitäten, welche durch deren Hände gehen, und auf förmlichen Congressen in einer kleinen Universitätsstadt Süddcutschlands vertheilt werden, um dann nach allen Richtungen zu gehen, würden den College» in Norddeutsch land unglaublich erscheinen. — Ehemals Romane, Schau spiele, Grammatiken w., jetzt Universitäts-Vorlesebüchcr der ausgezeichnetsten Gelehrten aus allen Fächern anpackend, ist der Nachdruck in seinen Wirkungen bei weitem bedeu tender als früherhin. — Schlechte Schuldner! — ominöser Name! ihre Zahl hat sich gegen sonst nicht vermindert, wohl aber vermehrt. Leichtsinnige und methodische Preller unter dem glcißendsten Außcnbilde sind unter den eigenen Handelsgcnosscn wie unter den Pcivatkunden zu einer gewaltigen Phalanx angeschwollcn, und Wenige sind unter uns, die diese traurige Erfahrung nicht jedes Jahr deutlicher erleben. Ueberdies sind sie heutzutage schwerer zu ertragen! denn die Geschäfte selbst sind schlecht geworden, und man darf ja nicht vergessen, daß der Buchhandel in den Augen saumseliger Zahler kein absolut noth wendiger Stand ist, sondern mehr zum Luxus gezählt wird. Die Anschaffung für das tägliche Be- dücfniß an Nahrung und Kleidung geht voran, dann fol gen die Ausgaben für Vergnügungen rc., — an den Buch händler und die Bezahlung seiner Rechnungen denkt man zuletzt > — Ist ja doch ohnehin ein großer Theil seiner For derungen nichts Bestelltes, sondern etwas zum großen Thcile den Leuten Aufged rungencs. Rabatt, unter den verschiedensten Formen, wird jetzt ge fordert von dem Käufer jedes Standes: dem Schüler, dem 27