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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
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- Band
- 1929-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1929
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^1206, 5. September 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn.Buchhandel. gemessen ist eine Durchschnittsziffer von 22 Pfennigen nun allerdings als in hohem Maße ungenügend zu bezeichnen. Mit Recht kann zwar darauf hingewiesen werden, daß heute an dem Durchschnitt von 22 Pfennigen eine viel größere Zahl von Gemeinden beteiligt ist als an den für die Jahrhundert wende ermittelten Werten, und daß schon damit natürlich eine Hebung des Niveaus gegeben ist. Dieses Aktivum wird aber zum Teil wieder dadurch kompensiert, daß durch die veränderten Kaufkraftverhältnisse die Steigerung der Zahlen seit der Vor kriegszeit in erheblichem Umfange nur eine nominelle ist. Unter diesen Umständen scheint nichts unangebrachter zu sein als ein Optimismus, der sich auf die in 30 Jahren zwar stetigen, aber sehr langsamen Fortschritte in der Finanzierung der volkstümlichen Büchereiarbeit begründet. Dies um so mehr, als man feststellen muß, daß die Aussichten — bei bestem Willen aller beteiligten Stellen — für die Zukunft sehr wenig günstig sind. Es kann hier nur darauf hingewiesen werden, daß im Rahmen der Haushalte der öffentlichen Verwaltungen infolge des rapiden Anwachsens der sozialen und politischen Lasten (innere und äußere Kriegslasten, Wohlfahrtswesen, Wohnungs bau usw.) für die Aufwendungen auf dem Gebiete des Bildungs wesens immer weniger Raum bleibt. So ist festzustellen, daß sich der Anteil des Bildungswesens am Gesamtzuschußbedarf der öffentlichen Haushalte in stetem Rückgänge befindet. Im Jahrbuch der Volksbüchereien 1927 machen 85 von den 544 Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern Fehl meldung! Sic besitzen also keine öffentliche, kommunale Bildungsbücherei! 33 Gemeinden beantworteten den Frage bogen überhaupt nicht. Unter den eben gekennzeichneten wirtschaftlichen Umständen stellen sich natürlich Neu grün düngen große Schwierigkeiten in den Weg. Dies gibt Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß unsere gesamte Betrachtung sich nur auf bereits eingerichtete Büchereien bezog. Die Summen aber, die für Neugründungen als zunächst einmalige Aufwendungen in Frage kommen, sind beträchtlich, vr. Max Wieser, der Leiter der Bücherei Spandau, ein ausgezeichneter Kenner der Verhältnisse, bezeichnet als Grundstock für eine kleine Bücherei 20 000 Mark, für eine mitt lere Bücherei 50 000 Mark und für eine größere Bücherei 100 000 Mark als Minimum. Man kann es unter all diesen Umständen verstehen, wenn noch 1926 der leider so früh verstorbene Robert von Erdberg, der Referent für Volksbildungswesen im preußischen Volks bildungsministerium, sich sehr pessimistisch äußerte: »Sieht man aber auf das Ganze, dann entrollt sich ein Bild hoffnungsloser Trostlosigkeit. . . . Von einer kommunalen Kulturpolitik ist noch nicht die Rede.« *) Auch von anderer Seite klingt der gleiche Ton, in diesem Falle in scharfer Kritik an den Leistungen der Länder. »Das Volksbüchereiwesen ist heute noch ebenso wie vor 30 Jahren eine charitative — oder modifiziert — eine kommu nal-wohlfahrtspflegliche und keine staatlich-kulturelle Angelegen heit.« **) Es ist schwer zu sagen, wie in der bildungswirtschaftlich zweifellos sehr schwierigen Lage der nächsten 30 Jahre sich die finanziellen Grundlagen der volkstümlichen Bücherei weiter ent wickeln werden. Eine gesetzliche Regelung der Mindestforde rungen für Einrichtung, Ausbau und Unterhaltung der Volks bücherei gibt es in Deutschland nicht, im Gegensatz zu einer Reihe anderer Länder, in denen diese Fragen aus die verschiedenste Art und mit verschiedenem Erfolge seit langem oder erst neuer dings gesetzlich geregelt sind. In Artikel 10, Ziffer 2 der Neichs- verfassung ist wohl vorgesehen, daß das Reich im Wege der Ge setzgebung »Grundsätze« für das wissenschaftliche Büchereiwesen aufstellen kann. Nicht aber ist das ausdrücklich auch für das volkstümliche Büchereiwesen gesagt, für das nur Artikel 148, Ziffer 4 herangezogen werden kann, in dem es ganz allgemein heißt, daß das »Volksbildungswesen« von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden soll. Schon Nörrenberg hatte, *) Freie Volksbildung. 1020. S. 54/55. **) Rosst n, H. Wie fördert der preußische Staat das Volks- bücherciwcsen? (Bücherei und Bilduugspflege. Vlll. 1928, Nr. 3.) offensichtlich von den angelsächsischen Vorbildern beeinflußt, die Büchereigesetzgebung gefordert. Auch heute erheben sich Stim men dafür. Es wäre besonders zu erörtern, ob durch ein Büchereigesetz die schwierige materielle Lage der Volksbücherei behoben werden könnte unter voller Wahrung der gegenwärtigen Arbeitsleistung und -Wirkung. Leipzig. Gerhard Schönfelder. „Ferien vom 3ch" in Haus Reute bei Oberstdorf. Sonntag abend 10 Uhr. Der Einspänner bringt uns, nach tlstündiger Eisenbahnfahrt durch Sommerglut, vom Bahnhof Oberst- borf hinauf zur Höhe von Reute, 86 in über dem Tal. Vor dem Erholungsheim »Haus Reute« empfängt uns Rolf, der Hund und treue Wächter des Hauses, mit Gekläff, beschnuppert uns und — freut sich, Hundefreunde zu finden. In der Haustür erscheint das Ökonomen-Ehepaar, begrüßt uns, führt uns in unser empfangs bereites Zimmer. Und wenige Minuten später sitzen wir am runden »Familien«-Tisch mit den Ökonomen und zwei, ihren bevorstehenden Abschied vom Heim mit einem bescheidenen Viertelchen Tiroler Muskateller-Wein feiernden jungen Kolleginnen, an einem kühlen Glas Münchner Bier von der anstrengenden Fahrt uns erholend. So war unser Einzug. Und am nächsten Morgen strahlender Sonnen schein, der die alpine Landschaft: die Berge, das liebliche Tal mit dem Örtchen Oberstdorf zu einem Bilde von unbeschreiblicher Schön heit gestaltete. Spaziergänge füllten den erste» Tag und den fol genden, kleinere und größere Bergtouren die anderen Tage, Sonne um und über uns, Sonne im Herzen. Und so vergingen die Tage im Fluge, bis die Abschiedsstunde kam und ein letzter Händedruck und ein herzliches Wort des Bedauerns über die Trennung nach so schöner Zeit das Märchen dieser Ferienzeit der Erinnerung au heimgab. Ja, schön bist du, liebes Oberstborf, tief unten im Tal am Fuße hoher Berge, umrauscht von den Bergwassern der Stillach und der Trettach: schön auch ist Reute, das kleine aus nur vier Häusern bestehende Örtchen auf dem Hügel, der das Trettachtal vom Breitachtal trennt. Die Poesie dieser Täler, der Berge er füllt und erquickt und bezaubert jeden, der großstadtmüde und natur hungrig dieses schöne Stück des Bayerischen Hochlandes aufsucht. Wohl einer der schönsten Plätze dieses Paradieses ist das Haus Reute, bas Buchhändlerheim, das der Börsenverein den Mitgliedern des Vereins Erholungsheim für Deutsche Buchhändler zur Verfügung gestellt hat. Seine Front, geschmückt mit acht großen, tiefen, offenen Veranden, liegt nach Südosten, der Sonnenseite. Achtzehn Betten stehen Erholung suchenden Buchhändlern zur Verfügung. Die Zimmer sind luftig und hell, und alles blitzt in Sauberkeit und Wohnlichkeit. Hoch oberhalb Oberstdorfs, eine halbe Wegstunde vom Ort entfernt, mit Blick in das Tal und auf die lange Kette der das Tal auf der Südostseite begrenzenden bis zu 2400 m hohen Berge. Kann der Leser sich vorstellen, wie herrlich unser Erholungsheim in die Natur gebettet ist? Übermütig könnten wir um solchen Besitz werden, ganz übermütig, wenn nicht ein winzig kleines Manko dabei wäre. Und das ist das Fehlen eines Gartens und eines im Hochsommer schmerzlich vermißten schattigen Winkels im Freien. Haus Reute ist von einer Wiese umgeben, die — mangels des nötigen Mammons — der Vor besitzer nicht zum Garten hat Herrichten können. Hier also könnte unser lieber guter Papa Börsenverein seinen Kindern eine Freude bereiten und Haus Reute mit einem schattigen Garten versehen. Das ist aber auch alles, was man auszusetzen hat. Denn drinnen im Heim waltet die tüchtige Frau Windmayer. Die kleine flinke, Leben sprühende Frau weiß durch vortreffliche Ver pflegung und stets heiteres Wesen ihren Pflegebefohlenen den Auf enthalt im Hause zu einer wahren Freude zu gestalten. Und ihr Gatte, der Franzl, ist immer mit Rat und Auskunft zur Stelle. So gestaltet sich alles in Haus Reute harmonisch. Wer dort weilte, denkt mit Freude an die schönen Wochen der Erholung zurück — und das ist doppelte Erholung. Warum ich diese Zeilen schrieb? Der Winter naht und damit die Zeit, in der die Bergeswelt an Heilkraft, verglichen mit dem Sommer, das Vielfache bietet. Wer es ermöglichen kann, sollte die Monate Januar, Februar oder März zur Erholung wählen; er sollte mit Skiern und Rodelschlitten und Schlittschuhen bewaffnet nach Reute kommen. Oberhalb Reute, weit hinein ins Vorarlberg (ein großes Stück des Grenzlandes kann ohne Paß begangen und befahren wer den), dehnt sich herrliches Skigebiet und beste Gelegenheit zu Noöel- fahrten. Auch für Schlittschuhläufer ist Gelegenheit. Darum auf zu lustigem Wintersport! Jedem, der diesem Rate folgt, wünsche ich: Bergheil in Haus Reute! August Reher.
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