Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290328
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192903280
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290328
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-03
- Tag1929-03-28
- Monat1929-03
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 74 (N. 42). Leipzig, Donnerstag den 28. März 1929. 96. Jahrgang. Redaktioneller TÄ Bekanntmachung. Dis ' Anmeldung zum F re m d e n v e r zc i ch n i s B u ch h ä n d l c r m e sse 1929 bitten wir mittelst des dem heutigen Bestellzettclbogen bei- gegebcnen Formulars bis spätestens 18. April 1929 an die Unterzeichnete Geschäftsstelle einzuscnden. Bei späterer Ein sendung ist Gewähr für Aufnahme in das Verzeichnis nicht mehr gegeben. Das Fremdenverzeichnis liegt vom Donnerstag, dem 2S. April 1929, vormittags 9 Uhr ab in der Geschäftsstelle zur Aushändigung bereit. Leipzig, den 27. März 1929. Geschäftsstelle des Biirsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Heß, Generaldirektor. Der Tag des Buches 1S2S. Den eigentlichen Auftakt für die Veranstaltungen zum Tag des Buches bildete, nach den vcrschiedeiitlichcn Vorfeiern in ein zelnen Städten, von Reichs wegen die große öffentliche Kund gebung im Plenarsaal des Reichstags in Berlin am Abend des 2l. März, die durch den Rundfunk in ganz Deutschland ver breitet wurde. Nachdem Rcichsministcr a. D. vr. Külz die Versammlung eröffnet und die anwesenden Vertreter des Reichs und der Be hörden begrüßt hatte, sprach der Innenminister Carl Seve rin g, der als politische Persönlichkeit sich an dieser Stelle zahl reiche Zwischenrufe gefallen lassen mußte. Er hob hervor, daß das Reich sich gern am Tag des Buches beteiligt habe. Der erste Ruf des vorbereitenden Ausschusses fand williges Echo im Reich. Wenn einige Stimmen laut wurden, daß mit diesem einen Tag für die Verwirklichung der notwendigen Arbeit nicht viel getan sei, so müsse man erwidern, daß dem Mahnruf des Tages die Arbeit eines ganzen Jahres folgen müsse. Zuversicht tut not, Tränen lassen nichts gelingen, wer schaffen will, muß fröhlich sein. Verhängnisvoller als Kleinmut und Verzagtheit wäre satte Selbstzufriedenheit, die nicht erkennen will, daß wir ans dem Gebiet der Volkscrziehung noch ein gut Stück zu leisten haben. Die Nerven unseres Volkes sind abgestumpft durch Krieg und Nachkriegszeit, und es ist schwer, bei solchem Geisteszustand die Volksmenge anzuhalten, sich ins Buch zu vertiefen. Falsch ist es, den Sport als das alleinseligmachende Mittel zur Bolks- gesundung zu Preisen. Im Altertum stand in allen blühenden Kulturstaaten neben dem Sport die Kunst! Keine Klagen also über Sport und Entartung, aber auch keine Blindheit! Die Phrasen über die Verflachung der deutschen Kultur sind so alt wie die deutsche Kultur selbst. Die falsche Auffassung hat aber immer die Nachwelt korrigiert. Man muß zugcstchcn, daß die Teilnahme der breiten Massen an geistigen Dingen, am Buch, noch sehr zurückhaltend ist. Es gilt, die breiten indifferenten Massen zu bewegen. Die Masse muß aber nicht nur aufnahmewillig, sondern auch ausnahmefähig sein. Mit hungrigem Magen liest man nicht gern. In Deutschland werden die meisten Bücher produziert. Es kommt aber darauf an, daß Bücher gekauft, gelesen werden. Es gilt, dem guten deutschen Buch ein breites Lcscpublikum zu schaffen. Die Arbcitcrmasscn müssen dem Buch nähcrgcbracht werden. Denn cs gehört zum Ehrgeiz des Arbeiters, auch einen eisernen Bestand an guten Büchern zu besitzen. Kann so die Auf lage der Bücher wachsen, so ist auch weitere Verbilligung der Bücher möglich. Wir haben in unseren Kundgebungen auch darauf hinge wiesen, daß es auch darauf ankommt, den Büchermarkt vor einer Überfremdung mit mittelmäßiger Auslandsliteratur zu bewah ren. Ich lege den Ton dabei auf das mittelmäßig. Denn alles Wertvolle anderer Völker wird uns immer willkommen sein. Immer aber muß auch da Goethes Wort gelten, daß das Beste gerade gut genug sein muß. Die frei gehaltene Rede, die die von kommunistischer' Seite gemachten Zwischenrufe schlagfertig abwchrte, fand starken Bei fall. Es schlossen sich daran die vorgesehenen Einzelrcferate an, die ebenfalls durchweg zustimmcnd ausgenommen und lebhaft applaudiert wurden. Sie folgen nachstehend im Wortlaut nach den uns freundlichst zur Verfügung gestellten Entwürfen. Leo Weismantel / Buch und Volk. Diese Stunde, in der wir hier im höchsten Ratssaal des Volkes durch die Magie des Radios zu einer ungeheueren Volks versammlung werden, — die die Menschen und Lande Deutsch lands einschlicßt und verbindet, ist keine Stunde der Gelehrsam keit, in der es die fachwisscnschaftlichen Beziehungen zwischen »Buch und Volk- klarzulcgcn gelte. Die beiden Worte »Buch und Volk- werden zu Runenzeichen, die, wie die Namenszügc zweier Liebenden incinanderverschlungen, in der Fahne unseres Reiches über unseren Häuptern flattern. Wir sehen Bilder: wir sehen Volk in der Eisenbahn, mit Büchern und Zeitschriften in den Händen, sehen Volk in den Stadtbahnen, auf der Fahrt zur Arbeit oder nach der Arbeit, einmal in einem Buche nur wie versuchend blättern, einmal von einem Buche besessen, — sehen das Buch in einsamen abendlichen Stuben aufgcschlagcn unter Lichtern, — die Büchereien der Ju gendlichen in den Schulen, — die Büchereien der Volkshochschul- hcime und gelehrten Institute, — das erste Bilderbuch, über dem ein Kind jauchzt und die heiligen Bücher, über denen in einer weltabgeschiedenen Mönchszelle ein Einsamer an jenseitiger Sehnsucht verglüht, — sehen Bücher, in denen eine mondäne Frau lässig schmökert, derweilen sie dazwischen ihre Lippen schminkt und sehen die zerlesenen Programmbüchcr eines von den sozialen Volksnöten unserer Zeit Gerüttelten, der die »alte- Wclt in Büchern zertrümmert und »neue« Welten aufbaut, — in Büchern, zu denen die Menschen greifen, sehen wir die Men schen sich entlarven. 397
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder