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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1934
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- Deutsch
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X- 240, 13. Oktober 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Ttschn BnchhanLcl. Damit wächst aus dem Rufer der Bewegung der Künder und, da dieses innere Reich das Reich eines neuen Glaubens sein wird, der Prophet des kommenden Jahrhunderts. Wir sehen in -dieser Entwicklung nichts mehr von dem Bilde des Dichters, das wir in bisherigen Zeiten vor Augen hatten. Die Größe des deutschen Dichters war bis vor dem Kriege so unantast bar heilig, daß wir es mit Schmerz ertragen haben, wie die Infla tion ans dem Namen des Berufenen einen Beruf machte und das Wort »Dichter« seine große Wertigkeit verlor. Mag die Deutsche Dichterakademic für alle Zeiten der Stimme des Volkes Ausdruck verleihen, die ihre Anserwähltesten in diese Akademie beruft. Einmalig große schöpferische Kraft soll für alle Zukunft die schönste Bezeichnung führen, die wir für alle Zeiten Goethe, Schiller, Meist, Hölderlin zugesprochen haben. Dabei bleibl zu befürchten, daß die -deutsche Tragik fortbesteht und erst der Tote zur letzten großen Lebendigkeit in seinem Volke erwacht durch seine Dichtungen. Rufer und Künder aber sind -die Lebendigen, gehört von der Gefolgschaft, gegrüßt von ihrem Führer und geehrt durch den Strom ihrer lebendigen Rufe. Betrachten wir unter -diesen Gesichtspunkten den großen Rufer des vergangenen Jahrhunderts, Friedrich Nietzsche, so erkennen wir mit eindeutiger Klarheit, wie der Künder des Dritten Reiches zum Propheten wachsen wird. In ihm wird der Ruf zur vollende ten Dichtung geworden sein und die vollendete Dichtung das Glau bensbekenntnis kommender Geschlechter. Generalstab des Schrifttums?*) Kritik und Menschenführung — Schrifttum und Presse — Vorstoß ins Volk! Von Rein hold Vesper, Jena Anfang September erschien in der Beilage »Geistiges Leben des Berliner Tageblattes (Nr. 414 vom 2. September) eine sehr aufschlußreiche Auseinandersetzung über Wert und Wesen, Ursprung und Ziele literarischer Kritik. Auf der einen Seite vertritt vr. Haspcr die Auffassung, daß die Zeit der wertenden und sichtenden Kritik vorbei sei, die sich bisher als nnschöpfer-ische Begutachtung künstlerischer Leistungen als eine allein Schöpferischen übergeordnete, nach unkontrollierbarcn Gesichtspunkten urteilende Gerichtsstelle geltend gemacht habe. Er verlangt in warmer Begeisterung, daß man Schluß da mit mache, über die Dichter und ihr Werk mehr oder weniger kluge persönliche Gutächtlein ab - zugeben und daß man statt dessen in den Zeitungen das Schaf fen der Dichter selber in gut gewählten Proben dem Volke zur Kenntnisnahme und Urteilsbildung vorlege. Demgegenüber stellt sich in einer Erwiderung ein Mitarbeiter des Berliner Tageblatts — der sich ganz unnötig hinter dem Deck namen »Sigilluin« verbirgt — auf den Standpunkt, daß literarische Kritik, die jedes einzelne Werk im Zusammenhang aller Schöpfungen geistig zu ergründen, gehalt- und forni mäßig abzu wägen und ihm im großen ganzen seinen Platz zuzu weisen habe, unmöglich aus unserein weltanschaulichen Leben wegzudenken fei, wenn -wir nicht den kulturellen Tod sterben wollten. Er führt als Beweis für die Richtigkeit seiner Gedanken die gern und gründlich geübte kritische Tätigkeit Goethes, Schillers, Fontanes usw. an, die ständig aus dein Mosaik der Einzelleistungen die großen Linien der Gesamtentwicklung ab zuleiten sich bemühten. Wer jemals etwas von der Zweipoligkeit aller Lebenserschei nungen begriffen hat, weiß, daß beide Verfasser zu ihrem Teile im großen und ganzen recht haben. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß Ilr. Haspcr die große Masse unseres Volkes sicht, der — koste es, was es wolle — ein Weg zu ihrer gestaltenden Dichtung frei gemacht werden muß, ein möglichst breiter und ge sicherter Weg, der auch bisher Abseitsstchende zu verlocken ver mag, — während Herr »Sigillu m« das Volk großzügig über sieht und nur die dünne Schicht der bereits »Ergriffenen« im Auge hat. Für diese trifft seine Auffassung von der Notwendigkeit einer einordnendcn Wertung durchaus zu. Die beiden Pole, um die es sich hier also handelt, sind: die Schicht der Aufgeschlossenen, der Vorwärtsdrängenden, der — sprechen wir cs ruhig aus — im Bereich des geistigen Lebens der Nation an irgendeiner Stelle zur Führung Berufenen einerseits Wir veröffentlichen diesen Beitrag als Ergänzung zu unseren Aussätzen über das Problem der Literatur-Kritik, ohne uns jedoch in allen Einzelheiten mit dem Anhalt zu identifizieren. Auf einzelne Punkte der Ausführungen Retnhold Vespers werden wir gelegent lich zurückkominen. Die Schriftleitung. und der Großteil derjenigen, die der Führung und Beratung wirklich bedürfen und ihr auch durchaus zugänglich sind anderer seits. Ernste, unbeirrte Beurteiler werden ihren Hundertsatz nicht unter 90 v. H. des Gefamtvolkes annehmen! Welcher dieser beiden Maßstäbe im Einzel falle anzulcgen ist, mag jeder Kritiker selbst entscheiden, denn er weiß ja, an wen er sich wenden will. Aber das muß klar erkannt werden: in die Tageszeitung — mit Ausnahme einiger weniger Reichszeitungen vielleicht, die ganz andere, geistig gruppierte Leferschichten erfassen, als sie bei lokalen Tageszeitungen üblich sind — gehört die erste Art der Schrifttums- begutachtung nur in Ansnahmefällen. Man mache sich hier endlich frei von einem falfchverstandenen Auch mithelfen wollen! Die jenigen, für die eins abwägende Kritik erwünscht und verständ lich ist, werden ja sowieso — denn es handelt sich hier ja aus nahmslos uni suchende Menschen mit mehr oder weniger starkem persönlichen Urteil — in literarischen und anderen Zeitschriften die von ihnen benötigte Würdigung finden. An die eigentlichen Lesermassen der Tagespresse kommt man auf diese Weise nicht her an, weil sie Dinge voraussetzt, die nur einem unter hundert geläufig und vertraut sind. Aber auf diese Massen kommt es im Augen blick an! Sowohl vom Standpunkt einer Regierung, die sich um die Vereinheitlichung des Volksdcnkens bemüht, wie auch für die Presse, die sich nicht mehr zumuten darf, als ihre ver gänglichen Möglichkeiten zulassen, wie auch schließlich für den Buchhandel, dem die Ausweitung der geistigen Stoßkraft des Volkes als kulturpolitische Auf gabe gestellt ist. Damit soll nichts gegen die Notwendigkeit einer — ich möchte sagen »fachlichen« — Kritik für die Leute vom Bau gesagt sein. Wir brauchen auch gar nicht besorgt zu sein, daß diese Art kritischer Würdigung infolge der Ausrichtung unseres geistigen Vermitt- lungsstrebcns auf einen breiteren Volks teil als je vorher nun beklagenswerterweise verschwinden werde. Die Kräfte, an die sie sich wendet und die samt und sonders diese Unterrichtung nicht zu ihrem Privatvergnügen benötigen, sondern die ihrerseits, wieder an ganz anderen Stellen als das Buchhandel und Presse tun, die Früchte ihrer Auslese weiterreichen: Lehrer, literarische Bereinigungen, Luchhändlerische Fachgruppen, Kultur st eilen der Partei usw. sind lebendig und sachkundig genug, um sich brauchbare und klare Kritiken in jedem Falle verschaffen zu können. Aber zur Ausschließung und Heranführung aller Willigen des Vol kes sind andere Mittel notwendig. vr. Hasper sagt an einer Stelle seiner Arbeit: »Wir danken Gott, daß im Weltkriege nicht die Kritik der Geschichtslehrer, son dern die der Offiziere entscheidend war«. Dieses Beispiel ist geeignet, 897
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