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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1941
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- 1941-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1941
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- Deutsch
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nehmer (Schneider) zur Verfügung gestellte sonstige Material als Nebensache anzusehen sein». Während in solchem Falle also Werkvertrag vorliegt, ist das schwieriger zu entscheiden, wenn gar keine Hauptsache zum Vergleich mit einer Nebensache, son dern eine Arbeitsleistung neben einer Sache, Drucklcistung neben Papierbcschaffung gegeben ist. Hierzu sagt das Urteil: »In Fül len dieser Art ist es geboten, der Materialbeschaffung durch den Unternehmer die Arbeitsleistung durch den Unternehmer gegen überzustellen... Nur so wird den Grundsätzen des 8 I des Steuer anpassungsgesetzes und der Zweckbestimmung des 8 lö Abs. .4 Satz 2 Ziff. 2 UrkstG. genügend Rechnung getragen ... Bei Ent scheidung der Frage, ob die Materialbeschaffung des Unterneh mers gegenüber seiner Arbeitsleistung als .Nebensache' im urkundensteuerlichen Sinne anzusehen ist, wird der Bewer tung beider Leistungen eine schlechthin ausschlaggebende Rolle schon deswegen nicht zukommcn, weil es sich das eine Mal um Bewertung von Sachen, das andere Mal um Bewertung von Arbeitsleistungen handelt. Immerhin bietet die vergleichsweise Bewertung beider Leistungen einen Anhaltspunkt für die Ent scheidung. Schon die Tatsache, daß die Papierkosten im Falle l 55°/° und im Falle 2 25°/° der Gesamtkosten betragen, spricht dafür, in Fällen dieser Art die Papicrbeschaffung durch den Unternehmer nicht als Nebensache anzusehen. Das Gleiche wird allgemein gelten müssen, da in der Regel nach den Angaben der beteiligten Kreise die Papierkosten 20 bis 50°/» der Gesamtkosten betragen. Aber auch dann, wenn die Papierkosten geringer sind, kann man das von dem Unternehmer beschaffte Papier nicht als Nebensache ansehen». Das Urteil begründet diese Auffassung vor wiegend mit der Volksanschauung, die dem Papier bei Druck sachen eine besondere wirtschaftliche Wichtigkeit beimißt. Während der Reichssinanzhof somit offenbar bei jeder Papierbeschaffung durch den Drucker urkundensteuerfreie Werklicferungsverträge annimmt, erklärt er Druckausträge, zu denen der Besteller (Ver leger) das Papier liefert, für urkundensteuerpflichtig und läßt die Frage, ob man sich dagegen aus einen die Textilverarbeitung bezüglichen Steuerbefreiungserlaß des Reichsfinanzministers vom 1. Oktober 1036 (Reichssteuerblatt S. 96l) analog berufen könne, offen, zumal die Vorinstanz den Erlaß nicht sür anwend bar erklärte, »da er sich nur aus sogenannte Lohnvcredelungsver- träge im umsatzsteuerlichen Sinn, nicht aber auf Druckverträge (Druckaufträge) beziehe.» Buch und Buchhandel — wie wir sie in Frankreich sahen Als im Mai das deutsche Heer seinen Marsch ins Feindes land antrat, da war auch mancher alte und junge Buchhändler mit unter den marschierenden Kolonnen, die in unaufhaltsamem Vorstoß über die westlichen Grenzen vorrückten und in wenigen Wochen ein Heer völlig schlugen, das man in der Welt für unüber windlich gehalten hatte. Diese jungen deutschen Buchhändler, die im grauen Rock in Belgien, den Niederlanden und Frankreich kämpften, die bei der großen Schlacht in Flandern und beim Durchstoß durch die Maginotlinie mit dabei waren, von denen mancher seinen Einsatz mit Leben und Blut bezahlen mußte, haben nichts mehr gemein mit Spitzwegschen Gestalten oder mit den alten, verstaubten Bücherkrämern einer ebenso verstaubten Zeit, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Als nach dem Waffenstillstand die Truppen an die Her richtung fester Quartiere gingen, als wieder ein geregelter Dienst auch einen geregelten Feierabend brachte, da zeigte es sich bei vielen, und vor allen Dingen natürlich auch bei den Buch händlern, daß sie auch im Kriege die Liebe zum Buch und zum Beruf nicht verloren haben. Für manchen jungen Buchhändler gab es schöne, inhaltsreiche Arbeit, und wenn statt des 25-Rps.- Romans, die jetzt wie Pilze aus dem Boden schießen, mal ein richtiges Buch in der Stube auftauchte, war schon viel gewonnen. Wie mancher Kamerad ist erst durch den Krieg überhaupt dazu gekommen, einmal ein Buch in die Hand zu nehmen, dem er vielleicht bisher nicht gerade ablehnend, aber doch scheu gegen überstand. Aber das Interesse junger Buchhändler ging meist weiter, und jeder nahm gerne die Gelegenheit wahr, wenn ihm die Frei zeit irgendeine Berührung mit Buch und Buchhandel in Frank reich ermöglichte. Daß dabei fast jeder den riesengroßen Unter schied zwischen deutschem und französischem Schrifttum kennen lernen konnte, darf wohl angenommen werden, und die Achtung vor den beruflichen Fortbildungsmöglichkeiten in Deutschland wird dabei auch um ein Beträchtliches gestiegen sein. Es war kurz nach dem Waffenstillstand in einem kleinen Dorf in der Nähe von Besaneon. Ich hatte Quartier beim Orts pfarrer, dessen Schwester, Lehrerin in Besangon, bei ihm auf Besuch war. Es dauerte nicht lange — und Buch und Literatur waren unsere Hauptgesprächsthemen. Die junge Lehrerin war in der gesamten französischen Literatur sehr beschlagen, ja, mit einem scheuen Seitenblick auf den geistlichen Bruder sprach sie sogar über Rabelais, Villon und andere alte Franzosen, die im Bücherschrank des Pfarrers Wohl kaum zu finden waren. Dann aber kam das Thema auf deutsche Bücher, und hier war das Ergebnis gleich Null! Nicht die allergeringste Kenntnis der deut schen Literatur sowohl beim Pfarrer wie auch bei der Lehrerin! Ja, nicht einmal Namen wie Schiller, Hölderlin oder Kleist waren bekannt, von der neueren deutschen Literatur völlig zu schweigen! Ich stand vor einem Rätsel, das mir aber bald sehr freimütig gelöst wurde: »Wir haben selber eine so große und um fassende Literatur, daß wir es nicht nötig haben, uns viel um Übersetzungen zu kümmern.» Ja, und wir? Nicht, daß wir nun plötzlich engstirnig werden sollten, daß wir etwa eine Mauer um unsere deutsche Dichtung bauen sollten, durch die nichts Fremdes gelangen kann. Es kann uns gewiß nichts schaden, wenn wir unseren Horizont auch in diesen Dingen etwas weiter spannen, als es diese beiden Franzosen taten, die gewiß Anspruch aus Bildung erheben konnten. Aber ich mußte dabei einen Augenblick an gewisse Kunden denken — wir kennen sic alle —, die zu uns in die Buchhandlungen kommen und direkt Übersetzungen verlangen — auch heute noch! Bei aller Aufgeschlossenheit für einen gesunden Austausch sollte man doch die Tür, die glücklicherweise im Augenblick merklich versperrt ist, nach Kriegsende nicht wieder ganz öffnen. Das wären wir alleine unseren deutschen Autoren schuldig, die heute den grauen Rock tragen und die Feder mit dem Gewehr ver tauscht haben. In den kleinen Ortschaften Frankreichs gleichen sich die Buchhandlungen fast überall. Es sind Papier- und Zcitungs- läden, in denen ein oder auch zwei Fächer sür Bücher srci- gemacht sind. Und auch die Auswahl auf diesen Regalen ist über all die Gleiche und reicht meist von den »Letzten Tagen von Pompe!» über eine Reihe nichtssagender broschierter Bände bis hin zu »Onkel Toms Hütte» oder zum »Letzten Mohikaner». Es sind gewisse Sammlungen, die hier vorherrschen, und an deren Spitze die Reihen der bekannten Berlage Hachette und Flammarion stehen. Mehr aber noch, als ich es irgendwo in Deutschland gesehen habe, liegt die Auslage dieser Geschäfte voll von grellbunten Heften, die die Abenteuer des bekannten Detek tivs WZ in der Unterwelt schildern. Ich habe ein paarmal die Gelegenheit wahrgenommen, und mich ein wenig mit den In habern dieser »Buchhandlungen» unterhalten. Fast immer bekam ich dabei den Eindruck, als ob die Bücher nur deswegen verkauft würden, weil sie eben auch aus Papier sind. Von einem lebendi gen Verhältnis zum Buch konnte ja schon angesichts der Auswahl keine Rede mehr sein. Kurz erwähnen möchte ich hierzu noch, daß ich in diesen kleinen Geschäften auch nicht ein einziges ge bundenes Buch gesehen habe, wie überhaupt den meisten Fran zosen der Sinn für die äußere Schönheit eines Buches ganz ab zugehen scheint. Aus eine rühmliche Ausnahme möchte ich aller dings in diesem Zusammenhang Hinweisen, wenngleich sie auch «
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