Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1856

Geschäftsbericht der Haltung des B.-Bl. gespendete Anerkennung in Abrede gestellt werden. Berlin, 29. April 1856. Veit. Miscellen. Alt-englische Bibliothek. Nach dem Vorgänge der ki- kliotbegus LlrSvirienne hat John Russell Smith in London eine Sammlung älterer Producte der englischen Literatur begonnen, welche bestimmt ist, dem Publicum solche Werke zugänglich zu machen, die in ihren bisherigen Ausgaben entweder längst vergriffen sind, oder nur noch als bibliographische Seltenheiten existiren, die aber durch ihren inneren Gehalt oder auch als Denkmäler ihrer Zeit ein allge meines Interesse darbieten. *) Unter den bereits veröffentlichten Werken dieser Art erwähnen wir: ,.1ke Vision sud Oreed ok kiers klouKkmsn", ein satirisches Gedicht aus der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, das, obwohl es von einem Priester, Namens Robert Longlande, herrühren soll, durch die Bitterkeit bemerkenswerth ist, mit welcher es die damals unter dem Klerus herrschende Sittenlostg- keit geißelt; die dramatischen und poetischen Werke John Marston's, eines Zeitgenossen von Shakespeare und Mitarbeiters von Ben Jonson; die „kostiesl Works" des William Drummond von Haw- thornden, des ersten Schotten, der in englischer Sprache dichtete; das Tagebuch eines gewissen Manningham aus den Jahren 1600, 1601 und 1602, mit Anekdoten über Shakespeare, Ben Jonson, Spenser, Raleigh und andere Berühmtheiten der Elisabethanischen Periode; König Jakob's l. berüchtigte Abhandlung über Dämono logie und ein ähnliches Werk des alten Puritaners Jncrease Mather in Boston (Neu-England); Selden's „Tischgespräche"; die „Xneo- dotes ok kooks and Reu", des Rev. Joseph Spence, eines Zeitge nossen von Pope und Swift ec. Wie man sieht, ist bei der Aus wahl die Mannigfaltigkeit nicht außer Augen gelassen worden, und da die Herausgabe der verschiedenen Werke von Männern wie Tho mas Wright, Singer und Halliwell besorgt wird, so verleihen die von denselben hinzugefügten Anmerkungen ihnen auch einen literar historischen Werth. In dem Druck und der äußeren Ausstattung hat man sich möglichst genau an die editioues prineipes gehalten. (Mag. f. d. Lit. d. Ausl.) Wir halten es von Interesse, die nachstehenden Auctionspreise zu berichten, welche bei der treulichen Versteigerung der Lane'schen Bibliothek in London unter anderen gelöst worden sind: Eine erste Folio-Ausgabe von Shakspeare brachte 164« 17 s.; eine Serie von krxnus's keeords, 200« 11 8.; vuAdale's Wsrwiokslure, bx Ikomas, 2 vols. 62 «; klickols's leicesterskire, 8 vols. 73 «; «ouxk's Sepulekral Monuments, 5 vols. 79« 16 s.; Oi-mei-od's ekoskire, 3 vols, 51 8sndkord's koz-sl Kenesloxies, 22«; Ikubre^'s kurrey, 5 vols. 9« 2». 6 d.; Owen and klakevvsv's 8kre>vs- bar^, 2 vols. 8« 8s.; Warner'« Mampsbire, 6 vols. in-4. 18« 15 s : klomelield's diorkolk, 5 vols. 12 «; Oksunv^'s kertkordskire, 16 «15s.; Olutterbuck's »srtkordskire, 3 vols. 14« 10s.; Msnninx and kray's Surrvy, 3 vols. Itz ^ 10 s.; Wkiltaker's kiekmondsbire, 2 vols. 17 «; Ltovv's London, 2 vols. 15 « 15 s. ein prachtvoller Band mittelalterlicher Ornamente, in Facsimile, von 81>sn-, 63«; UsIIe's Olironiole, die unterdrückte Ausgabe, 15« 10 s.; und Oou- tumisr de diormsndie, das erste in Rouen gedruckte Buch, 19 «. Die Ueberwachung, schreibt ein Pariser Correspondent der Allg. Ztg., ist strenger als je, niemals haben die Personen, die Bücher *) librar)- vt Old tlutkors. kubliskeü b> lokn knsssll 8mitb. I-oliäoil l85tz. Berlin, A. Asher L Co. und die Blätter unter schärferer Aufsicht gestanden, man möchte sagen, daß seit der Herstellung des Friedens die Maßregeln verdop pelt sind. Die Ueberwachung erstreckt sich sogar auf die Wiederauf lage alter Werke; so liegt z. B. mir eine Ausgabe der Periode Lud wig XIV. von Voltaire vor, die man von der Universität adoptirt haben will, aber sie ist dermaßen gemaßregelt, daß viele Ereignisse ganz verschwunden sind, andere ein neues Gesicht erhalten haben. Es soll dieses das Werk der Eensurcommission sein, gegen die kein Appell möglich; sie besteht nur aus lautern und geläuterten Mit gliedern, Herr de la Gueronniere ist mit darunter. Ich habe den Buchhändler gefragt, woher es komme, daß alle den Klerus, den Widerruf des Edicts von Nantes und die das Regierungssystem be treffenden Paragraphen modisicirt oder verschwunden seien. Was wollen Sie, daß ich thue, mein Herr, „le oonseil imperial superieur de l'iilstruotion publique," antwortete er mir. Zu der „konseriplion en kaveur de M. 1. M. tzuersrd" (vergl. Nr. 18 und 33) sind bis zum 12. April aus Deutschland die nach stehenden weiteren Zeichnungen eingegangen: Von H. H. B. Behr in Berlin 25 Fr. und A. Dürr in Leipzig 25 - Jnsgesammt am 12. April: 4301 Fr. 75 Cent. Das Louvre-Museum soll soeben einen autographischen, von Federzeichnungen angefüllten Band Leonardo da Vinci's um den Preis von 35,000 Zwanziger angekaust haben. Von wichtigeren in Vorbereitung begriffenen Werken sind an gekündigt; aus Engl and: „Letter« krom ktzsd Ouarters, ortkskea- litivs ok War in tbe Orimea, krom tbe Oorrespondenee ok an Okiioor on Ike 8tskk"; — „Lives and Works ok tko Lsrlx klemisk ksintsrs," b>-1. X. vrowe and 6. 8. 6avaloasolle; — „Ilis 8tepping-8tono to klstursl Uistorv," b? äsmes Ov-en; — Eine Uebersetzung von „Fried rich Perthes' Leben" in Oonstable's Librarx ok Loreixn Litersturo: — „kirst kootstep« in Lastern -4kries; or, so Lxploration ok ttarsr." kx il. k. Karton; — „8ir ködert keel's Memoirs." Ldiled dy Karl 8t»a kope and Osrdvvell. vol. 1.: Ibe komsn 6stl>olie keliek kill, 1828— 1829;— und endlich ist Mr.MontAomer)'Martin mit dem Ordnen der hinterlassenen Papiere des Herzogs von Wellington beschäftigt, mit der Absicht solche bei der Herausgabe der Memoiren des Herzogs zu benutzen. — AusFrankreich: kevkerokessur l'liistoire des temps keroiques delakröoe," psr le daron kekr; — „Osrte Köolo^ique de l'kuropo," par Xndre vumont. 4 keuilles kormst §rsnd »igle, okro- molitlioArapbives ä I'lmprimeriv imperiale; — „Lnvxelopedie prs- tique de l'axrieulteur," publieo par M. Moll, »vse la oollaborstion de» sxronomss les plus distinxues. 10 ä 12 vols., ornes de xrsvures sur bois;— und „Le traitv de ksris, par un sneien lliplomats," eine Bro schüre welche, der Allg. Ztg. zufolge, von einer „kaut personnaxo" inspirirt ist, hinter welcher „hohen" die allerhöchste Persönlichkeit Frankreichs stecken soll. Den Cortes liegt die Feststellung der Grundzüge des Preß gesetzes vor. Einer der Redner darüber wünscht, daß der Presse gestattet sei, alle Doctrinen und Materien zu besprechen. Aber er will eine Presse, welche Licht verbreitet, die Handlungen der Re gierung und ihrer Glieder prüft und beleuchtet, nicht aber eine Presse, welche verleumdet und, selbst das Familiengeheimniß mißachtend, alles beschimpft; er bekämpft die der Kammer unterbreiteten Grund züge und bezeichnet sie als vag und unbestimmt und der wahren Frei heit der Presse nicht angemessen. Nach Beendigung der DiScussio- nen werden wir weiteres darüber berichten.