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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1934
- Strukturtyp
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- 1934-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1934
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- Deutsch
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X: 45, 22. Februar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Der eigentliche Schulungskurs stand unter Leitung von Herbert Hosfmann, dem Vorsitzenden des Bildungsaus- schusscs des Börscnvcreins. Hoffmann betonte in seinen Ein gangsworten, daß in der gesamten Fortbildungsarbeit die Ver schiedenheit des Könnens und der Vorbildung ein gewisses Hemm nis bildet. Doch sei cs gefährlicher, den jungen Mitarbeiter zu unterschätzen und somit zu langweilen, als -zu hohe» Ansprüche zu stellen. Bei der Prüfung ist die indirekte Wirkung die Hauptsache: Wir wollen eine Ausbildung des Lehrlings, keine Lehrlingszüchtung. Es handelt sich bei der Prüfung um die Feststellung von M i n d c st k c n n t n i s s c n, die an die Mög lichkeiten des Prüflings je nach dem Charakter der ausbildendcn Firma anzupassen sind. Aber auch die Lehrlinge des Verlages und des Zwischenbuchhandcls müssen in Zukunft sehr viel vom Sortiment wissen, wenn sie anerkannt werden wollen. Der Leiter der Rcichsfachgruppe Buchhandel im DHV., KarlThulke, forderte, daß schon in der Lehrzeit verantwort lich handelnde und gestaltende junge Buchhändler erzogen wer den, Persönlichkeiten, die fest im Gemeinschaftsleben der Nation und ihres Standes verwurzelt sind. Bccufscrziehung ist Er ziehung des ganzen Menschen vom Beruf aus. Fachschulen, Arbeitskurse, Freizeiten mögen neben der Lehre hergehen und sie vertiefen, aber niemals kann die Lehre oder ein Teil der Lehre durch eine Schule ersetzt werden. Die Ncugründung, von der Or. Haupt sprach, must auf dem Boden des praktischen Buchhandels gewachsen sein. Die Buchhändlerlehranstalt bedarf einer gründlichen Umgestaltung, vor allein ist es nicht angängig, dast der sogenannte Höhere Fachkursus Zöglinge vor der eigent lichen Lehre für den Beruf ausbildcn will. Die Gehilfen- prüfung bedeutet neben der Feststellung des M i n d e st w i s s e ns das endgültige Bekenntnis zur Standesgeme inschast. Der wirkliche Buchhändler must im Sortiment gelernt haben. Rur im Ubcrgangsstadium darf vorläufig die Lehre des Verlags und des Zwischenbuchhandcls als buchhändlerisrhc Lehre anerkannt werden. Für die Prüfung sind die Männer der Praxis zuständig. Sic haben nicht theore tische Fragen zu stellen, sondern >-S ituationsausgabe n«, wie sie in der täglichen Arbeit des Berufes Vorkommen. Fritz Oltmanns begann sein Referat mit einer Schil derung der Jdcalgcstalt eines Lehrchcss, der in geschäftlicher wie in menschlicher Hinsicht vorbildlich zu sein hat, und zwar weniger mit Worten, als durch die Tat, das Vorleben. Dann schilderte er den Bcrufswcg eines Lehrlings vom ersten Tage der Lehre an (— an welchem zunächst manche falsche Vorstellung des Lehr lings zerstört werden muß —) bis zu immer größerer Selbständig keit. Die Lust an der Arbeit wächst mit dem Erfolg. Neben dcni technischen Können ist Belesenheit nötig. Aber lieber weniges richtig lesen als vieles flüchtig. Das Schönste und Wichtigste ist die Vcrkaufspraxis. Zum Verkaufen brauchen wir Men schenkenntnis, denn die Kunden, die bei uns ein- und aus gehen, weisen eine Verschiedenartigkeit auf -wie ein Zoologischer Garten». Der Sortimenter sollte der geborene Verkäufer sein, sonst sollte er lieber Verleger werden (-der hat noch höhere Qua litäten-). Am Ende der Lehrzeit wird der Lehrling erkennen, dast er einen wundervollen Beruf, vielleicht den schönsten, er wählt hat. Wer aber das erkennt, für den ist die Prüfung ein Kinderspiel. Nach den Referaten der Praktiker sprach nochmals Or. G u n- ther Haupt. Die Kammer mache sich Thulkes Forderung zu eigen, daß jeder Buchhändler-Lehrling im Sortiment beginnen must. VieleKämpfe zwischen Verlag nndSortiment werden sich ver meiden lassen, wenn jeder Verleger von der Pike auf gelernt hat. Zu seinem eigentlichen Thema -Die literarische Vorbildung des Gehilfen« bemerkte vr. Haupt, daß der Buchhändler selbstver ständlich nicht nur über dichterische Bücher, sondern auch über wissenschaftliche Literatur Bescheid wissen müsse. Aber der junge Buchhändler solle nicht zum Literarhistoriker ausgebildct wer den, sondern bei jedem Buch den dazugehörigen Käufer schon vor sich sehen. Durch den Zwang des Berufes wird der ästhetische Genuß für den Buchhändler oft leiden. Auch zur literarischen Schulung gehört menschliches Rciswerden. Im Verkaufsgespräch solle man nicht alles »sehr schön finden- und lieber sein Nicht wissen eingcstchcn als Unsinn reden. Gut zu lesen sind die Werke der Mitglieder der Dichterakademie. Der Buchhandel solle seinen Lehrlingen auch so viel wie möglich die persönliche Bekanntschaft mit Dichtern vermitteln, wie das ja auf Freizeiten und Bezirks- trcffen immer mehr geübt wird. Bei der Prüfung sei cs verfehlt, eine Fülle von Einzclfragen zu stellen und wie ein Spürhund den Lücken des literarischen Wissens nachzugchen. Man solle den Prüfling sich lieber über ein Lieblingsthema aussprechcn lassen. Den drei Referaten folgte eine lebhafte Aussprache. Herr Klein-Greifswald forderte grundsätzlich die dreijährige Lehr zeit auch für Abiturienten. Or. Haupt hält den Abiturienten eher für belastet durch eine gewisse Lebensfremdheit und ästhetischen Hochmut. Beherzigenswert erscheint mir eine Anregung von Herbert Hoffmann, ein Aufklärungslatt über den Buchhandel zu schassen für Berussberatungsstellen und die vielen jungen Leute, die mit falschen Vorstellungen an ihn Herangehen. Wichtig ist ferner die weitere Feststellung Hofsmanns, daß die für die Prüfung verantwortlichen Männer zugleich die Vertrauens leute aller Lehrlinge sein sollen, die eine nicht ganz glückliche Lehre durchmachen. Man kann den peinlichen Gang zum Lchrchcs auch vor der Prüfung machen, anstatt zu warten, daß der Lehrling erst durchfällt. Natürlich must der Lehrling vor einer solchen Vermittlung persönlich eine Verständigung mit seinem Chef ver sucht haben. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einem erholsamen Spaziergang nach Schloß Belvedere folgte am Nachmittag das Referat von Professor De. M c n z über richtige und falsche Prüf methoden. Mcnz gab zunächst eine Zusammenfassung der Ergeb nisse des Vormittags. Wenn Herr Hofsmann bei der Prüfung von Mindcstkenntnissen und Herr Oltmanns von einem Kinder spiel sprach, dann setzt selbstverständlich beides die Jnnchaltung eines gewissen Niveaus voraus. Thulkes Forderung läuft über die Feststellung des technischen Könnens auf eine Haltungsprü- fung hinaus. Auslernen bedeutet, daß man weiß, worum es im Beruf des Buchhändlers geht. Da ist die Aufgabe des Prüfers bestimmt nicht leicht. Eine halbe Stunde Prüfung ist sehr wenig für den einzelnen Prüsling, zumal wen» ein Teil der Zeit durch praktische Arbeit ausgefüllt wird. Aus ein facher Ökonomik bedeutet eine Erleichterung die Zusammcnsas- sung der Prüflinge zu Gruppen von drei bis fünf, höchstens sechs Kandidaten. So kann man ein größeres Stoffgebiet behandeln und bei der Prüfung des einen Prüflings durch ein Augenzwinkern auch die anderen mitkontrollicren. Der schwerste Fehler des Prüfers wäre ein Einzelfragenspicl. Jede Frage must an die vorhergehende anknüpsen (Thulkes Situationsaufgaben). Eine gute Anknüpfung ist etwa der Posteinlauf eines Tages und seine Erledigung. Jede Frage ist nur als Motor auszufasscn, um den Prüfling zur Äußerung zu veranlassen. Daher darf man sich auch keine konkrete Antwort im voraus verstellen, sondern nur all gemeine Kenntnisse. Das eigene Wissen ist kein Maststab. Man beobachte, was tut der Junge, auch wenn er nichts weist. Und bei der Kritik der Antworten must man sich menschlich sehr in Zucht nehmen und explodierende Zwischenrufe vermeiden. »Was würde ich von dem Lehrling eines anderen Betriebes verlangen, wenn ich ihn als Gehilfe einstcllc«, das ist vielleicht die einfachste For mel für die Anforderungen, die man stellen darf. Es folgten nun die Berichte aus den acht Krcisvereinen, die bereits in früheren Jahren versuchsweise Gchilfenprüfungen ab- gehaltcn hatten. Am meisten interessierten die Berichte aus den Krcisvereinen Hannovcr-Braunschweig (Hanckcl) und Norden (Ricgcli. Namentlich die Methode des Herrn Riegel, der die Prüflinge einen ganzen Vormittag in seinem Betriebe praktisch arbeiten läßt, wobei er selbst und seine Beisitzer die Kontrolle aus üben, verdient größte Beachtung. Nach der praktischen Arbeit werden die Prüflinge nochmals zu einem sogenannten Schluß- gcspräch vereinigt, bei der auch die theoretischen Kenntnisse fest- gestellt werden können. Diese Methode stellt sehr hohe Anfor derungen an den Fleiß und vor allem an das Pädagogische Ge schick des Prüfers, sodast der Anfänger im Prüfen sicher damit 173
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