Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1934
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- 1934-01-09
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- 09.01.1934
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 7, 9. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. zügigste Werbung. Ein minderwertiges, geschickt gemachtes Buch verträgt gar keine große Werbung mehr, weil es bestimmt auf Ablehnung stoßen wird. Zuviel ist auf diesem Gebiete in den letzten Jahrzehnten gesündigt worden, so skeptisch wurde der Käufer, immer kläglicher wurden die Beweise des Verkäufers für hoch tönende Reklameworte'). Der Wirbelwind einer Revolution des Geistes hat Hunderte von geschickt gemanagten Götzen und ihre Elaborate hinweggefegt, ein zweites Mal wird dieser Reklametrick fremdländischer Literaten und einer geschäftstüchtigen Journaille nicht gelingen. Dazu war das Ergebnis der Erhebung eines gan zen Volkes zu grandios, dazu ist das Beispiel der Führer zu untadelig. Wenn man die bisherigen Ausführungen nur für das schön geistige und populärwissenschaftliche Buch gelten lassen will und glaubt, daß der rein wissenschaftliche Buchbetrieb sich in den alten, »bewährten» Bahnen weiterentwickeln wird, so irrt man gründ lich. Abgesehen davon, daß auch die Wissenschaft Verbindung zur großen Volksgemeinschaft suchen muß und wird, daß sich die Ar beiter der Stirn mit denen der Faust zusammenfinden, wie es die großen Feiertage der Nation auch schon äußerlich kundgetan haben, wandelt sich ja auch das Wesen der Wissenschaft. Wir sehen das am besten an der großen, noch in Vorbereitung befindlichen Justizreform. Ein juristisches Buch der Zukunft wird und soll auch dem Laien verständlich sein. Es gibt keine Kommentare mehr, die in einer dem Nichtjuristen vollständig unverständlichen Sprache reden. Denn auch die Wissenschaft ist nicht um ihrer selbst willen, sondern für das Volk da. Und das ist gar nicht so ungeheuerlich, wie es dem in alten Anschauungen groß Gewordenen aus den ersten Blick erscheinen mag. Ungeheuerlich ist es vielmehr, daß sich ein wissenschaftlicher Betrieb, finanziert mit den Steuer groschen der Allgemeinheit, so entwickeln konnte, so oolksfern, so emanzipiert, so hochmütig und lebensfern, wie wir das alle er lebt haben. Selbstverständlich kann man keine altphilologischen Abhand lungen schreiben in der Absicht, einem jeden das in Rede stehende Problem der Forschung zugänglich zu machen, und gewiß kann von einem Chemiker nicht eine allgemeinverständliche Darlegung seiner neuesten Forschungsergebnisse gefordert werden, zumal wenn diese ja schließlich doch nur eine kleine Anzahl Fachgelehr ter interessieren. Aber diese spezielle Fachliteratur bildet ja doch nur eine einzelne Gruppe im großen Gebiete der Gesamtwissen schaften. Verweilen wir noch einen Augenblick bei der Zusammen arbeit im Buchhandel selbst. Das wichtigste Problem ist hier das des Vertriebes. Ein heilloses Durcheinander herrscht da heute noch. Millionen werden zweifellos jährlich im Buchhandel infolge Disziplinlosigkeit der Vertriebsformen verschwendet. Es gibt Verleger, die nur durch das Sortiment liefern, und solche, die prinzipiell direkt liefern; es gibt Verleger, die zwar eine große Publikumswerbung entfalten, aber die bei ihnen eingehenden Be stellungen restlos dem ortsansässigen Sortiment zuweisen, und es gibt Verleger, die vor Erscheinen eines neuen Werkes erst ein mal systematisch den Interessentenkreis mit ihrer Werbung ab grasen und sozusagen die Sahne des Geschäftes abschöpfen und dann dem Sortiment großmütig die sauere Kleinarbeit überlas sen. Diese Liste kann beliebig verlängert werden. Es gibt aber auch Sortimenter, die gewissenhaft jeden Prospekt seinem Interes senten zuleiten, mit Ansichtssendungen und Werbebriefen ihren Umsatz heben, und es gibt Sortimenter, denen zur Versendung des Prospektes die notwendige Sachkenntnis oder — das Portogeld fehlt. Fest steht jedenfalls, daß jeder Verleger für die Lauheit und Indolenz des Sortiments harte Worte hat und jeder Sorti menter bittere Klage führt über die Rücksichtslosigkeit und schlechte Rabattierung der Verleger. Man sieht daraus, wie schwierig das Problem ist, aber auch das nur scheinbar. Man kann mir weder eine Automobilfabrik *> Vgl. dazu: Vortrag von Gerhard Wichmann im Großen Saale des ehemaligen Preußischen Herrenhauses in Berlin am S. April 1933 bei einer Buchhändlerkundgebung des Kampfbundes für den gewerb lichen Mittelstand und des Kampfbundes für deutsche Kultur. 24 namhaft machen, die »direkt liefert», noch eine chemisch-pharma zeutische Fabrik, die etwa im Wege des Versandgeschäftes ver sucht, ihre Tabletten zu verkaufen. Nun sind Bücher sicherlich weder mit Automobilen noch mit Wundsalbe zu vergleichen, und doch liegen die Gründe viel näher, als man glauben mag. Als es noch keine modernen Buchsabriken gab, sondern nur sorgfältig und gewissenhaft arbeitende Verleger, die konzentriert an ihrer Herstellung arbeiteten, hatten diese gar keine Zeit, die Geschäfte des Verteilers zu besorgen, man gab sich nur Mühe, diesen Verteiler für seine Arbeit zu interessieren und dafür zu sorgen, daß er die Möglichkeiten seines Geschäftes voll ausnützte. Als dann die Buchfabriken kamen und die Schlagerhatz einsühr- ten, als Hinz und Kunz ans Büchermachen gingen und darin kein Ende war, gab es für den Verteiler nur zwei Möglichkeiten: ent weder machte er die Schlagerhatz mit oder aber er verzichtete ganz auf das Geschäft und widmete sich dem wissenschaftlichen Sorti ment. Das letztere war schwer, erforderte sehr viel Sachkenntnis und setzte für die Rentabilität einen guten Kundenstamm vor aus. Folglich schieden schon alle kleineren, mittleren und nicht ganz sattelfesten, kapitalschwächeren Firmen von vornherein aus. Aber auch die wissenschaftliche Literatur wuchs ins Gigantische. Ihre Verlage griffen zur Selbsthilfe. Noch heute besteht in weitesten Kreisen die Ansicht, daß es eigentlich nichts Einfacheres gibt als die Eröffnung einer Buch handlung: man muß gebildet sein, d. h. belesen, und — braucht kein Geld, denn die Verlage liefern ja alles in Kommission. So entstand auch eine Invasion kapitalschwacher, oftmals berufs fremder Elemente im Sortimentsbuchhandel. Zur Eröffnung eines Verlages fühlte sich sowieso jeder literarische Snob berufen, Drucker, Buchbinder und Papierlieferanten kreditierten bis zum Zusammenbruch und aus den Beständen entstanden die »modernen« Antiquariate. Das Ergebnis dieser jahrzehntelangen Entwicklung ist eine so gründliche Verstopfung des Marktes, daß ich eine Besserung nur, wie schon wiederholt betont, durch eine Konzessionierung des Gesamtbuchhandels für erreichbar halte"). Aber das ist eins Frage für sich. Inzwischen haben die Aktionsausschüsse des Börsenvereins, der Gilde und des Deutschen Verlegervereins *') schon Verordnungen erlassen, die hoffentlich eine gedeihlichere Zusammenarbeit von Ver lag und Sortiment ermöglichen. Beide müssen national sozialistisch denken lernen, wollen sie teilhaben am all gemeinen Aufstieg der Wirtschaft in der kommenden Zeit. Denn der Nationalsozialismus ist keineswegs eine so ungeistige Bewegung, wie immer wieder von einzelnen Buchhändlern klagend behauptet wird. Riesenhafte Probleme hat er zu bewältigen aus geistigem und weltanschaulichem, auf politischem und wirtschaftlichem Ge biet. Wie sinnlos übrigens diese Behauptungen von der ungeisti gen Bewegung sind, zeigen die hohei; Auflagen solcher Bücher wie die des großen Theoretikers der Partei, Alfred Rosenberg, die doch gewiß nicht leicht zu lesen sind. Nationalsozialistisch denken und handeln lernen bedeutet aber: richtig denken und handeln. Der Angehörige einer Volks gemeinschaft denkt und handelt also richtig, wenn er nach gemein nützigen Grundsätzen, nach nationalen und sozialen Gesichtspunk ten arbeitet. Es ist nicht mehr angängig, daß ein Verleger in Zu kunft sagen kann: was kümmert mich das Sortiment, ich mache mein Geschäft auch so, oder daß ein Sortimenter meint: wenn ich dort nicht 45"/° Rabatt bekomme, soll mir der ganze Verlag gestohlen bleiben. Wir werden wieder zu ganz normalen Ver hältnissen zurückzukehren haben. Und wer dabei glaubt, aus der Reihe tanzen zu können, der stellt sich außerhalb der Volksgemein- *> Vgl. dazu: Protokolle der ehemaligen Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Buchhändler in Berlin über meine Vorträge daselbst. Zuletzt bei der großen Kundgebung der Arbeitsgemeinschaft am St. März 1933, wo ich ausführlich diese Konzessionierung be gründete. **> Vgl. dazu die betreffenden Nummern des Börsenblattes, des Gildeblattcs und der Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins.
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