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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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man bedient sich bestimmter Buchstaben, die in verschiedenen Breiten gegossen sind, ähnlich wie Gutenberg an die 20 verschie denen e in seinen Meisterdrucken verwendete. Der Buchschmuck und die Illustrationen, fast immer von berufenen Künstlern geschaffen, erfahren naheliegen derweise eine besonders liebevolle Behandlung. Die edelsten Druckverfahren sind für Luxusdrucke anscheinend kaum gut genug, fodaß man außer farbigen Originalradierungen mit der Hand eingemalte Initialen und Leisten, mit der Hand aufgetragene und erhöhte Goldgründe, handkolorierte Originallithographien oder Holzschnitte verwendet. Auch vielfarbige Lithographien, vom Künstler auf den Stein gezeichnet, Holzschnitte, von den Originalstöcken auf Japan gedruckt, Farbenholzschnitte, in Passe partouts, gesondert in beigegebener Mappe, Radierungen auf Seide und andere Delikatessen finden sich. Der Faksimile-Far benlichtdruck in der hohen Stufe seiner Entwicklung gelangt zur Verwendung, ja man wetteifert in der Herausbringung edelster Drucke, deren Technik man u. U. sogar verschweigen zu müssen glaubt: »Die Wiedergabe der Aquarelle des Künstlers er folgt in einer neuen Technik, die alle die vielfarbigen Wunder und zeichnerischen Feinheiten dieser Kunstwerke so vollkommen wiedergibt, daß man glaubt, der Künstler habe eigenhändig die Bilder in jedes einzelne Exemplar hineingemalt«. Auch sonst werden die hohen Qualitäten der Bildbeigaben gepriesen: »Die Radierungen sind geistvolle Interpretationen des Werkes, eine graphische Dichtung für sich«. Die gewöhnliche Strichätzung (man nennt sie wohlklingender »Zinkzeichnung«) oder gar die Auto typie erfreuen sich keiner Beliebtheit; man verzichtet auf diese Zweifellos schönen Reproduktionstechniken nicht selten zugunsten einer reichlich rohen Holzschnittechnik. Nein drucktechnisch ist der Druck von Luxusbänden an Schwierigkeiten reich, besonders dann, wenn der Druck auf der Handpresse erfolgt. Genauestes Register bei mehr farbiger Ausführung gilt als Selbstverständlichkeit, Paßschwierig keiten erfordern darum ein Drucken mit Punktmen. Bei der Kost barkeit der verwendeten Papiere und Pergamente müssen Ma kulaturdrucke auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Geht nun gar ein Bogen, verschiedenfarbiger Initialen wegen, mehrfach durch die Presse, und werden, wie dies zuweilen geschieht, Holz schnitte einzeln auf der Handpresse eingedruckt, so vermehren sich noch die Schwierigkeiten für den Drucker. Es bleibt da vielfach nichts weiter übrig (ich bitte die Drucker, zu entschuldigen, wenn ich etwas aus der Schule plaudere), als der bewährten Schnell presse den Druck der vielfarbigen Bogen anzuvertrauen. Wenn sich damit auch der Nimbus des rein handwerklichen Ursprungs nach Art der Drucke früherer Jahrhunderte etwas verflüchtigt, so wird man im Hinblick auf das haargenaue Passen diesen »Man gel« gern mit in den Kauf nehmen. Es spricht ja auch niemand darüber, und das Kolophon berichtet nur von Handpressendrucken (»alle Drucke der X-Presse werden mit der Hand abgezogen«). Die Beschaffung einer prächtigen, satten und strengen Farbe bereitet zuweilen Schwierigkeiten; die Preise für solche Farben sind reichlich hoch. Die Satzanordnung, die auf die Ge- samtwirkung des Buches von ganz wesentlichem Einfluß ist, be sorgt in den meisten Fällen ein Künstler. Es werden dabei nicht selten gewagte Versuche unternommen, die lediglich den Reiz des Originellen für sich in Anspruch nehmen können. Die meisten Schwierigkeiten verursachen im allgemeinen die Einbände von Luxusausgaben. Vor allem müssen die verwendeten Materialien unbegrenzte Dauer gewährleisten. Lederbeize, Leder farbe, Aufdruck, Leim, alles mutz sorgfältig im Hinblick auf eventuelle gefährliche Verbindungen oder Zersetzungen untersucht worden sein. Der Zerfall der meisten deutschen Ledereinbände, die nach 1860 entstanden, ist eine Erscheinung, die mit Recht die Aufmerksamkeit der interessierten Kreise auf sich gelenkt hat. Viele Lederbände der letzten Jahrzehnte mutzten bereits durch neue er setzt werden, weil sie den »roten Verfall« zeigten, d. h. brüchig wurden und wie Zunder zerfielen. Besonders gefärbte Leder einbände, deren Leder mit Schwefelsäure gebeizt wurde, um eine gleichmäßige Färbung zu erhalten, sind dem Verfall preis gegeben. Von einem Luxusbuch kann man erwarten, daß es in »sumach gegerbte« (Verwendung reinen Sumachs), V8t färb- und lichtechte Leder oder beste Pergamente gebunden ist. Englische Firmen liefern solche Leder mit Ga rantiescheinen. Man erhält auch in deutschen Handbinde- werkstätten (Karl Ebert, München, Carl Sonntag, E. A. Enders, Leipzig, O. Herfurth, Berlin, Paul Kersten, Berlin, u. a.) Leder einbände in garantierte Leder gebunden. Zur Verwendung ge langen Schweins-, Kalb-, Schaf- und Ziegenleder; letzteres bildet unter der Bezeichnung »Maroquin« das beliebteste Leder für Luxusbände. Auch Bände in Dog-, Seehund- oder Haisifchleder, Halb- oder Ganzseide, Halb- oder Ganzpergament, Batist, Roh seide, Segelleinen gebunden, ferner »Edelpappbände«, in Künst ler-Kleistermarmor oder handgemalte Batikpapiere gebunden, sind beliebt. Daneben fehlt es nicht an Rara, die Buchdecken aus Zedernholz, Eichenholz von der 2000 Jahre alten Nömerbrücke in X oder solche in Menschenleder gebunden enthalten. Die Handbinde Werkstätten wetteifern in der meisterlichen Gestaltung handgebundener Ganzlederbünde, zu denen ihnen her vorragende Künstler die Entwürfe lieferten. Von solchen Luxus büchern heißt es dann, daß sie »mustergültig in Handbände ge faßt« wurden, oder: »den Titelentwurf lieferte Prof. X, der auch die Satzanordnung besorgte. Der Einband wurde in der Werkstatt für Handbindekunst von L. gefertigt«. Bronzeschließen, Jnnenkantenvergoldung, prächtige Futterale, seltene Lesebänder u. a. bilden weitere willkommene Zugaben für den bibliophilen Feinschmecker. Nicht selten liest man von Pappbänden, die »unter Benutzung alter Stempel« hergestcllt werden. Des Handbuch bindemeisters Ehrgeiz zeigt sich dann darin, mit wenig Stem peln und Fileten seiner Phantasie freien Spielraum zu lassen und prächtige Werke edelster Handvergoldung, Leder-, Mosaik- und Jntarsien-Arbeiten zu schaffen. Daß Schnitt und Handver goldung in echt Gold auszuführen sind, versteht sich von selbst. Luxuswerke werden in vielen Fällen in Jnterimsein- bände leicht gebunden. Solche Exemplare müssen besonders vorsichtig geheftet und geleimt werden, um die Bogen für et waiges Umbinden zu schonen. Damit wird dem Wunsche ein zelner (vielleicht echtester) Bibliophilen entsprochen, die ihre Kost barkeiten in eigene, durch den persönlichen Geschmack bestimmte Einbände zu kleiden wünschen. Dies würde den Anschauungen eines Grolier u. a. entsprechen. In diesem Punkte sind die An sichten allerdings noch geteilt, zahlreiche Bibliophilen erkennen ein Werk nur in der vom ausstattenden Künstler getroffenen Umhüllung an. Solche Jnterims-Pappbände sind zuweilen Fein heiten für sich, die jeder Bibliothek -zur Zierde gereichen. Die Heftung ist, wie schon erwähnt, eine besonders sorgfältige; gebräuchlich ist eine solche auf Pergamentbünde. Mitunter er folgt aus den oben schon dargelegten Gründen die Luxusaus gabe in ungebundenen Exemplaren. Der beratende Künstler refp. künstlerische Leiter der Presse entwirft dann auf Wunsch beson dere Einbände, die sich dem persönlichen Geschmacks und der Bibliotheks-Ausstattung der fraglichen Bücherfreunde anpassen. Soviel über die technischen Mittel, deren man sich bedient, um zu wahrhaft kostbaren Luxusausgaben zu gelangen. Es scheint fast, als ob die Freude am schönen, prächtig ausgestatteten Buche erheblich im Zunehmen begriffen sei, denn die Zahl der Luxusausgaben ist in den beiden letzten Jahren ungewöhn lich angeschwollen. Dies ist, so erfreulich es an und für sich sein mag, dennoch verwunderlich, zumal, da die Liebhaber- bzw- Luxusausgaben im Preise erheblich mehr gestiegen sind als die Gebrauchsbücher. Man mag in manchen Fällen (und diese An nahme erscheint im Hinblick auf den »Warenhunger« der vergange nen Jahre gerechtfertigt) das Luxusbuch öfters auch als sichere Kapitalanlage betrachtet haben. Die Seltenheit der Materialien und die kostspielige Hand arbeit rechtfertigen die Höhe der Prei s'e. Dazu gesellt sich die Luxussteuer, die freilich im Preise manchmal schon eingerechnet ist. Der Verleger veranstaltet zumeist zwei Ausgaben, er kündigt sie als Einfache Ausgabe ^ und Vorzugsausgabe 6 an, oder er läßt das in Frage kommende Werk in drei Ausgaben erscheinen, etwa ä. Luxusausgabe 1—10 in Ganz-Maroquin, handvergoldet 850^;
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