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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1903
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- Deutsch
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4202 Nichtamtlicher Teil. ^ 119, 26. Mai 1903. kann. Der Druck der Bändchen ist ausgezeichnet und gereicht der Wiener Buchdruckerkunst zur Ehre. Der Ausstellung von Originalen sind die bis jetzt erschienenen neun Bändchen von Gerlachs Jugendbücherei eingefügt, so daß ein Vergleich zwischen dem Original und der Wiedergabe der ein besondres Interesse hat, möglich ist. Im großen Ganzen zeigen die einzelnen Bilder den vollen Reiz der Originale, deren ganz getreue farbige Wiedergabe zwar nicht voll erreicht ist, aber wohl auch nicht beabsichtigt war. Dem Wert der Büchlein tut dieser Einwand in keiner Weise Abbruch. Nach diesen allgemeinen Ausführungen wollen wir noch kurz einige Worte zu den Originalzeichnungen für die einzelnen Bändchen sagen. Band I, Kinder- und Hausmärchen nach Sammlung der Gebrüder Grimm, hat Ignaz Taschner in München mit sehr eindrucksvollen Bildchen, voll von urwüchsiger Kraft und prächtiger Laune, illustriert. Die Schwarz - Weiß- Zeichnungen sind vortrefflich, die farbigen Bilder kon trastreich und wirkungsvoll. Die stark bunten Farben in ihrer trefflichen Zusammenstimmung sind von ent zückendem Reiz. Die Märchensammlung von L. Bechstein, Band II, und die Kinder- und Hausmärchen von Gebrüder Grimm, Band V, sind mit Bildern von Karl Fahringer in Wien geschmückt, die mit ihrer Poesie, ihrer lustigen Stimmung und Schalkhaftigkeit, sowie der originellen Ausführung sich dem Texte vortrefflich anpassen. Wie viel prächtige Laune liegt z. B. in den wenigen Bildern zu dem Märchen »Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel«! Die vergnügt listigen Gesichter der beiden Igel, die devote Untertänigkeit des Igels vor dem Hasen, die Anstrengungen des Hasen beim Wettlauf sind in kostbarer Weise zum Aus druck gebracht. A. Weißgerber in Wien hat Band III, Kinder- und Hausmärchen nach Gebrüder Grimm, und Band VI, Till Eulenspiegel, mit Bildern und Schmuck ausgestattet. Weiß gerber ist ein Schwarz-Weiß-Stilist von Schwung und prächtiger Auffassung, der bei den farbigen Bildern mit wenig Mitteln wirkungsvoll zu schildern vermag. In Till Eulenspiegel entwickelt er einen herrlichen Humor, wie er gerade bei den Streichen dieses Schalksnarren er wünscht ist. Bei den Originalbildern zu Band IV, Aus des Knaben Wunderhorn, lernen wir Berthold Löffler in Wien kennen, einen tüchtigen Künstler, der in seinen farbigen Blättern eine stimmungsvolle Wirkung erzielt. Ganz aus gezeichnet sind die verschiedenen ein- und mehrfarbigen Orna mente, Zierstücke usw., die einen hübschen Schmuck dieses Bändchens bilden. Dem Inhalt der einzelnen Gedichte paßt sich Löffler mit seinen volkstümlich anmutenden Bildern trefflich an. Den VII. Band, Gedichte von Josef Freiherr von Eichen dorf, hat Horst-Schulze in Leipzig mit gut erfundnen und fein enrpfundnen Bildern geschmückt, die durch ihre edle poe tische und träumerische Stimmung ungemein anheimeln. Über allen Bildern dieses Künstlers liegt ein präch tiger Hauch von romantischer Träumerei, seine Landschaften sind voll von stimmungsvollen Gedanken, denen ein ganz hesondrer Reiz innewohnt. Schade, daß diese so poesievollen Bilder mitunter ganz beträchtliche Mängel in der Zeichnung aufweisen, die übrigens den Gesamteindruck in keiner Weise stören. Reinecke Fuchs von Wolfgang von Goethe liegt als Doppelband VIII, IX (Preis 3 vor. Die künstlerische Ausschmückung, die ohne jeden Tadel ist, lag in den Händen von Karl Fahringer. Seine ausgezeichneten Bilder offen baren ein liebevolles Studium der Tierwelt. Außer den Originalen zu diesen neun Bändchen sind noch diejenigen zu dem demnächst erscheinenden X. Bändchen, Lenaus Gedichte, ausgestellt, die Hugo Steiner in München geschaffen hat. Diese stimmungsvollen und fein empfundnen Bilder sind in ihrer Ausführung ganz vorzüglich, vor allem die farbigen Bilder, die von köstlichem Reiz sind. So darf man wohl auch in diesem neuen Bändchen eine weitre gediegen-geschmackvolle Gabe für die Jugend er warten, die der Firma Martin Gerlach L Co. in Wien zu ebenso großem Dank verpflichtet ist wie die Erwachsenen, die an dem Bändchen sicher Freude und Gefallen finden werden. Im III. Geschoß des Deutschen Buchgewerbehauses be finden sich sechs verschiedene Sonderausstellungeu größern und kleinern Umfangs, von denen in erster Linie diejenige des Graphikers Bruno Hsroux in Leipzig Be achtung und Anerkennung verdient. In Fachkreisen gilt Bruno Hsroux schon längst als eine hervorragend künstlerisch technische Kraft. Kein geringerer als Max Klinger hat zuerst die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Im Jahr 1868 in Leipzig als Sohn eines Graveurs geboren, widmete Hsroux nach vollendetem Schulbesuch sich der Holzschneidekunst, zu welchem Zweck er die Königliche Kunstakademie besuchte. Nach Vollendung seiner Studien wandte sich Hsroux dem kaufmännischen Beruf zu, der ihm aber wohl keine Be friedigung geboten hat, denn bald nahm er seine künst lerische Tätigkeit wieder auf und ist ihr auch treu geblieben. Auf dem Gebiet des Holzschnitts, der Lithographie und Radierung hat Höroux, wie die ausgestellten Arbeiten zeigen, ganz Bedeutendes geschaffen, das ihm mit Recht den Ruf eines außerordentlich tüchtigen Graphikers gebracht hat. Vor allem ist aus seinen Arbeiten rühmend hervorzuheben, daß Hsroux jede einzelne Technik in ihrer vollen Stilreinheit sprechen läßt und ein ausgesprochner Gegner der technischen Stilvermischungen ist, die z. B. im Holzschnitt durch den Tonschnitt eine malerische Wirkung zu erreichen versucht. Bei den Holzschnitten Hsroux', meistens Exlibris, darunter das prächtige Blatt für S. Lehnsmann, sieht man überall die Arbeit des Stichels, und doch verbindet sie mit der Reinheit der Technik eine schöne Formensprache und tiefe Tonschönheit. Auch bei allen andern graphischen Arbeiten, den Radierungen, den Strichradierungen, den Kaltnadel arbeiten, den Lithographien in Kreide-, Strich- und Feder manier, läßt der Künstler die besondern Reize der ein zelnen Techniken voll zur Geltung kommen. Für den anatomischen Atlas des Professors Spalteholz in Leipzig, Verlag von S. Hirzel in Leipzig, hat Hsroux nach Leichen und Präparaten Hunderte von Tuschzeichnungen ausgeführt, die als mustergiltig bezeichnet werden müssen. Diese Tätigkeit bot ihm in jahrelanger Arbeit auch Gelegenheit zum Studium des menschlichen Körpers, das ihm für sein weitres künstlerisches Schaffen von hohem Wert war und noch ist, was seine subtil und fein ausgeführten Akt zeichnungen beweisen. Ein ganz ausgezeichneter Akt ist z. B. das in Kreidezeichnung auf Steinpapier ausgeführte und in braun, grün und einer Tonunterlage gedruckte Blatt Demi Visrgs, das im Verlag von E. A. Seemann in Leipzig er schienen ist, ferner der Halbakt, die männliche und weibliche Aktstudie usw. Ganz vortrefflich ist auch der lebens wahre Kopf eines Orang-Utangs, eine mit fetter Lithographie tusche in verschiednen Stärkegraden auf Stein hergestellte Zeichnung, die dann mit Schabernadel und Pinsel weiter bearbeitet ist. Die prächtigen Federzeichnungen auf Stein, wie z. B- das Bildnis des Kunstsammlers Arthur Liebsch, sind erstklassige Arbeiten von sauberster und peinlichster Aus-
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