Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290907
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192909073
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290907
- Bemerkung
- Seite 6505+6506, 6511+6512 fehlen im Original
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-09
- Tag1929-09-07
- Monat1929-09
- Jahr1929
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Autor
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
jX? 208,7. September 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. Schluß der Versammlung kam. So konnten auch die Herren noch etwas Sonne ins Herz herein lassen bis zum Festessen im Uhlenhorster Fährhaus. Wer dieses kennt, der weiß auch, was er hier zu erwarten hat. Ich werde mich deshalb hüten, hier die Speisenfolge auch nur anzudeuten. Die Tafel war ver schwenderisch mit schönen Blumen und Damen geschmückt, es gab Reden, die meistens auf den heiteren Ton gestimmt waren und so konnte es nicht ausbleiben, daß sich die traditionelle Kreis Norden-Stimmung bald voll entfaltete. Eine Menge Fest gaben wurde verteilt, deren Spender die Firmen: C. Boy- sen, Broschek L Co., Gebrüder Enoch, Paul Har tung und Martin Riegel in Hamburg sowie Georg Westermannin Braunschwdig waren. Sollte ich hier einen Spender vergessen haben, so möge man versichert sein, daß es keine böse Absicht war. Die Titel dieser Bücherspenden ver schweige ich ebenfalls, um keinen Neid zu erwecken. Daß sich ein Tanz anschloß, braucht kaum erwähnt zu werden, ist dieser doch die geeignete Form, allen Teilnehmern gerecht zu werden, den jungen und den älteren, da es alte heutzutage nicht mehr gibt. Am Montag folgte zuerst eine BesichtigungderHan- seatischen Verlagsanstalt in Wandsbek, die eigentlich nur für die Mitglieder gedacht war, auf interessierte Damen aber mit ausgedehnt wurde. Wir wurden in Autos nach Wands bek befördert, hier durch alle Stockwerke dieses modernen gra phischen Betriebes geleitet, wo uns durch kundige Führer die Hauptzweige des groß angelegten Unternehmens: Buchdruckerei, Buchbinderei und Verlag, gezeigt wurden. In der Kantine gab es dann ein ausgezeichnetes Frühstück, bei dem uns Herr Direktor Bott willkommen hieß und der Oberbürgermeister von Wandsbek Herr Rodig uns in der Stadt Matthias Claudius' begrüßte. Den Dank der Gäste für die geistigen und leiblichen Genüsse und die Festgabe übermittelte Herr Thaden. 12 Uhr mittags schloß sich eine Hafenrundfahrt an und zwar auf zwei Barkassen. Für Binnenländer bemerke ich, daß die Betonung auf der zweiten Silbe liegt, um, wie Herr Blencke uns auseinandersetzte, Verwechslungen mit den Kassen des Sortiments zu vermeiden, die wenig b a res Geld enthalten. Wer eine solche Hafenfahrt zum ersten Male macht, ist erstaunt über diese Riesenanlagen, die sich auf etwa 4000 lla erstrecken sollen; wer sie wiederholt, bewundert die hier herrschende Geschäftigkeit und das stets wechselnde Bild, das die großen Schiffe aller Nationen ge währen. So fuhren wir dicht an der »Europa« vorbei, der früheren ausgebrannten »Bremen«, die demselben Schiffstyp an gehört. Auf der Weiterfahrt nach Blankenese hatten wir das Glück, dem Hamburger Dampfer »Milwaukee« zu begegnen, der von seiner ersten Auslandreise zurückkehrte. Nach dieser wun derschönen Fahrt durch Licht und Sonne schloß sich im Fährhaus Sagebiel in Blankenese mit seinem prachtvollen Ausblick auf die Elbe ein Essen an, bei dem Herr Blencke in seinem und Herrn Tha- dens Namen als glückliche Einwohner dieses schönen Erdenplätz chens uns willkommen hieß. Herr Boysen sprach dem Festaus schuß, bestehend aus den Herren Blencke, Thaden, Herrn. Lorenzen, und seinen jungen Helfern, den Herren Albert Boysen und Ernst Martin Maasch, die unermüdlich ihres nicht leichten Amtes ge waltet hatten, seinen Dank aus. Leider war es mir nicht vergönnt, an dem nachfolgenden Spaziergang durch die schönen Gärten und Parks teilzunehmen, da mein Zug zu zeitig fuhr. Es ist aber nicht zu bezweifeln, daß dieser Spaziergang, der Kaffee im Elbkurhaus am Rande der Elbe und die Fe st Vorstellung der Niederdeutschen Bühne in Krögers Hotel in Blankenese: »Sodom und Go morrha«, niederdeutsches Lustspiel von Heinrich Behnken die Teil nehmer ebenso gefesselt haben wie das ganze so schön verlaufene Fest. So bleibt mir nur übrig, den lieben Kollegen herzlichen Dank für das viele Schöne zu sagen. Lange wird das Fest in der Erinnerung nachwirken, wenn die Worte des Festliedes von M. M. beherzigt werden: Die Bücher, die Lampe, die Brille zur Hand, Den Rebensaft mir zu Seite. Ade nun ihr Sorgen und Weltenbrand, Mein Geist, der zieht in die Weite. Das Plagiat und seine internationale Bekämpfung. Aus den Verhandlungen des Welt-Reklame-Kongresscs Berlin 192S. Uber die Fragen des Plagiats und des Urheberrechts sprachen in den Vollsitzungen des Welt-Reklame-Kongresses vier Herren: ein Holländer, L. Levisson; ein Franzose, Charles Peignot; der amerikanische Patentanwalt Ferd. Burchartz, und ein Deutscher, Christian Adt. Kupferberg, der Mitinhaber der gleichnamigen Sekt kellerei. Charles Peignot, der Vorsitzende des Internationalen Aus schusses der Schriftgießereien für einen besseren Schutz der Schrift gießerei-Erzeugnisse ff. Nr. 8, S. 35), beschäftigte sich ausschließlich mit dem Plagiat am typographischen Buchstaben, worauf wir in einem besonderen Artikel zurückkommen werden. Ferd. Burchartz besprach den internationalen Patent-, Muster- und Markenschutz und plädierte besonders eindringlich unter genauer Darlegung der Bestimmungen in den einzelnen Staaten für eine internationale Vereinheitlichung des Urheberrechtsschutzes in jeglicher Form. Mit dem Wesen des Plagiats beschäftigten sich Levisson und Kupferberg. Da der Haupt inhalt der Rede Levissons auch — nur systematischer geordnet — bei Chr. Adt. Kupferberg, wiederkehrt, genügt es, um vollkommen unterrichtet zu sein, wenn wir den Gedankengängen Kupferbergs folgen. Kupferberg unterschied sieben Arten von Plagiaten: 1. Das Plagiat aus Versuchung. Nehmen wir an, Herr Mayer, der rührige Inhaber irgendeines Geschäftes in einer kleineren Stadt, befindet sich auf der Reise oder in einem Kurort. Bei seinem Friseur oder Im Lesezimmer blättert er In den Bild zeitschriften, vielleicht in solchen, die er sonst nicht immer zu sehen bekommt, seien es nun deutsche oder ausländische Ausgaben. Plötzlich sieht er ein Bild, das ihm entweder durch seine ausfällige oder durch seine »schicke« Ausführung ungewöhnlich gut gefällt. Viel leicht sucht er schon wochenlang nach irgendeiner Reklameidee, die ihm nicht kommen wollte. Hier in dem künstlerischen Entwurf irgend einer Weltfirma findet er bas, was er so lange vergeblich suchte. Er sieht nach: Der Inserent dieses Entwnrss wohnt weit vom Schuß, außerdem gehört er einer ganz anderen Branche an. Immer mehr verstärkt sich der Entschluß, diesen Entwurf, so wie er da ist, für die eigenen Zwecke zu verwenden. Natürlich müßte man der Dame statt der seidenen Strümpfe, die sie prüfend in der Hand hält, die neue Bluse zu 9.50 Mark in die Hand geben, die jetzt besonders poussiert werden soll. Auch ein paar hübsche Verzie rungen könnte man da und dort noch anbringen. Kurzum, das Blatt wandert in die Brieftasche, und einige Zeit danach begibt sich Herr Mayer in seine Klischeeanstalt mit dem Austrage, diesen Entwurf in eine entsprechende Anzeige der Firma Mayer zu verwandeln. Der Inhaber der Klischeeanstalt, Mitglied ehrenwerter Verbände, die hier vertreten sind, macht ein langes Gesicht. Der Auftrag ist ihm sichtlich unangenehm, andererseits ist Herr Mayer ein guter Kunde, dem man schließlich nicht ins Gesicht sagen kann, daß sich so etwas nicht gehört. Er wagt also zunächst nur einen schüchternen Einwurf. Herr Mayer weist diesen entrüstet zurück und betont, daß er selbst die Verantwortung dafür trüge, was schließlich auch richtig ist. End lich einigt man sich dahin, daß das schöne Bild auftragsgemäß Ver wendung findet, jedoch seitenverkehrt, »damit man es nicht merkt«. Fertig ist das »Plagiat der Versuchung«, geboren weniger aus dem Wunsch, fast unentgeltlich zu einem Entwurf zu kommen, als aus der Unfähigkeit, eigene gute Ideen zu fördern. 2. Das Plagiat aus Not. Herr A. und Herr B. haben irgendwo ein gemeinsames Arbeitszimmer, an welchem stolz die Anschrift »Reklame-Büro« prangt. A. und B. nennen sich Reklame berater und machen alles, was verlangt wird, von der Schaufenster dekoration bis zur Wurfsendung, von Beratung der kleinsten bis (angeblich) auch der größten Firmen. Herr A. kehrt von einem Kun denbesuche zurück und erfreut seinen Teilhaber mit der Mitteilung, baß das bekannte Modenhaus T. bei ihm einen Entwurf bestellt habe. Eine sehr schicke, mondäne Frau auf einer Schloßterrasse soll es sein, die einen Sonnenschirm in der Hand hält. Dreißig Mark darf das Kunstwerk kosten. Bis morgen mittag muß es geliefert werden, A. und B. halten Kriegsrat. Woher nimmt man eine sehr schicke, mon däne Frau mit Sonnenschirm, alles zusammen für 30 Mark? Zu nächst werden die Magazine durchwllhlt. Dann werden die Mobezeit- schriften eingehend untersucht. Besonders einige Zeitschriften (aus dem Vorjahr), die A. und B. schon oft aus der Not geholfen haben, werden zur Mitarbeit herangezogen. Endlich findet sich das Gesuchte. Hier sitzt die schöne Frau auf der Schloßterrasse. Allerdings hat sie keinen Sonnenschirm, doch dieser läßt sich ja leicht anbringen. Nun wird geschnitten, geklebt, gepaust und retuschiert, selbstverständlich nicht ohne die ganze Sache auf die andere Seite zu drehen. Fertig ist 968
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder